Yvonne und Steffen Werner sind stolz. Sie wurden für die Sanierung ihres Dreiseithofs mit dem Förderpreis des Bezirks Unterfranken ausgezeichnet. Diesen überreichte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel bei einer Feierstunde in der Rathausdiele in Schweinfurt.
Gewürdigt wurde die grundlegende Sanierung eines fränkischen Dreiseithofs in der Ortsmitte von Untereßfeld. Der Präsident stellte in seiner Laudatio das Engagement und die Liebe zur historischen Bausubstanz heraus. Damit werde das kulturelle Erbe in Unterfranken weiter getragen. "Alte Häuser haben Zukunft und wir mit ihnen", sagte Dotzel.
Ein Schnuckstück
Den Glückwünschen schloss sich Bürgermeister Thomas Helbling an. Er stellte ebenfalls das persönliche Engagement der jungen Eheleute heraus, die damit ein Schmuckstück für sich, aber auch für Untereßfeld geschaffen hätten. Man könne froh und stolz sein, wenn eine junge Familie sowohl im Ort bleibe und sich auch noch in denkmalpflegerischer Hinsicht engagiere.
Das ging aber nur mit Hilfe vieler fleißiger Hände aus dem Familien- und Bekanntenkreis von Yvonne und Steffen Werner. "Bis auf die Elektrik- und einen Teil der Zimmererarbeiten haben wir alles in Eigenleistung geschafft", sagt Steffen Werner. Natürlich müsse man ein Faible für solche historischen Gebäude haben, fügen die Eheleute an, und erinnern an die erste Besichtigung, nachdem der Hof zum Verkauf stand.

Schnell war man überzeugt, dass man mit der Raumaufteilung und dem gesamten Anwesen etwas machen kann, auch wenn klar war, dass viel Arbeit auf die Familie und ihren Bekanntenkreis zukommen würde. "Wir haben das Wohnhaus zunächst komplett entkernt und dann mit dem Ausbau Stück für Stück begonnen." Das betraf zunächst das Erd- und Dachgeschoss, das als Wohnraum genutzt wird, später die Scheune, das hintere Anwesen und die Werkstatt.
"Alte Häuser haben Zukunft und wir mit ihnen"
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel
"Der Charme und die Geschichte des Hofes haben uns beide fasziniert," sagt Yvonne Werner. Geschichte fand man immer wieder, fügt ihr Mann Steffen an. So erfuhr das Ehepaar, dass in dem Anwesen einmal der gemeindliche Bullenstall untergebracht war, dass es ein "Austragshäusle" gab und eine Werkstatt.
Alte Werkzeuge
Hier entdeckte man nicht nur einen Amboss, Werkzeuge, Kelle und vieles mehr, sondern erfuhr von der Bevölkerung auch, dass es in dem Haus den ersten Fernseher im Ort gab und der letzte Besitzer noch Fernseher reparierte. Etwas, das die junge Leute ihren Kindern Nils und Phil erzählt und weitergegeben haben. "Natürlich haben wir das alles nicht weggeworfen," sagt Steffen Werner.
Wie viele Arbeitsstunden in den vergangenen zehn Jahren investiert wurden, könne man nur erahnen, meinte Bürgermeister Thomas Helbling, der bei Besprechungen immer wieder einmal dabei war und auch die Aufnahmen aus der Zeit vor der Sanierung kennt. Was nun noch ansteht, ist eine Scheune mit Stallung im vorderen Bereich.
Der Vorschlag für den Förderpreis des Bezirks Unterfranken kam von Bezirksrätin Klara May (Junkershausen), die Anregung von Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert. Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf der keinen Denkmalpflege. "Klein" bezieht sich auf die Höhe der denkmalpflegerischen Aufwendungen für die Maßnahme. Derzeit fördert der Bezirk Unterfranken solche Maßnahmen bis zu einer Gesamtsumme von 40 000 Euro. Die finanzielle Förderung wird durch eine intensive Beratungstätigkeit vor Ort und wissenschaftliche Forschungsarbeiten begleitet.
In seiner Laudatio zum Dreiseithof der Familie Werner in Untereßfeld sprach Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel von einem Lebensprojekt einer jungen Familie. Yvonne und Steffen Werner und seine Familie hätten es sich zur Aufgabe gemacht, eine typische fränkische Bauernhofanlage zu erhalten.

1695 erbaut
Das eingeschossige, giebelständige Wohnwirtschaftsgebäude mit Satteldach und Zierfachwerk wurde um 1695 errichtet, so liest man es an der Eingangspforte, mehrmals erweitert und umgebaut. Seit 2010 saniert Steffen Werner das denkmalgeschützte Anwesen in engem Schulterschluss mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
2011 wurde der Laubengang sowie die Toranlage erneuert und die Hoffläche neu gestaltet. Vier Jahre später kamen ein Treppenaufgang und eine Überdachung zum Wohnhaus dazu. Der Giebel des Nebengebäudes wurde verputzt und das Dach neu gedeckt. 2016 erhielt auch das Wohnhaus einen neuen Anstrich. 2017 begann die Sanierung des Nebengebäudes. Hier wurden die Fassadenbalken, die Tore und die Fenster im Giebelbereich erneuert und die Fachwerkfelder saniert.
Die JuryDie Vergabe des Förderpreises erfolgt seit 2009 im Zwei-Jahres-Turnus an neun Landkreise und drei kreisfreie Städte mit derzeit jeweils 25000 Euro entsprechend der Förderrichtlinie. Der Jury gehören neben dem Bezirkstagspräsidenten die Bezirksräte Stefan Funk, Rosa Behon, Thomas Habermann, Klara May, Bernhard Ruß und Thomas Zöller, der heuer von Thomas Schiebel vertreten wurde, an. Hinzu kommt Kulturdirektor Professor Klaus Reder als Vertreter aus dem Bereich Bezirksheimatpflege, Hans-Christof Haas (Vertreter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege), Uwe Klug, Kanzler der Universität Würzburg, als Vertreter der unterfränkischen Hochschulen, und Architekt Michael Hetterich.Quelle: hf