Rollstuhl, Wasserwaage und Zollstock hat Thomas Bruckmüllers meistens dabei, wenn er in seiner Funktion als Behindertenbeauftragter des Landkreises Rhön-Grabfeld unterwegs ist. Das galt auch für die Sitzung der Allianz Fränkischer Grabfeldgau im Gästehaus in Waltershausen. So lasse sich am besten fotografisch dokumentieren, wo die Probleme für eine Barrierefreiheit auf öffentlichen Plätzen oder vor Gebäuden liegen, erfuhren die Teilnehmer von Bruckmüller, warum er diesen Aufwand betreibt. Mit von der Partie war auch Lisa Reupke, seit Juli neue Projektmanagerin des Amtes für Senioren und Menschen mit Behinderung des Landratsamtes.
Checklisten für öffentliche Gebäude, Flächen und Veranstaltungen

In der Lenkungsgruppensitzung stellten Bruckmüller und Reupke die neu erstellen drei Checklisten vor, anhand derer sich die Mängel an Barrierefreiheit an öffentlichen Zugängen zu öffentlichen Gebäuden und Flächen, wie etwa Plätzen oder Friedhöfen ermitteln lassen. Hier steigt dann Bruckmüller auch wieder in den Rollstuhl, um Beeinträchtigungen am eigenen Leib erfahren zu können. Bislang wurden die Checklisten, zu der auch noch eine für Veranstaltungen zählt, zunächst bei Ortsbegehungen in Schönau und in Wollbach angewandt, wo Bruckmüller auch das Amt des Bürgermeisters bekleidet.
Weil Behinderungen sich ja nicht ausschließlich auf Einschränkungen des Bewegungsapparates beschränken, machte Lisa Reupke auch auf den neu angeschafften Einsatzkoffer mit Blindenstock, Simulationsbrillen zur Darstellung verschiedener Sehbehinderungen und einen Hörschutz aufmerksam, mit dem man nachempfinden können soll, mit welchen Problemen Menschen zu tun haben, die taub sind.
Oft reichen schon kleinere bauliche Eingriffe zur Verbesserung der Situation
Für die Gemeinden der Grabfeldallianz besteht jetzt die Gelegenheit zu einem tieferen Einstieg in die Materie mit dem Behindertenbeauftragten. Der Termin steht noch nicht fest, wohl aber mit der Mehrzweckhalle in Kleineibstadt der Ort der Veranstaltung, wohin neben den Behindertenbeauftragten der einzelnen Ortschaften auch Bauhofleiter kommen können. Oft würden schon kleine bauliche Verbesserungen eine gute Wirkung erzielen, meinte Bruckmüller, der im Grunde der Meinung ist, dass eine echte Barrierefreiheit hierzulande gar nicht zu erreichen ist. "Eine Barrierearmut wäre schon toll", erklärte er auf Nachfrage dieser Redaktion.
Jörg Geier, der Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung, hält die neue Initiative für sehr wichtig, denn auch das Handeln des Landratsamtes sei nicht immer fehlerfrei, etwa wenn eine Rampe für Rollstuhlfahrer zu steil gebaut wurde.

Welche Hürden bisweilen auch für gutwillige Kommunen bei der Umsetzung bestehen, vor allem dann, wenn sie eine denkmalgeschützte Altstadt besitzen, machte Bad Könighofens Bürgermeister Thomas Helbling deutlich. Mehrere Jahre habe es gedauert, bis die Denkmalschutzbehörde schließlich den Einbau eines Aufzugs ins historische Rathaus gebilligt habe. Auch beim Museum in der Schranne war der Widerstand der Denkmalschützer groß. "Da gab es harte Steine zu klopfen", so Helbling weiter, der aber froh ist, dass die Stadt hartnäckig geblieben ist. Er erinnerte auch an mehrere Begehungen der Innenstadt mit Rollstuhlfahrern vor einigen Jahren, in deren Folge etwa Bordsteine abgesenkt wurden.