Um eineinhalb Stunden nach hinten verlegt wird die Pressekonferenz von Stadt, Kreis und Gesundheitsamt im Landratsamt zum Thema Corona. Und dann dauert es noch gut eine halbe Stunde, bis es losgeht. Da liegt der Verdacht nahe, dass es einen weiteren, dritten bestätigten Fall gibt. So ist es auch: Ein 81-jähriger aus dem Landkreis liegt im Krankenhaus St. Josef auf der Intensivstation, wird beatmet.
Er kam mit Symptomen aus Italien zurück, schildert Dr. Michael Mildner, Arzt am St. Josef, der aber für beide Schweinfurter Kliniken spricht, wie er sagt.
Am Freitag , 13. März, meldete das Gesundheitsamt zwei weitere Fälle. Stand Freitag, 13. März: Fünf bestätigte Fälle im Raum Schweinfurt
Seine Kontaktpersonen werden getestet, so Mildner. Der Mann gehöre mit 81 Jahren zur Risikogruppe, man tue alles Mögliche, um ihm zu helfen. Wie berichtet, ist eine Frau infiziert. Sie hat sich nach einem Aufenthalt in Südtirol direkt in Quarantäne begeben. "Ohne weitere Kontakte hier", so Matthias Gehrig, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes. Der Fall sei relativ unproblematisch.
Positiv wurde ein Schüler der Realschule Schonungen getestet. Die Schule ist daher vorsorglich bis 20. März geschlossen. Nicht nur die Klassenkameraden des Schülers werden getestet, sondern auch die Schüler, die mit ihm im Bus unterwegs waren. Es sei immer die gleiche Gruppe unterwegs im Bus, so Gehrig.
Er weist auch darauf hin, dass man sich das Virus nicht so leicht beim Busfahren holen kann. "Für eine Übertragung bräuchte man 15 Minuten Face-to-Face-Kontakt." Das sei in diesem Fall ausgeschlossen.
Nach Erscheinen dieses Artikels sorgte die Bemerkung über 15 Minuten-Face-to-Face-Kontakt für Irritation bei Lesern. Wir haben Uta Baumann, Pressesprechrin des Landartsamtes, um eine Stellungnahme gebeten. "Mediziner gehen derzeit allgemein davon aus, dass es für eine Ansteckung einer Kontaktdauer von größer 15 Minuten im Face-To-Face also direkten Kontakt bedarf. Dies ist auch der "Richtwert" wenn es darum geht, Kontaktpersonen ersten Grades von positiv Getesteten zu ermitteln. Sicherlich, eine Übertragung auch im Schulbus ist nicht unmöglich, aber aus Sicht der Mediziner kaum möglich und vor allem sehr schwer nachverfolgbar. Personen, die für eine Übertragung in Frage kommen, sind im Falle eines Schülers vor allem in dessen direkten Umkreis zu suchen und zu ermitteln. In der Regel sind dies also Mitschüler und Lehrer des Erkrankten in dessen Klasse. Diese gelten auch automatisch als Kontaktpersonen ersten Grades und werden stets zeitnah erfasst und kontaktiert. Aber keine Frage, die Entscheidung der Staatsregierung die Schulen bis einschließlich Ende der Osterferien zu schließen und somit die sozialen Kontakte, eben auch von Schülern, dadurch deutlich zu reduzieren, war aus Sicht der Mediziner die einzig richtige Entscheidung, um die Ausbreitung des Virus weiter zu verlangsamen", so die Mitteilung des Landratsamtes.
Das AvH in Schweinfurt besucht, wie berichtet, eine Kontaktperson ersten Grades zu einem Erkrankten. Die Schule wird bis 16. März geschlossen. Ergibt sich kein positiver Corona-Test, startet die Schule wie geplant am Dienstag, 17. März.
Landrat Florian Töpper und Oberbürgermeister Sebastian Remelé legen Wert darauf, dass Stadt und Landkreis sich gemeinsam der Herausforderung stellen. "Wir sind in einem dynamischen Prozess", so Töpper. Maßnahmen wie Veranstaltungsabsagen seien unerlässlich, um Ältere und Geschwächte zu schützen.
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Großveranstaltungen wurden in ganz Bayern abgesagt. Für kleinere Veranstaltungen bis zu 500 Besuchern gelten andere Regeln. Hier sei vor allem die Verantwortung der Veranstalter gefragt. Und die der Besucher, so Remelé und Ordnungsreferent Jan von Lackum. Ob das Schweinfurter Theater die nächsten Tage spielt – im Moment sind Veranstaltungen am Freitag, 13., und Samstag, 14., geplant – hänge von der weiteren Entwicklung ab, so Remelé. Clubs, Discos werden vorerst nicht geschlossen. Auch Schwimmbäder nicht. "Das Infektionsrisiko ist genauso groß wie auf der Straße", so Gehrig. Die Musikschule veranstaltet weder Konzerte noch Gruppenunterricht. Individualunterricht sei aber möglich.
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Der Krisenstab empfiehlt den Bürgern vernünftig und verantwortlich zu sein, auf Hygiene zu achten, sich die Hände zu waschen. Und im Zweifel lieber nicht auszugehen. "Wir wollen das öffentliche und gesellschaftliche Leben nicht zum Erliegen bringen", so Remelé über die momentane Gratwanderung.
Ein Thema bei der Pressekonferenz des Krisenstabes ist auch die Wahl am Sonntag, 15. März. "Das geht wie gewohnt geordnet vonstatten", so Remelé und Töpper. Allerdings gebe es krankheitsbedingte Ausfälle bei Wahlhelfern.
Die Stadt stellt ab sofort die traditionellen Gratulationsbesuche bei Geburtstagskindern über 80 ein, so Remelé. Töpper will auch den Landkreisbürgermeistern nahelegen, Ältere im Moment nicht zu besuchen. Leopoldina und St. Josef reduzieren ab sofort die Zahl der Patientenbesuche: Ein Besuch pro Tag, mehr soll nicht sein, so Mildner.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé meldet sich in einem Video zur aktuellen Lage.
Man sei gerüstet, sich der Verantwortung bewusst, so Töpper und Remelé. "Wir hoffen, dass sich die Lage bis 19. April entspannt", so Töpper. Bis zu diesem Stichtag sind bundesweit viele Veranstaltungen abgesagt, Unterricht, Kurse ausgesetzt. Und bis zu diesem Tag hoffen wohl viele, dass es zu keinem Verlauf wie in Italien kommt.
Das Gesundheitsamt hat für allgemeine Fragen ein Bürgertelefon eingerichtet:
(0 97 21) 5 57 45. Montags bis freitags ist es von 8 bis 16 Uhr besetzt, am Wochenende von 10 bis 16 Uhr.
In einer früheren Version war von Michael Gehrig die Rede. Der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes heißt Matthias Gehrig. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.