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Sulzfeld: Zelten am Sulzfelder Badesee: Es ist wie eine zweite Heimat

Sulzfeld

Zelten am Sulzfelder Badesee: Es ist wie eine zweite Heimat

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    Kaum zu erkennen: Der Sulzfelder Badesee in den 70er Jahren. Vom üppigen Uferbewuchs ist noch nichts zu sehen. Dort, wo der Zelte standen, ist heute die Liegewiese mit Spielplatz und Restaurant. Am Wochenende wird das 50-jährige Bestehen des Sees mit dem Rhöner Wandertag gefeiert.
    Kaum zu erkennen: Der Sulzfelder Badesee in den 70er Jahren. Vom üppigen Uferbewuchs ist noch nichts zu sehen. Dort, wo der Zelte standen, ist heute die Liegewiese mit Spielplatz und Restaurant. Am Wochenende wird das 50-jährige Bestehen des Sees mit dem Rhöner Wandertag gefeiert. Foto: Drenker

    Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Vielleicht liegt Hermann Hesses Erkenntnis ja darin, dass etwas Neues nie perfekt und immer spannend ist, bevor Gewohnheit und Routine Besitz von den Dingen nehmen. Beim Blick zurück in die eigene Jugend sitzt außerdem meist die rosarote Brille auf der Nase, die Mangel, Verzicht und Unvollkommenheit allzu gern etwas Abenteuerliches beimisst. In diese Kategorie fällt sicher auch die Erinnerung an das frühe Zelten am Sulzfelder Badesee Mitte der 70er Jahre. "Wir waren oft in den Ferien hier", sagen Fritz und Karin Drenker, die zu den Camper-Pionieren am See zählen. Seit 1975, und damit seit sechs Jahren nach dem Anlegen des Sees, kommen sie regelmäßig hierher. Längst sind die Kinder erwachsen, sechs Jahre alt war damals die Tochter, zwei Jahre der Sohn und das jüngste Kind war noch gar nicht geboren. Alle haben hier das Schwimmen gelernt.

    Sulzfeld Badesee, 70er Jahre: Einfach ging es zu auf der Wiese. Dafür waren die Gebühren unschlagbar günstig. 
    Sulzfeld Badesee, 70er Jahre: Einfach ging es zu auf der Wiese. Dafür waren die Gebühren unschlagbar günstig.  Foto: Drenker

    "Wir waren jung und hatten nicht viel Geld", sagt Fritz Drenker, der dann später in der EDV-Branche Karriere gemacht hat. Eine Mark betrug auf der Gemeindewiese am Ostufer die Tagesrate für einen  Wohnwagen, der Platz für ein Zelt kostete nur 50 Pfennig. Jeden Tag kam Platzwart Theo Geier mit seinem goldfarbenen Fahrrad, um die Miete zu kassieren. Große Annehmlichkeiten durfte man in dieser Preiskategorie auch damals nicht erwarten. Die in einem Häuschen untergebrachte  Dusche und die eine Toilette mussten reichen für bis zu 30 Personen, die hier gezeltet haben. Außerdem zählte es zu den Aufgaben der Gäste, alles sauber zu halten.  Die Stromversorgung würde heutezutage jedem Sicherheitsbeauftragten den kalten Schweiß auf die Stirn treiben. Mehr muss dazu gar nicht gesagt werden.  Das Angebot im Kiosk beschränkte sich auf Brötchen, Bier, Limo, heiße Würstchen und ein paar Süßigkeiten.   

    Fast vor jedem Zelt brannte ein Lagerfeuer

    Dafür gab es kaum Beschränkungen. Fast vor jedem Zelt brannte abends ein Lagerfeuer, die Camper empfanden sich schnell als große Familie. Da war die Musiklehrerin aus Bad Kissingen, die immer in den Sommerferien mit ihrem Lebensgefährten nach Sulzfeld kam, gerne Magenbitter trank und so herrlich auf dem Akkordeon spielen konnte. Oder die amerikanischen Soldaten aus Schweinfurt, die ein wenig Geschäfte mit Whiskey und Zigaretten machten.  In guter Erinnerung sind den Drenkers auch die Jugendblaskapellen aus Löhrieth und Burglauer, die ihr Zeltlager am See aufschlugen.     

    Fritz  und Karin Drenker heute: Längst ist ihnen der Sulzfelder Badesee zur zweiten Heimat geworden. 
    Fritz und Karin Drenker heute: Längst ist ihnen der Sulzfelder Badesee zur zweiten Heimat geworden.  Foto: Michael Petzold

    Angelegt worden war der See 1969 mit einer Tiefe bis zu 2,50 Metern eigentlich zum Hochwasserschutz. Schon bald allerdings zog es die ersten Schwimmer und Angler an. Ein Verhältnis, dass nicht immer ganz reibungslos war. Denn planschende Kinder im Wasser vertreiben die Fische unter Garantie. Und so sah sich ein passionierter Angler eines Tages genötigt, am Westufer des Sees, wo er seinen Angelplatz hatte, einen Pfosten in den Seegrund zu rammen, an dem ein Hinweisschild das Baden untersagte. Weil dem Petri-Jünger das Gewässer aber nicht gehörte, wurde das Verbot ganz schnell zur Anekdote.    

    Auf dem ersten Zeltplatz gab es sehr viele Mäuse

    Der üppige Bewuchs am See, der viel dazu beiträgt, dass das Gelände heute so attraktiv erscheint, war Anfang der 70er gerade erst angepflanzt worden. Das naturnahe Vergnügen zog natürlich auch ungebetene Gäste an. "Es gab umheimlich viele Mäuse", erinnert sich Karin Drenker. Wie gut, dass sie sich ab 1977 einen Wohnwagen leisten konnten. Natürlich einen gebrauchten, der recht günstig zu haben war. "Wir haben uns gefühlt wie die Könige", schmunzelt die Frau. "Es war trocken und warm." In den 80er-Jahren bezogen die Drenkers ihren Dauerstellplatz am Westufer, den sie immer noch besitzen. Siebenmal sind sie aus beruflichen Gründen umgezogen, wohnen jetzt in Herrenberg. Dem Sulzfelder See sind sie in all den Jahrzehnten immer treu geblieben.  Mittlerweile hat sich der Campingplatz auch zu einem Familien-Treffpunkt entwickelt.       

    Mitte der 80er-Jahre kam dann der entscheidende Schritt: Rund eine Million D-Mark investierte die Gemeinde in den Ausbau des See-Geländes. Damals entstanden die rund 240 Dauerstellplätze, die laut Bürgermeister Jürgen Heusinger seit fünf Jahren voll belegt sind.  Gut 10 000 Übernachtungsgäste - die Dauercamper nicht mitgerechnet - kommen jedes Jahr an den See und rund 30- bis 40 000 Euro investiert die Gemeinde jährlich in die Infrastruktur. 

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