Das Coronavirus ist in diesen Wochen weltweit ein Begriff. In letzter Zeit spitzt sich auch die Lage in den USA zu. Betroffen davon sind auch ehemalige Grabfelder, die dort seit vielen Jahren leben. Etwa 35 Meilen nördlich von New York in Upper Westchester Millwood, lebt der ehemalige Bad Königshöfer Karl (Charly) Imkeller mit seiner Familie, in der Nähe von Dallas in Texas Brigitte Norman aus Kleineibstadt. Jürgen Baudenbacher aus Bad Königshofen hat seinen Wohnsitz im Großraum Orlando in Florida und Martha Liehsel, die eng mit Arlington verbunden ist, und die in Bad Königshofen viele kennen, lebt etwa 100 Kilometer entfernt von der Bad Königshofener Partnerstadt.
"Der Virus hat uns in New York ja besonders erwischt, und wir folgen natürlich den Anweisungen und bleiben zu Hause, sagt Charly Imkeller. Daran halten sich natürlich auch die anderen. Wie in Deutschland sind die sozialen Kontakte stark reduziert, außerdem gibt es teils Ausgangsbeschränkungen. Um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, haben Regierung und Bundesstaaten das öffentliche Leben weitgehend zum Stillstand gebracht: Geschäfte, Büros, Hotels und Restaurants sind vielerorts geschlossen, Flüge und Züge bleiben leer. New Yorks Gouverneur Mario Cuomo erwartet den Höhepunkt der Infektionswelle für seinen Bundesstaat in zwei bis drei Wochen. New York, die Stadt von der man sagte, "dass sie nie schläft" ist fast wie ausgestorben.

Das bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung auch Charly Imkeller. Er arbeitete seit 2001 in der New Yorker Vertretung der Bayerischen Landesbank, ist aber seit drei Jahren im Ruhestand. "Der Gouvernor zeigt sich, wie auch in Bayern Markus Söder, als guter rationaler Politiker, der den Vorschlägen seiner medizinischen Fachkräfte folgt, keine Schuldzuweisungen ausspricht und Präsident Trump auch gelegentlich widerspricht", stellt Imkeller fest.
Jetzt packen alle ihren Notfallplan aus
Was die Informationen betrifft, ist die Familie Imkeller genau so abhängig von den Medien und der Berichterstattung von New York City und auch Lower Westchester wie alle, die nicht täglich oder routinemäßig in die Stadt kommen. Imkeller war das letzte Mal Mitte März in Manhattan, als sich die ersten Zeichen der Krise bemerkbar gemacht haben. "Wie alle anderen, packt man seinen Notfallplan aus, testet all seine Verbindungen und bereitet Mitarbeiter auf die Home Office Arbeit vor", sagt er in Erinnerung früherer Geschehnisse.
Seit dem 9. November 2001 sind in New York Notfallpläne von allerhöchster Wichtigkeit. Es gibt drastische Geldbußen, wenn man sich nicht an die Auflagen hält. "Sie funktionieren, die Stadt ist leer und Working from Home ist fast zu einhundert Prozent umgesetzt", sagt Imkeller, der natürlich noch Verbindungen in die Geschäftswelt hat.
Die eigentlich anonyme Gesellschaft ändert sich derzeit gerade ein wenig
Die Lage ähnelt ganz der in Deutschland: Es gelten Ausgangsbeschränkungen. Erlaubt ist einkaufen, allerdings mit dem entsprechenden Abstand und Mundschutz. Man darf Spaziergänge unternehmen, Joggen und zum Arzt. Auch das gibt es in Amerika: Hamsterkäufe. Gefragt sind Klopapier, außerdem Desinfektionsmittel, Schmerztabletten und Nudeln. Charly Imkeller stellt aktuell fest, dass in Krisenzeiten die eigentlich sehr anonyme Gesellschaft, unter anderem bei Einkäufen im Supermarkt, natürlich im entsprechenden Abstand, sogar persönliche Erfahrungen austauscht. Auch in Amerika darf man niemanden nach Hause einladen und muss Gruppenbildungen vermeiden.

Jürgen Baudenbacher, einst freier Mitarbeiter der früheren Heimatzeitung "Bote vom Grabfeld" lebt heute in Orlando. 1994 ging er in die USA und ist dort für eine große US-Firma im EDV Bereich tätig. Auch in Florida steigt die Zahl der Infektionen. Auch hier wird das öffentliche Leben immer weiter heruntergefahren. Das werde aber von Bundesstaat zu Bundesstaat und Landkreis oder Stadt unterschiedlich gehandhabt. "Wir dürfen das Haus nur für essentielle Aktivitäten verlassen", sagt er. In seinem Bezirk kann Baudenbacher noch zur Arbeit fahren, im Nachbarlandkreis ist dies nicht der erlaubt. Es sei alles noch sehr verwirrend. Manchmal etwa seien die Parks oder der Strand offen, dann wieder nicht.

Brigitta Norman, die in der Nähe von Dallas zu Hause ist, stammt aus Kleineibstadt, hieß früher Jahrsdörfer, und lebt seit den 1960er Jahren in Amerika. "Ich habe immer noch starke Heimatgefühle, vor allem auch in diesen Tagen, denn dort lebt ja meine Schwester", sagt die Frau, die Kleineibstadt 1964 verlassen hatte. Von Corona ist sie noch nicht betroffen. Sie weiß von 38 Infizierten und drei, die intensiv in einer Klinik behandelt werden. Aktuell gilt eine Ausgangsbeschränkung bis einschließlich 30. April.
Auf dem Land ist die Situation oft noch normal
Martha Liehselt weiß, dass es in der Nord-Texas Region schon viele Corona-Fälle gibt. Sie ist zufrieden, denn sie wohnt auf dem Land, etwa 100 Kilometer südlich von Arlington. "Hier gibt es noch keine Corona-Fälle, das kann aber morgen schon anders sein", weiß die Frau, die noch lediglich zum Einkaufen geht, um die notwendigen Lebensmittel zu besorgen. Ansonsten ist sie in ihrem Garten beschäftigt und muss sich auch auf ihren Umzug vorbereiten, nachdem ihr Mann Gerhard vor einem Jahr gestorben ist. "Es kann sein, dass der Umzug jetzt verschoben werden muss, das wird aber nicht so schlimm sein."
