Einmal mehr ist Hendungen seinem Ruf als Streuobstdorf gerecht geworden, als es jetzt eine Aktion abschloss, die die Pflanzung von deutlich über 200 Bäumen beinhaltete. Höhepunkt war in diesen Tagen ein Treffen aller Akteure, bei dem zehn Hochstämme mit alten Apfel- und Birnensorten zu einer neuen Streuobstwiese in die Erde gebracht wurden.
"Was ist denn hier los", werden sich Autofahrer gefragt haben, die auf der Mellrichstädter Straße nach Hendungen fuhren und kurz vor dem Dorfeingang eine beträchtliche Ansammlung von Menschen passierten. Jede Menge Kinder und Erwachsene tummelten sich auf einer Wiese, ein Grill rauchte, Getränke standen unter einem Pavillon und Informationstafeln waren aufgestellt. Selbst Bürgermeister Florian Liening-Ewert war erstaunt über die rege Teilnahme. "Ein deutlicher Hinweis, dass sich die Menschen hier mit dem Erhalt eines Kulturguts identifizieren". Welche Bedeutung das Stück Kultur besitzt, erklärte sein Vorgänger Martin Balling.
Der ehemalige Bürgermeister, Mitinitiator und emsiger Vorsitzender des Heimatvereins erinnerte an die einstmalige existenzielle Bedeutung des Obsts für die Bevölkerung. Die Kultivierung in Süd- und Mitteleuropa gehe auf die Römer zurück. Aus einst sechs Apfelsorten wurden allein in Deutschland rund 2000. Eine Obstbaumzählung im Jahr 1900 wies in Hendungen rund 1700 Apfel-, 700 Birnen-, 2300 Pflaumen- und über 600 Kirschbäume aus, berichtete Balling. Ein Jahr darauf gründete sich ein Obst- und Gartenbauverein in Hendungen. Eine erste Obstsortenausstellung soll es 1908 gegeben haben.
Heimatverein hat jetzt die Pflege übernommen
Der Verein widmete sich der Pflege der Obstbaumbestände, ergänzte Obstanlagen, kümmerte sich um Einkauf von Pflanzgut und bekämpfte Obstfrevel, schilderte Balling weiter. Inzwischen hat der Verein die Pflege der gemeindlichen Obstbäume dem Heimatverein überlassen. Der habe in den vergangenen fünf Jahren knapp 150 Bäume gepflanzt, denen mit diesem Ereignis weitere folgen.
Eingebettet ist die Aktion in das Flurneuordnungsverfahren von Hendungen, das langsam in die Schlussrunde geht und vom Amt für ländliche Entwicklung federführend geleitet wird. Schwerpunkt sei natürlich die Neueinteilung der landwirtschaftlichen Grundstücke, zu der aber auch die Ausweisung von Ausgleichsflächen gehört, erklärte Abteilungsleiter Manfred Stadler. Eine davon ist die Wiese, auf der sich gerade das gesamte Geschehen abspielt – und auf der die Kinder aus dem Kindergarten und der Aktiven Landschule darauf brannten, endlich zur Tat zu schreiten. Nach zwei Liedvorträgen und einer Spielszene rund um den Apfel konnten sie dann loslegen.
Die verschiedenen Sorten werden vorgestellt
Heimatverein und Gemeinde hatten schon jede Menge Spaten und Gießkannen zurechtgelegt, die dann zum Einsatz kamen. Zehn Bäume mussten in den Boden – alles Nachzuchten alter Sorten aus Hendungen, die drohten, ganz zu verschwinden. Eine Baumschule hatte aber rechtzeitig Edelreißer entnommen und auf junge Stämme aufgepfropft – die Ursprungsbäume sollen inzwischen abgestorben sein. Nachdem die Triebe verwachsen waren, konnten sie nun als Jungbäume eingesetzt werden und dienen künftig als "Naschbäume". Auf einer Informationstafel, die die Kinder ebenfalls enthüllten, werden die einzelnen Sorten vorgestellt.
Gleichzeitig wurden etwa 230 weitere Nachzuchten an rund 40 Ortsbewohner verteilt, die die Bäume auf den eigenen Grundstücken anpflanzen wollen. Die ganze Aktion hat das Würzburger Amt mit rund 16.000 Euro unterstützt, ergänzte Heribert Römert, Vorsitzender der Hendunger Teilnehmergemeinschaft, der angesichts des beeindruckenden Engagements sicher ist, dass die Bäume die notwendige Pflege erhalten.

