Das Übernachtungsgewerbe gehört zweifelsohne zu den Bereichen, die am stärksten unter der Pandemie zu leiden hatten. Schon im vergangenen Winter hatten Hotels und Pensionen während der Hochsaison in den Winterferien komplett ihren Betrieb einstellen müssen. Jetzt sind die Häuser zwar geöffnet, aber von einem Ansturm auf die Häuser kann keine Rede sein. Das erfuhren wir bei einer Umfrage unter größeren Hotels in und um Mellrichstadt.
300-Betten-Haus ist nur zu 80 Prozent belegt
Das Rhön Park Hotel ist laut Prokuristin Cornelia Baars zu 80 Prozent ausgelastet. Im Oktober sei die beliebte Anlage an der Rother Kuppe von der Stornierungswelle erfasst worden. Vor Corona seien die 300 Betten um diese Zeit gewöhnlich komplett belegt gewesen. "Auch das Tagungsgeschäft im ersten Quartal ist schon gänzlich weggefallen". Längerfristige Buchungen seien spontanen Anmeldungen gewichen, erzählt Baars.
Die Hotel-Prokuristin weiß genau, dass die Belegung nach den Weihnachtsferien abrupt heruntergeht, dann konzentrierten sich Anfragen hauptsächlich auf die Wochenenden und auf die freien Tage zu Fasching und den Osterferien. "Schnee wäre jetzt sehr nützlich für gesteigerte Hotel-Anfragen", sagt Baars. Sie registriert aber, dass die Gäste momentan sehr vorsichtig beim Buchen seien. Deswegen versuche die Geschäftsführung, Entgegenkommen zu zeigen, wenn es um mögliche Stornierungen geht. "An der Preisschraube haben wir jedoch nicht gedreht", so die Prokuristin.
Personal im Gastgewerbe stark verunsichert
Sie verweist aber auf ein anderes Problem der Hotellerie. "Das Personal ist stark verunsichert durch die ständig wechselnden Vorgaben der Politik." Einige Mitarbeiter seien abgesprungen und in andere Branchen abgewandert. Doch das Rhön-Park-Hotel verfüge über einen treuen Personalstamm, sodass der Betrieb nicht beeinträchtigt sei. Daher blicke sie auch "vorsichtig optimistisch" auf den nächsten Sommer. "Und dann hoffen wir auf eine Nachfrage wie in diesem Jahr!"

Auch im Hotel "Sonnentau" war nach Worten von Inhaber und Geschäftsführer Heino Goldbach der Sommer "super" gewesen. Zunächst sei die Weihnachtszeit auch ausgebucht gewesen, doch schon im Herbst habe es Stornierungen gegeben. "Wir haben also jetzt noch einige Zimmer frei und ebenfalls etwa 20 Prozent weniger Übernachtungsgäste gezählt als vor der Pandemie", so Goldbach. Deshalb müsse er auch wieder einige Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Das belaste ihn doch stark, weil sein Haus ebenfalls über ein treues Personal verfüge.
Goldbach kritisiert hohen bürokratischen Aufwand
Für Goldbach sei das Wetter und der fehlende Schnee nicht entscheidend. "Unsere Hausgäste nutzen in erster Linie die Wellnessmöglichkeiten!" Sorgen bereiteten ihm vielmehr die politischen Entscheidungen zu den Bekämpfungsmaßnahmen der Pandemie, wie auch der wachsende bürokratische Aufwand im Hotel- und Gaststättengewerbe. Er befürchte, dass im Laufe des kommenden Jahres zahlreiche, vor allem kleinere Betriebe auf der Strecke bleiben.

Matthias Schulze Dieckhoff, Geschäftsführer des Hotels "Sturm" in Mellrichstadt, klagt ebenfalls über eine hohe Stornierungsquote und eine aktuelle Belegung von etwa 70 Prozent. Der Betreiber führt die Ausfälle aber auch darauf zurück, weil die Einrichtung als "Bio-Hotel" vor allem Gäste mit hohem Gesundsheitsbewusstsein anspreche, die nun durch die aktuelle Entwicklung jedoch stark verunsichert seien.

"Die Politik ist momentan nicht gerade hilfreich". Er könne fast augenblicklich an den eingehenden Stornierungen ablesen, wenn von prominenter Stelle aus Aussagen fielen, die etwa eine Verschärfung der Pandemie andeuten.
Trotz allem bewahrt sich Schulze Dieckhoff seine optimistische Einschätzung, was sich auch in erheblichen Investitionen in das Hotel ausdrückt. "Ich glaube daran, dass sich der Urlaub in Deutschland weiterentwickelt". Daher setze er auf einen Ausbau des Qualitätsstandards. Davon zeugen zahlreiche Bauarbeiten an seinem Haus.

Für die Touristinformation Fladungen sieht Bernhard Link derzeit noch eine gute Auslastung. "Das heißt aber nicht, dass die Situation nicht ernst ist". Denn vor allem die privaten Pensionen seien erheblich von Rückgängen betroffen, "der Sommer hat die Saison gerettet, sodass noch keine Betriebsaufgaben zu verzeichnen sind", stellte der Mitarbeiter der Stadt fest.
Über die weitere Entwicklung wagt Link keine Prognose abzugeben. In der Vergangenheit habe es vor allem durch politische Weichenstellungen so manche Überraschung gegeben. Auch er könne nur darauf hoffen, dass sich die Pandemie-Situation zum Sommer wieder entspannt und die Urlauber Deutschland, und damit der Rhön, treu bleiben.