Was die Münchner können, beherrschen die Rhöner genauso gut, denn wenn es ums Schlachten geht, da kennen sie sich aus. Metzgermeister und Moderator Nico Rossmann hat sich allerdings ein paar Gesellen aus der Ferne an die Schlachtbank geholt, sodass das kabarettistische Hackbeil wieder reichlich geschwungen werden.
Kesselfleisch-Bowle
Zum fünften Mal füllte sich bei dem Mundartspektakel inzwischen die Rudi-Erhard-Halle. Längst haben die Freunde die komödiantische Talkrunde um die Kesselfleisch-Bowle ins Herz geschlossen und erscheinen vielfach stilecht in Tracht. Es ist als Zuschauer auch sinnvoll, etwas von hiesigen Gepflogenheiten zu kennen, ansonsten hätte er bei dem ein oder anderen Akteur Wahrnehmungsprobleme.
Fredi Breunig, nun ja den kennt der eingefleischte Dialektfreund mit seinen Parodien auf den einfältigen Rhöner schon bestens. Und wo der Sälzer ist, kann sein Kumpel Martin Wachenbrönner natürlich nicht weit sein. Gemeinsam trauern sie der guten alten Zeit nach, als die Welt noch einfach und der Mensch seine feste Ordnung hatte. Mit einem ihrer Paradesketche brachten die Zwei als trottelige aber bauernschlaue Dörfler das Publikum vor allem gegen Ende der bald viereinhalbstündigen Veranstaltung zum Brüllen.
Kein Blatt vor den Mund genommen
Da waren die beiden Sumbacher Waschweiber Hulda und Frieda aus Sonneberg – rein idiomatisch – eine ganz andere Nummer. Mit kesser Lippe ließen sich die zwei völlig unverkrampft in tiefstem Fränkisch über die fleischlichen Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungsaktivitäten aus. Der Saal tobte, als die beiden ihre Nöte mit dem anderen Geschlecht zum Besten gaben und dabei kein Blatt vor dem Mund nahmen.
Nur einer hatte da offensichtlich die schon angesprochenen Wahrnehmungsprobleme. Der Kölner Komödiant Maxi Gstettenbauer hat zwar bayerische Wurzeln aber offensichtlich nicht mehr das entsprechende Sprachverständnis. „Ich hab mich köstlich amüsiert, hab aber kein Wort verstanden“, gestand er aufrichtig. Aber die Rhöner sind ja tolerant und können sich auch über hochdeutschen Witz amüsieren, vor allem als der Moderator den Gast vom Rhein nach einer verlorenen Wette mit bayerischen Traditionen vertraut machte und zum Ausprobieren einer Schnupftabakschleuder verdonnerte.
Wie das Äußere täuscht
Bei so etwas kann Simon Pearce nur die Nase rümpfen. Der dunkelhäutige Oberbayer und Sohn einer bekannten Münchner Volksschauspielerin hat da so seine eigenen Erfahrungen mit einheimischen Riten und der Liberalitas Bavariae, was er deutlich machte, als er seine Erlebnisse mit Polizei und Zugkontrolleuren zum Besten gab.
Wie das Äußere täuschen kann, erlebte das Publikum postwendend mit den Lieblingen des Abends. Mit engelsgleichen Gesichtern und leuchtenden Kinderaugen standen die beiden zehn- und elfjährigen Raphael und Matteo neben ihrem Opa Erwin Kitz. Doch das Bild änderte sich umgehend, als die zwei mit unschuldiger Miene und kindlich übertriebenen Gesten Schlumperliedlich und Anekdoten zum Besten gaben, dass die Lausbubengeschichten eines Ludwig Thoma dagegen blass wirken.
Das Ganze war verpackt in einen geschmeidigen Programmablauf, bei dem der Moderator jeder Zeit Herr der Situation blieb. Schlagfertig reagierte Rossmann auf Zwischenrufe, baute das Publikum ein und setzte die Schlachthof Band passend in Szene. Wer da nicht seinen Spaß hatte, kann kein Rhöner gewesen sein.