2016 war das erste Jahr, in dem keine einzige Kilowattstunde Strom im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG) produziert worden ist. Dafür hat das bayerische Umweltministerium das offizielle Verfahren zum Rückbau des im Juni 2015 abgeschalteten Atommeilers eingeleitet. Und dabei gab es jede Menge Streit.
Von Mai bis Juni konnten sich Bürger, Kommunalpolitiker und Organisationen mit den öffentlich ausgelegten Unterlagen auseinandersetzen. Das taten nicht nur Privatleute, sondern auch die Gemeinden rund um Grafenrheinfeld und die Standortgemeinde selbst. Sie äußerten sich durchweg kritisch; die meisten ließen sich von einer Anwältin beraten. Im Zentrum stand die Frage, wie sicher ist der Abbau.
Auch der Kreistag wandte sich einmütig gegen die vorgelegten Abrisspläne. Dabei ist erstmals öffentlich geworden, dass es ein Zusammenhang zwischen dem Zwischenlager für Brennstäbe und dem Reaktorgebäude gibt: In Letzterem sollen vorrangig Reparaturen von defekten Castorbehältern vorgenommen werden.
Außerdem lehnte der Kreistag den Bau einer Halle für mittel- und schwachradioaktive Stoffe (BeHa) ab, die beim Rückbau anfallen.
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Das Positionspapier erntete harsche Kritik von der Werksleitung des KKG. Die Stellungnahme des Gremiums stützte sich auf „grottenfalschen Annahmen und Schlussfolgerungen“, hieß es. Es gebe jenseits der Existenz des Reaktorgebäudes ein Reparaturkonzept für die Behälter im Lager selbst. Und BeHa sei notwendig, weil – anders als der Kreistag berechnet hatte – keine Kapazitäten im zentralen Lager in Mitterteich vorhanden seien.
Die Atmosphäre entspannte sich auch nicht beim zweitägigen Anhörungstermin im Oktober in Grafenrheinfeld, bei dem die 850 vorgebrachten Einwendungen verhandelt worden sind.
Kritik an „Oben und unten“
Hauptdarsteller waren 17 Experten aus Ministerium, Behörden, TÜV und AKW-Betreiber Preussen-Elektra auf der Bühne und anfangs etwa 80 Kritiker und Kommunalpolitiker unten im Saal. Alleine schon diese Konstellation des „Oben und unten“ störte die Kritiker.
Stundenlang beharkten sich die Juristen mit Verfahrensfragen, technischen Details und rechtlichen Formulierungen. Die Betreiberseite verschanzte sich hinter ihrem Antrag, die Kritiker versuchten, vermeintliche Schwachstellen abzuklopfen.
Am zweiten Tag kristallisierte sich heraus, dass nicht alle Unterlagen für den Rückbau vorliegen, es aber auch keinen zweiten Erörterungstermin auf neuer Grundlage geben wird. Vertreter von Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie von Bund Naturschutz (BN) beantragten, den Termin abzubrechen. Es ging aber weiter. Allerdings ohne die BN-Vertreter, die den Saal demonstrativ verließen.
Ob und wann das Ministerium den Rückbau erlaubt ist noch unklar. Preussen-Elektra plant, mit den Arbeiten 2018 zu beginnen. 2027 sollen dann die atomrechtliche Aufsicht zu Ende sein. Die Gebäude würden bis 2030 abgerissen. Mitarbeit: sg