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Bad Neustadt: Krippen und Kunst in Wechterswinkel: Domkapitular Jürgen Lenssen will Teile seiner Sammlung ausstellen

Bad Neustadt

Krippen und Kunst in Wechterswinkel: Domkapitular Jürgen Lenssen will Teile seiner Sammlung ausstellen

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    Jürgen Lenssen ist Priester, emeritierter Domkapitular und ehemaliger Kunstreferent der Diözese Würzburg. Im Kloster Wechterswinkel will er für den Landkreis eine neue Dauerausstellung konzipieren, die das Thema Würde ins Zentrum stellt.
    Jürgen Lenssen ist Priester, emeritierter Domkapitular und ehemaliger Kunstreferent der Diözese Würzburg. Im Kloster Wechterswinkel will er für den Landkreis eine neue Dauerausstellung konzipieren, die das Thema Würde ins Zentrum stellt. Foto: Thomas Obermeier

    "Die Würde des Menschen ist unantastbar", so steht es in der ersten Präambel des Grundgesetzes. Genau diese Würde könnte Thema einer neuen Ausstellung im Kloster Wechterswinkel ab dem Jahr 2024 sein. Die Exponate kämen aus der Sammlung des emeritierten Domkapitulars Jürgen Lenssen, der sie kostenfrei zur Verfügung stellt. Viele Jahre war Lenssen, der einen Teil seiner Kindheit in Rhön-Grabfeld verbrachte, der Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg und manchmal nicht unumstritten in seinem Wirken.

    Jürgen Lenssen will Werke seiner Sammlung hergeben

    Die Kunstwerke, Gemälde, Radierungen oder Skulpturen stammen von internationalen Künstlern, sagte Lenssen bei der Vorstellung eines ersten Konzepts im Rhön-Grabfelder Kreisausschuss am Mittwochnachmittag. Dort war man der Meinung, dass diese Präsentation eine weitere Aufwertung für das Kulturzentrum des Landkreises bedeuten würde. Die Schau mit über 100 Exponaten soll im Obergeschoss des Klosters untergebracht werden, wo bisher die Geschichte des Klosters vorgestellt wurde.

    Landrat Thomas Habermann und Kulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf hatten ursprünglich an eine reine Krippenausstellung gedacht und Lenssen zu Rate gezogen. Der wollte allerdings nach Baunach nahe Bamberg und Glattbach nahe Aschaffenburg nicht noch ein drittes Museum mit Krippen aus seiner eigenen Sammlung ausstatten. Noch mehr als schon in Baunach will er lieber das Thema Krippen mit moderner Kunst und vor allem dem Thema "Würde" in Verbindung bringen.

    Die Würde der Schwangeren, die Würde des Leibes

    Sein Konzept sieht vor, Krippenfiguren und moderne Kunst in verschiedenen Themenfeldern zusamenzubringen. "Die Würde der Schwangeren", "Die Würde der Vertriebenen", "Die Würde des Leibes", "Die Würde der Liebenden" sind Beispiele für die Aufarbeitung des komplexen Themas.

    Für Jürgen Lenssen waren auch Maria und Josef als unverheiratetes Paar mit einer schwangeren Frau Außenseiter ebenso wie die Hirten, die heute nur romantisierte Figuren sind, damals aber keinen Zugang zu den Städten hatten. Ebenso die drei Weisen aus dem Morgenland, die unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft waren. "Sie alle wurden letztendlich ihrer Würde beraubt", formulierte es der Domkapitular in Ruhestand. 

    Herbert Holzheimer, Roberto Cippolone und Andere

    119 zeitgenössische Werke durchaus bekannter, internationaler Künstler könnten in Wechterswinkel in rund 15 Vitrinen gezeigt werden. Neben einem portugiesischen Maler würde ein Gemälde aus Frankreich, eine Skulptur aus der Rhön von Herbert Holzheimer oder Lothar Bühner stehen. Hinzu kämen Werke von Ben Willikens, Michael Morgner, Jacques Gassmann, Roberto Cippolone oder Gudrun Brüne und Albert Woda, listete Lenssen auf. Insgesamt sollen 61 Künstlerinnen und Künstler vertreten sein. 

    Als die Nacktheit Jesu kein Problem war

    Jürgen Lenssen wusste dem Kreisausschuss zu berichten, dass erst im 19 Jahrhundert das Jesuskind mit einem Tuch bedeckt gezeigt wurde, davor seine Nacktheit und Natürlichkeit kein Anstoß für die Betrachter war. Die Präsentation könnte auch nichtreligiöse Menschen anziehen, zumal im Zentrum die Würde stehe. "Jeder Mensch reagiert allergisch, wenn ihm die Würde abgesprochen wird", so der Domkapitular im Ruhestand.

    Jürgen Lenssen bei der Vorstellung im großen Sitzungssaal des Landratsamt Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt.
    Jürgen Lenssen bei der Vorstellung im großen Sitzungssaal des Landratsamt Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt. Foto: Hanns Friedrich

    Für Landrat Thomas Habermann passt das Thema in die Zeit. Die Schau stelle das Thema "Würde" in seiner ganzen Bandbreite dar. Er könne sich vorstellen, dass es Führungen mit Jürgen Lenssen gibt, aber auch Sonderausstellungen mit Werken der Künstler, die in der Ausstellung ihre Gemälde oder Skulpturen zeigen. Die Frage von Kreisrat Peter Suckfüll, ob auch an eine Aktualisierung der Ausstellung gedacht ist, bejahte Lenssen: "Ich hätte auch entsprechende Kunstgegenstände, auf die ich zurückgreifen kann." Kreisrätin Eva Böhm wünschte sich eine starke Einbindung der Schulen. Auch Grünen-Kreisrätin Birgit Reder-Zirkelbach begrüßte das bisherige Konzept.

    Rund 70.000 Euro für die Dauerausstellung

    Die Kosten werden aktuell auf 70.000 Euro beziffert, wobei von den Nichtstaatlichen Museen und der Unterfränkischen Kulturstiftung je 30 Prozent als Zuschuss gewährt würden. Hinzu kämen noch weitere Sponsoren, sodass der Eigenanteil des Landkreises gering gehalten werden könnte. Nun sollen die Haushaltsberatungen abgewartet und dann das Konzept weiterverfolgt werden.

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