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Bastheim: Klimawandel und Landwirtschaft: Eine Zukunft ohne Billigmentalität

Bastheim

Klimawandel und Landwirtschaft: Eine Zukunft ohne Billigmentalität

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    Intensiv diskutierte Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (2. von rechts) auf dem Hof von Eberhard Räder (3. von rechts) in Bastheim mit zahlreichen Teilnehmern über die Landwirtschaft der Zukunft.
    Intensiv diskutierte Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (2. von rechts) auf dem Hof von Eberhard Räder (3. von rechts) in Bastheim mit zahlreichen Teilnehmern über die Landwirtschaft der Zukunft. Foto: Eckhard Heise

    Sichtlich wohl fühlte sich Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann bei ihrer Wahlkampf-Tour auf dem Biohof von Eberhard Räder in Bastheim. Auf dem Anwesen ist vieles von dem umgesetzt, was sich Bündnis 90/Grünen unter ökologischer Land- und Energiewirtschaft vorstellen. Solche Betriebe sind jedoch rar gesät, dabei wird dringend nach Lösungen gesucht, wie die Erzeugung von Lebensmitteln gesichert, aber nachhaltig im Sinne der Umwelt verbessert werden kann. "Wo kann der Hebel angesetzt werden", diskutierte die Hammelburgerin mit rund 20 Ökobauern und Vertretern aus dem ökologischen Bereich.

    Zunächst stellte Eberhard Räder seinen Betrieb vor, der gleich mehrere erheblich unterschiedliche Standbeine aufweist, die aber konzeptionell aufeinander abgestimmt sind. So werden insgesamt über 200 Hektar Fläche mit unterschiedlichsten Feldfrüchten bebaut, über 1000 Schweine gehalten und eine Biogasanlage betrieben.

    Biogasanlage erzeugt Wärme und Strom

    Die Biogasanlage arbeitet mit Biomasse, die Räder selbst anbaut und nicht wie bei herkömmlichen Anlagen auf Mais basiert. Darüber hinaus verwertet er Schweinemist. Das Gärsubstrat wird wiederum mit Hackschnitzel gemischt und als Dünger eingesetzt. Mit der Biogasanlage wird nicht nur Strom, sondern auch Wärme erzeugt, die mehrere öffentliche Gebäude der Gemeinde beheizt. Demnächst soll das Netz weiter vergrößert werden.

    Darüber hinaus arbeitet der Landwirt mit einer Vielzahl von Nischenprodukten – unter anderem werden die von ihm angebauten Sonnenblumen für einen Brotaufstrich verwendet. Der Aufwand ist oft hoch "und am Ende passen Arbeit und Verdienst nicht zusammen". Die Entwicklung, immer mehr und immer günstiger zu produzieren und die vor allem für die konventionelle Landwirtschaft gilt, sei inzwischen auch in der ökologischen Landwirtschaft angekommen, stellte Räder fest.

    Reduzierung der Erderwärmung

    In Zeiten des Klimawandels richtet sich nun aber der Fokus auf die Landwirtschaft und die Frage, was sie zur Reduzierung der Erderwärmung beitragen kann und wie sie selbst von ihr getroffen wird. Dazu beschrieb ein Landwirt die Folgen eines Starkregens. So habe ihm ein älterer Mann erzählt, dass er eine Mühle betreibt und nach einem Unwetter einen Eimer Wasser aus dem Bach geschöpft hat, den er mehrere Tage ruhen ließ. Nachdem sich die Schwebstoffe abgesetzt hatten, hat er das inzwischen nahezu reine Wasser weggekippt und den Bodensatz gewogen. Hochgerechnet auf das Volumen des Durchflusses im Bach kam der Mann zu dem Ergebnis, dass allein bei dem einen Starkregen etwa 150 Lkw-Ladungen Boden von einer überschaubaren Fläche abgeschwemmt worden sind.

    Der inzwischen viel beschworene Wertewandel sei letztendlich eine Ursache für solche Ereignisse, wurde von den Teilnehmern ausgemacht. Jeder einzelne müsse sich klarmachen, dass er mit seinem Konsumverhalten die Entwicklung beeinflusst. Die Billigmentalität sei mit für die Auswüchse der Globalisierung verantwortlich. Räder erinnerte daran, dass sich in Deutschland vier Konzerne den Lebensmittelmarkt teilen und die Erzeuger mit Knebelverträgen in der Hand haben. "Wenn hier mit dem Finger auf die Regenwaldabholzung gezeigt wird, muss auch daran erinnert werden, dass hiesige Konzerne daran verdienen, wenn dort dann billiges Sojafuttermittel produziert wird", führte Räder als Beispiel auf.

    Supermärkte auf der grünen Wiese

    "Was ist zu tun", fragte die Politikerin und wies dann selbst auf die jüngste Entwicklung hin, dass inzwischen selbst in Dörfern schon Supermärkte auf die "grüne Wiese" gestellt werden. In diesem Fall könnten die Kommunen durch eine entsprechende Bauleitplanung einschreiten. Auf der anderen Seite sei die regionale Logistik zur Vermarktung heimischer Produkte noch unterentwickelt, bedauerten die Teilnehmer.

    Räder fasste zusammen, dass die Landwirte die Unterstützung der Politik brauchen. "Allerdings haben die Verantwortlichen in Berlin zu lange auf die Lobbyisten der Agrarindustrie gehört". Unter den Fachberatern aus der Praxis gebe es genügend "schlaue Köpfe". "Hört doch mal auf die".

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