Vergangene Woche erst feierten die Breakdancer der Showtanzgruppe DDC in Schweinfurt mit der Präsentation ihrer neuen Show einen furiosen Erfolg. Fünf Mal ausverkauftes Haus hieß es da. Insofern war es verwunderlich, dass in der Stadthalle von Bad Neustadt noch eine ganze Reihe Stühle unbesetzt blieben. Dabei war das, was die jungen Tänzer boten, eine künstlerischen Darbietung der Extraklasse.
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Die Tanzkompanie, die inzwischen in allen Teilen des Erdballs zuhause ist, war allerdings nicht mit ihrem neuen Programm zu Gast, sondern mit der älteren Show "Breakin' Mozart". "Wir hätten sie gern mit dem neuen Programm dagehabt, doch dafür ist die Bühne zu klein", bedauert Hallenmanager Michael Schönmeier. Doch die Zuschauer kamen auch so auf ihre Kosten.
Akrobatische Tanzeinlagen zu Mozarts größten Hits
"Keine Tabus", hatten sich die jungen Künstler wohl gedacht und einen Stoff aus der Klassik gnadenlos in die Gegenwart übertragen. Mozart hätte wahrscheinlich seinen Gefallen gehabt, zumal er selbst mit revolutionären Aufführungen aufwartete – allerdings nicht immer zum Gefallen des damaligen Publikums.
In der Stadthalle war das anders. Gnadenlos bedienten sich die Künstler am Werk des Komponisten und erwählten in erster Linie die bekanntesten Melodien, um sie tänzerisch in Bewegung des akrobatischen Breakdance umzusetzen. Und das Publikum war entzückt. Als die Sopranistin die Arie der Königin der Nacht sang und ein Tänzer dazu komplizierteste Figuren zum Besten gab, war kein Halten mehr.
Orchestermusik trifft Hip-Hop und Jazz
Es kam ja auch viel zusammen: Echopreisträger Cristoph Hagel am Klavier und die Sopranistin Darlene Ann Dobisch gehen auf der Bühne eine extravagante Symbiose mit dem Tanzensemble ein - und es wirkt vollkommen authentisch. Auch die musikalische Darbietung gleicht einem Experiment. Mal wird die klassische Orchestermusik eingespielt, dann die Stücke im Hip-Hop-Stil elektronisch bearbeitet oder für das Saxofon jazzig arrangiert.

Über die tänzerische Qualität muss man kaum noch ein Wort verlieren. Die rasanten Drehungen lassen schwindelig werden, Saltos wirken wie schwerelose Luftsprünge, einseitige Handstände scheinen die Gesetze des Gleichgewichts außer Kraft zu setzen. Und stets sind die akrobatischen Einlagen in einen flüssigen Bewegungsablauf und eine durchdachte Tanzchoreographie eingebaut, die sich ganz stark am mit Gefühl beladenen Bedeutungsinhalt des Originalwerks orientiert.
Kurzum: Es wirkte ganz und gar nicht befremdlich, wenn ein junger Mann zur Ouvertüre der "Entführung aus dem Serail" sich wie ein Derwisch auf dem Kopf stehend dreht und Luftsprünge vollführt. Stets trafen die geschmeidigen Bewegungen die Eleganz und Schönheit der Töne. Somit war der Abend ein Erlebnis, das das Publikum vom Stuhl riss und am Ende zu minutenlangen Beifallsstürmen entfesselte.