Von einem Einbruch in die Stephanuskapelle Wülfershausen und in die Leichenhalle berichtet die Polizeistation Bad Königshofen. "Dabei wurde ein Tabernakel vom Altar gehoben und versucht die Messingverblendung zu entfernen und aufzuhebeln (wir berichteten)
Vor Ort zeigt sich, dass hinter diesem Polizeibericht mehr steckt, denn der Tabernakel ist in der katholischen Kirche ein heiliger Ort. Hier werden die konsekrierten Hostien in den sogenannten Speisekelchen aufbewahrt. Dieses gewaltsame Aufbrechen löste in der Bevölkerung, insbesondere bei den Geistlichen, Empörung aus.
Dekan Andreas Kreff ist bestürzt
Dekan Andreas Krefft (Bad Neustadt) spricht von Bestürzung und fühlt sich auch persönlich verletzt. "Das sind für uns Christen heilige Orte, die eine besondere religiöse Bedeutung haben, es sind Orte der Anbetung und so etwas tut auch innerlich sehr weh." Man frage sich, was in diesen Menschen vor sich geht. "Die haben keine Skrupel vor dem, was anderen im wahrsten Sinn des Wortes hoch und heilig ist. Eine Unverschämtheit. Hoffentlich bekommt man sie zu fassen." sagen diejenigen, die davon erfahren.

Für Pater Silvester ist die Tat unbegreiflich
Für Pater Silvester, dem Ortspfarrer von Wülfershausen, ist die Tat unbegreiflich. "Es macht mich traurig und sprachlos." So wie er fühle ganz sicher auch seine Gemeinde, denn gerade der Altarbereich mit dem Tabernakel sei ein Ort der Anbetung.
Wülfershausens Bürgermeister Wolfgang Seifert zeigt an der Leichenhalle die Einbruchspuren. Mit einem Blech, mit dem der Tabernakel am Altar befestigt war, hatten die Täter versucht, die Türe aufzuhebeln. "Was um Himmels willen, wollten sie denn in der Leichenhalle, da ist ja wirklich nichts zu holen." In einem Nebenraum sind die verschiedenen Utensilien für eine Aufbahrung und Gerätschaften eingelagert, das ist alles, sagt Küsterin Helene Sterzinger.
Küsterin Helene Sterzinger ist fassungslos
Gleich hinter der Eingangstüre der kleinen Kapelle steht auf dem Boden der auf dem Kopf stehende aufgebrochene Tabernakel. "Bis dahin haben sie ihn geschleppt und dann mit brachialer Gewalt geöffnet", sagt die Küsterin fassungslos und fügt an: "Aber wir haben ja schon lange nichts mehr drin." Der Tabernakel stammt aus der alten Kirche von Wülfershausen . Als die neue Kirche gebaut wurde, kam er in den 1960er Jahren in die Stephanuskapelle.

Bemerkt wurde der Einbruch von zwei Friedhofsbesuchern, die den zweiten Bürgermeister Willi Irtel informierten, der wiederum die Polizei benachrichtigte, die dann die Ermittlungen aufnahm. Beim Gespräch mit einer Friedhofsbesucherin erinnert sich diese, dass vor vielen Jahren einmal zwei holzgeschnitzte Engel, die am Kreuz im Friedhof waren, gestohlen wurden. "Aber dass man einen Tabernakel aufbricht, ist unfassbar." Bürgermeister Wolfgang Seifert: "Es einfach nur beschämend, dass man vor nichts mehr Ehrfurcht hat und solche Zerstörungen anrichtet." Vor allem sei unklar, was die Täter eigentlich in der Kirche vermuteten.
Ist Videoüberwachung eine Lösung?
Was kann die Konsequenz sein? Auf keinen Fall sollten Kirchen geschlossen werden, sagt Dekan Andreas Krefft. "Es sind Orte, an denen die Menschen Trost finden, oder, wie in Wülfershausen, für ihre Verstorbenen beten." Eine Videoüberwachung, wie sie mittlerweile in vielen Kirchen üblich ist, sei fast die einzige Möglichkeit.
Dass diese von Vorteil sein kann, zeigt eine Zerstörung im vergangenen Jahr in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Dort konnte ein Täter aufgrund der Videoüberwachung identifiziert werden.
Die Polizei bittet die Bevölkerung nun um Hinweise, falls jemand zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen etwas Verdächtiges im Bereich der Stephanuskapelle in Wülfershausen beobachtete, unter 09761-9060.