Wer in eine lebensbedrohliche Situation gerät oder einen Unfall hatte, der ist auf die schnelle Hilfe eines Notarztes angewiesen. Hierfür muss die Versorgung natürlich gewährleistet sein. Wenn es nach Heiko Keller, Fachreferent Notarztdienste der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), geht, dann sind die Standorte im Rettungsdienstbereich (RDB) Schweinfurt – bestehend aus Stadt und Landkreis Schweinfurt, sowie den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Haßberge – für ebendiese Versorgung "sehr gut besetzt".
Was die Besetzungsquote angeht sprach Keller bei der Versammlung des Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Schweinfurt bei den vier Standorten Bad Neustadt, Schweinfurt, Gerolzhofen und Hofheim von "sicheren Bänken". Dort sei die Besetzung in den vergangenen beiden Jahren nahezu zu 100 Prozent gesichert gewesen. Auf die Standorte Bad Kissingen und Haßfurt werde man ein besonders Augenmerk werfen, da dort die Quote unter 95 Prozent liege. Besonders schwierig sei die Situation in Hammelburg, Bad Brückenau, Bad Königshofen und Bischofsheim. "Das sind Standorte, die zusammen vier Einsätze am Tag haben", sagte Keller. Aufgrund der wenigen Einsätze sei die Besetzung schwieriger.
Nachdem die Besetzungsquote im Jahr 2020 "verblüffend hoch" gewesen sei, sei sie ab März 2021 dann wieder gefallen. "Da hatten wir besonders in den Urlaubszeiten Probleme", berichtete Keller. Und seitdem befinde sie sich auf einem konstanten Niveau.
Unterstützung durch Kliniken benötigt
30 Prozent der besetzten Notarztdienste werden laut Keller immer noch von Vertragsärzten abgedeckt, das werde sich in den kommenden Jahren aber altersbedingt ändern. "Die weitere Beteiligung ist dann über die Kliniken Bad Kissingen, Bad Neustadt, Haßfurt, Gerolzhofen und Schweinfurt – die unterstützen uns sehr." In Bad Neustadt habe man es geschafft, die Klinik strukturiert in den Notarztdienstplan einzubinden. In Bad Kissingen und Haßfurt beteilige sich das Leopoldina-Krankenhaus, um die Besetzungssicherheit zu verbessern.
Beim Thema Notärzte kritisierte Dr. Geord Kochinki, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Rettungsdienstbezirk Schweinfurt, in seinem Bericht, dass es bundesweit noch immer keine Facharztausbildung Notfallmedizin gebe. "Wo Notarzt drauf steht, muss auch Notarzt drin sein", sagte er und wies darauf hin, dass Ärztinnen und Ärzte heute nach der Approbation lediglich einen 80-stündigen Kurs belegen müssten, um als Notärzte tätig sein zu können.
Integrierte Leitstelle Schweinfurt verzeichnete 187.597 Einsätze in 2021
Klaus Wörner, stellvertretender Leiter der Integrierten Leitstelle Schweinfurt (ILS), gab einen Überblick über die 2021er Einsatzzahlen der ILS, die einen Zuständigkeitsbereich von nahezu 4000 Quadratkilometern abdeckt. Nachdem die Zahl der Einsätze 2020 rückläufig gewesen sei, sei sie 2021 wieder auf das übliche Niveau gestiegen. Insgesamt verzeichnete die ILS Schweinfurt im vergangenen Jahr 187.597 Einsätze – darunter 86.333 Einsätze des Rettungsdienstes, 5693 Feuerwehreinsätze und 93.428 Infoeinsätze (darunter Probealarmierungen, Apothekenvermittlungen, Ärztlicher Bereitschaftsdienst).

Eine Belastung für die Mitarbeitenden, berichtete Wörner, haben vor allem die Infektionsfahrten beispielsweise mit Corona positiven Patienten, dargestellt, von denen die ILS Schweinfurt im vergangenen Jahr 5742 erfasst hat. Angestiegen seien auch die Anruferzahlen: 170.696 Anrufe erreichten die Leitstelle im Jahr 2021, davon 106.879 über die Notrufnummer 112. Im Durchschnitt seien täglich 468 Anruf eingegangen. Wörner sagte: "Der Bürger war auch 2021 unsicher."
Einen Lichtblick verkündete Wörner im Hinblick auf die angespannte Personallage bei der Leitstelle: Man werde fünf Stellen zum 1. Oktober besetzen.