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Werneck: Klimawandel: In Mainfranken wird's heiß

Werneck

Klimawandel: In Mainfranken wird's heiß

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    Vertrockneten Mais (hier in Brandenburg) hat man in Unterfranken im Hitzesommer 2018 auch oft gesehen. Klimaforscher prophezeien, dass es in Unterfranken zukünftig noch wärmer wird.
    Vertrockneten Mais (hier in Brandenburg) hat man in Unterfranken im Hitzesommer 2018 auch oft gesehen. Klimaforscher prophezeien, dass es in Unterfranken zukünftig noch wärmer wird. Foto: Patrick Pleul

    Es sollte mehr solcher Abende geben wie den kürzlich im katholischen Pfarrzentrum in Werneck mit gut 80 Besuchern. Wenn der Würzburger Klimaforscher Professor Heiko Paeth über die Folgen des menschengemachten Klimawandels für Unterfranken spricht, muss man sich zwar konzentrieren, da Paeth ein Schnellsprecher ist. Doch er hat viel zu sagen. Und wenn man hernach immer noch nicht verstanden hat, dass Klimaschutz jeden einzelnen persönlich betrifft, dann wird es wirklich schwierig für die Welt.

    Die Schwebheimer Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber wird im Moment als das "grüne" Gewissen der CSU gehandelt. Die 43-Jährige arbeitet schon lange als Umweltpolitikerin, ist klimapolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und war sowohl bei den Klimakonferenzen in Paris als auch Kattowitz. Sie kämpft für mehr Klimaschutz und verbindliche gesetzliche Regelungen und bekommt dafür Anerkennung zum Beispiel vom Bund Naturschutz. Weisgerber bemüht sich um Aufklärung, hat schon zahlreiche solcher Termine wie den in Werneck mit Klimaforschern deutschlandweit absolviert.

    Wegen der großen Hitze in der Stadt Schweinfurt warfen zahlreiche Platanen vergangenen Sommer ihre Rinde ab.
    Wegen der großen Hitze in der Stadt Schweinfurt warfen zahlreiche Platanen vergangenen Sommer ihre Rinde ab. Foto: Gerd Landgraf

    Sie dienen zum wachrütteln, aber auch zur Diskussion mit der Bevölkerung, die sich – wie in Werneck – viele und tiefgehende Gedanken macht, was man tun kann, um das Weltklima sich zumindest nicht mehr als zwei Grad (wie im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegt) erwärmen zu lassen. Paeth ist sehr klar in seinen Aussagen, die er mit vielen Zahlen belegt.

    Unterfranken ist einer der drei heißesten Orte Deutschlands

    2018 war in Sachen Durchschnittstemperatur das heißeste Jahr der Bundesrepublik. Seit 2014 ist es so, dass jedes Jahr heißer ist als das vorhergehende und das jeweils wärmste seit Beginn der kontinuierlichen Klimaaufzeichnungen Anfang des 19. Jahrhunderts. Paeth zu Folge gibt es unter Wissenschaftlern keinerlei Zweifel, dass die Erderwärmung seit Anfang des 20. Jahrhunderts von Menschen verursacht ist.

    Unterfranken erklärt Paeth aufgrund der von ihm ausgewerteten Daten zum "Hotspot des Klimawandels". Die Region sei eine von dreien in Deutschland, die sich besonders stark erwärmt hatund dies auch weiter tun wird, wenn nicht konsequent gehandelt wird. Aus den Daten von 1881 bis 2017 geht hervor, dass die Erwärmung in Unterfranken im Durchschnitt plus 2,5 Grad beträgt, während der globale Referenzwert bei 0,9 Grad liegt.

    Große Hitze und viel zu wenig Niederschlag als Problem

    Ein besonders großes Problem ist die Erwärmung einhergehend mit zu wenig Niederschlag. Der April 2019 war zum Beispiel 2,7 Grad wärmer als der Durchschnitt und hatte nur 42 Prozent des für April üblichen Niederschlags. Paeth warnt vor Hitzewellen im Maintal und prophezeit, wenn nicht gegengesteuert wird, einen deutlichen Anstieg von Hitzetagen und tropischen Nächten.

    Später wurde Paeth gefragt, was man tun könne. Er wisse, dass seine Antworte "erschreckend einfach" sind, aber auch alternativlos: "Kleinere Autos, keine Flugreisen, regionale Produkte und weniger Fleisch essen", so der Klimaforscher. Ebenso ist er überzeugt, dass es ein Fehler der Politik ist, den Verkehr als Ganzes vom Auto über den Lastwagen bis zum Flugzeug zu subventionieren. "Verkehr ist viel zu billig", so Paeth.

    Anja Weisgerber skizzierte, was die Bundesregierung plant, unter anderem das Ziel bis 2030 den Ausstoß von Kohlendioxid um 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken und den Klimaschutzplan 2050. Weisgerber plädiert dafür, Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik in Einklang zu bringen. Das hatte sie auch in einer Diskussion mit Schülern aus der Region erläutert.

    Die Gäste waren bunt gemischt - von der Fridays-for-future-Mama über Landwirte, Bürgermeister bis zu Ingenieuren. Klimaleugner waren im übrigen keine im Saal. In der Fragerunde ging es oft auch um globale politische Zusammenhänge. Was bringt ein deutscher Kohleausstieg, wenn die Produktion aus der Lausitz nach Polen verlegt wird? Was passiert, wenn wir nicht handeln? "Dann wird es weltweit bis zum Jahr 2100 eine Erwärmung um fünf bis sechs Grad geben", so Heiko Paeth, "in Unterfranken wird es dementsprechend noch heißer." Auch der CO2-Zertifikate-Handel, der Ausbau der Windkraft in Bayern oder ein Tempolimit auf Autobahnen waren Thema.

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