„Der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ist in Zeiten des Klimawandels ein bedeutendes Thema.“ Anton Gößmann, Bürgermeister von Wasserlosen und in der Steuerungsgruppe der Öko-Modellregion Oberes Werntal für das Handlungsfeld Landnutzung zuständig, umriss in seiner Begrüßung das zentrale Thema des Abends. „Wie gelingt der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit im Öko-Landbau über Jahrzehnte?“ Unter diesem Motto stand der Abend im „Weißen Roß“ in Bergrheinfeld, zu dem die Öko-Modellregion Oberes Werntal in Zusammenarbeit mit Bauernverband, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Fachzentrum Ökolandbau eingeladen hatte.
Gekommen waren Landwirte, die mit dem Gedanken spielen, auf Ökolandbau umzustellen, aber auch konventionell oder bereits ökologisch wirtschaftende Vertreter ihrer Zunft. Ein Abend, an dem es reichlich Tipps und Informationen aus berufenem Mund rund um Umstellung und den richtigen Weg dahin gab.
Anteil des Ökolandbaus wächst stetig
Dass es sich langfristig lohnt – letztlich für Natur und Umsatz – erklärte Bernhard Schwab vom Fachzentrum Ökolandbau in Bamberg. „Die traditionellen Fruchtfolgen wurden durch den Glauben an den technischen Fortschritt verdrängt“, so Schwab. Die Einhaltung der Fruchtfolgen sei aber ein wesentlicher Bestandteil des natürlichen Erhalts der Bodenqualität. 309 000 Hektar Ackerland werden gegenwärtig in Bayern ökologisch bewirtschaftet (In Unterfranken sind es 42 088 Hektar). Diese Zahlen werden sich in wenigen Jahren verdoppelt haben. 8500 Betriebe in Bayern wirtschaften ökologisch – Tendenz steigend. Dagegen hat die Zahl der konventionell arbeitenden Betriebe in den vergangenen elf Jahren um rund 40 000 abgenommen.
Fünf Prozent Marktanteil, aber die Zuwächse können sich sehen lassen
Dabei ist der Anteil an biologisch erzeugten Lebensmitteln gemessen am ganzen Lebensmittelmarkt noch recht gering, liegt gerade mal bei fünf Prozent. Innerhalb dieser geringen Marge legt der Biomarkt aber jährlich um rund neun Prozent zu. Vor allem Obst, Gemüse und Kartoffeln aus ökologischem Anbau werden stark nachgefragt. Dazu kommen – im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft – stabile Preise zum Beispiel für Brotweizen oder die Milch.
„Einige Landwirte, die umstellen, müssen den Feldfutteranbau wieder erlernen“, so Hans Holland, Leiter eines seit 1989 ökologisch bewirtschafteten Betriebes im schwäbischen Ochsenhausen. Denn die Einhaltung der Fruchtfolge ist unabdingbar, wenn die Qualität des Bodens und der so wichtige Humus auch in Zeiten rückgehender Niederschlagsmengen erhalten werden sollen. Ein Sechsjahreszyklus könnte die Fruchtfolge Kleegras, Dinkel, Tricitale, Ackerbohnen, Roggen und schließlich Hafer (alternativ Emmer) vorhalten.
Zwischenfrüchte sind wichtig für die Bodenqualität
Diese Zwischenfrüchte sind wichtige Nährstofflieferanten für den Boden. Stickstoffverluste werden durch Leguminosen-Anbau ausgeglichen. Diese Hülsenfrüchtler (Luzerne, Ackerbohnen, Erbsen etc.) können auf tierlosen Betrieben zwar nicht als Futter verwendet, aber zum Beispiel einer Biogasanlage zugeführt werden und so zum Betriebsergebnis beitragen. Auch die klassische Art der Kompostierung und die Gründüngung sind damit möglich.
Weniger Humus, wenn es wärmer wird
„Es gibt keine einfachen Lösungen im Hinblick auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit“, so Naturland-Fachberater Werner Vogt-Kaute. Düngung sei wichtig aber nicht die einzige Notwendigkeit, denn auch der Erhalt der Mikroorganismen und von Bodenbewohnern, wie den Regenwürmern, sei enorm wichtig. Die Humusschicht werde in Zeiten höherer Temperaturen eher abgebaut. Im Gegenzug eröffnen die wärmeren Sommer, dank verlängerter Vegetationsdauer, die Möglichkeit, noch eine Zwischenfrucht für den Nährstoffaufbau einzubauen. Wer nicht auf den Humusanteil in seinen Böden achtet, kann durch falsche Fruchtfolgen seine Ackerflächen in wenigen Jahren ruinieren.
„Der Humusaufbau ist äußerst schwierig“, so auch die Erfahrung von Manfred Weller von der Bioland-Fachberatung. Er ist seit 38 Jahren Biobauer und spricht auch heute noch von einem schwierigen Balanceakt zwischen Humusaufbau und Ertrag.
In Zeiten des Klimawandels und sehr trockener Sommer, so ein Fazit, gewinnt Bodenmanagement mehr und mehr Bedeutung. Hinzu kommt, dass jeder Landwirt es mit „seinen Böden“ und damit mit individuellen Herausforderungen zu tun hat. „Jeder Landwirt sollte immer einen Spaten dabei haben“, so Weller. Immer wieder mal absteigen vom Traktor und sich die Beschaffenheit und Durchlässigkeit seiner Böden anschauen – das lohnt sich.