Die Mähsaison beginnt: Nur noch wenige Tage, dann werden die Wiesen der Rhön wieder zur Mahd freigeben. Die Rhöner Landwirte sind wichtige Landschaftspfleger im Biosphärenreservat. Sie sollen die hohe Qualität der vielfältigen Rhönwiesen mit all ihren pflanzlichen und tierischen Bewohnern erhalten. Ein großes Stück trägt dazu auch Mähtechnik bei. Die Landwirte Klaus Pörtner und Alexander Heimgärtner aus Oberelsbach setzen dabei nun auf ökologische Mähtechnik.
"Wir haben unsere Betriebe komplett umgestellt", berichten die beiden Oberelsbacher Landwirte, die jeweils rund 200 Hektar Wiesenfläche im Jahr mähen. Beide haben sich ein sogenanntes Doppelmessermähwerk neu angeschafft. Zwei Messer laufen gegenläufig, wodurch das Gras besonders sauber abgeschnitten wird.
Rückgriff auf alte Technik
"Im Grunde geht man dabei wieder zurück auf die alte Technik", konstatiert Klaus Pörtner. Bis Mitte der 1970er Jahre gab es den guten alten Messerbalken, der an einem 20 PS-Traktor auf der rechten Seite zwischen Vorder- und Hinterrad befestigt waren.

Schnell abgelöst wurden in den 80er Jahren die Schneidtechniken von den sogenannten Rotationstechniken, zu denen die Trommel-, Kreisel- und Scheibenmähwerke zählen. Diese waren wesentlich weniger störungsanfällig. Mit den Rotationstechniken im Mähwerk wuchsen die notwendigen Zugmaschinen und Arbeitsbreiten der Mähwerke. Nutzte man noch einen zusätzlichen Aufbereiter, der das Mahdgut gleich knickt oder quetscht, kam man ohne einen Traktor mit mindestens 200 PS nicht aus bei neun Meter Arbeitsbreite.
Jetzt reichen 80 statt 200 PS
Mit dem Doppelmessermähwerk wird dies nun nicht mehr benötigt. Hier reichen 80 PS. "Wir fahren nun gut mit dem ökologischen Mähen", erklären Klaus Pörtner und Alexander Heimgärtner unisono. Der saubere Grasschnitt der Doppelmessertechnik führt nachweislich zu einem besseren Wiederaufwuchsverhalten.

Wie Studien beweisen, regenerieren die Pflanzen dadurch schneller. Insekten, Amphibien und Wildtiere werden deutlich weniger gefährdet. Es gibt keine Futterverschmutzung durch aufgewirbelte Bodenanteile. Die Schnittbreite und die Arbeitsbreite sind identisch.

Das Vertragsnaturschutzprogramm honoriert die ökologische Mähtechnik, die Fauna und Flora schützt, mit besseren Fördersätzen. Um eine weitere Ausbreitung der Lupinen zu verhindern, ist ab 15. Juni die Rhön zur Mahd frei gegeben.

"Wenn schönes Wetter ist, muss es schnell gehen", schmunzeln die beiden. Innerhalb von 14 Tagen sollten die Wiesen dann gemäht sein. Zweifelsohne zähle dabei auch hohe Flächenleistung, die durch die modernen Messer der Doppelmessermähtechnik erreicht wird. Da bei dieser Mähtechnik der Schlepper keinen Spitzenbelastungen ausgesetzt ist, wird auch der Energiebedarf reduziert.

Täglich müssen die Messer der Mähwerke neu geschliffen werden. Gemeinsam haben sich Klaus Pörtner und Alexander Heimgärtner einen vollautomatisierten Schleifautomaten beschafft. Sechs Messer werden damit in anderthalb Stunden gleichmäßig durchgeschliffen. "Das verbessert den Arbeitsprozess ungemein", sind die beiden stolz. Ohne ein gutes Miteinander gehe es in der Landwirtschaft nicht. "Wenn der eine ein Problem hat, hilft der andere. So muss es sein."

RhönmahdDie Rhönmahd gehörte früher zu den wichtigen Ereignissen im Jahreslauf in der Rhön. Früher begann erst einen Tag vor "Kiliani", dem 8. Juli, die Heuernte. Heute ist es der 15. Juni. Den Stichtag gab es damals aus anderen Gründen: Es sollte eine "versehentliche" Mahd der Nachbarwiese unterbunden werden. Jeder konnte sein Heu bewachen, bis es von den Frauen und Kindern abgeholt und mit Kuh- und Pferdefuhrwerken in die Scheune transportiert wurde. Es soll Zeiten gegeben haben, in denen Schlagbäume die Zufahrten zur Langen Rhön abriegelten, damit niemand auch nur einen Tag früher mit der Heuernte beginnen konnte. Das Rhönheu war damals überlebensnotwendiges Winterfutter. Um früh anzufangen, wurde im Zelt auf der Hochrhön übernachtet. Gleichzeitig haben die Bauern die Rhön damit zu der einzigartigen Landschaft gemacht, die sie heute ist. Das gewachsene bedeutsame Habitat für Insekten, Amphibien und Wildtiere stellen heute die Landwirte mit ihrer Arbeit sicher.(mch)