Die Coronakrise wird, das ist kein Geheimnis, sicher massive Auswirkungen auch auf den Haushalt der Stadt Schweinfurt haben, da damit zu rechnen ist, dass die Gewerbesteuereinnahmen vor allem in diesem Jahr massiv zurückgehen. Das wiederum bedeutet, dass alle Projekte für die kommenden Jahre auf den Prüfstand müssen. Muss man sie verschieben? Kann man sie anders planen? Kann man einsparen? Wie viele Zuschüsse gibt es?
Eines der wichtigsten Projekte für die nachhaltige Entwicklung der Innenstadt ist der Neubau des Kulturforums am Martin-Luther-Platz. Im Sommer vor vier Jahren hatte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) seine erste Idee dazu präsentiert, mittlerweile ist das Projekt weit fortgeschritten. Im Hintergrund wird im Moment natürlich weiter daran gearbeitet, auf mehreren Ebenen.
Die Bauverwaltung stimmt sich mit dem Architekturbüro ab, das die im Dezember vergangenen Jahres vom Stadtrat genehmigten neuen Pläne für die Weiterentwicklung des Kulturforums bearbeitet. Bekanntlich gab es im Sommer 2019 eine lange, kritische Diskussion über die Frage, ob ein eigentlich geplanter Saal im Keller des Kulturforums mit Platz für bis zu 300 Personen baulich möglich ist oder nicht. Er ist es nicht, weswegen es nun einen ebenerdigen Saal geben soll, der etwa in der Mitte des neuen Foyers beginnt und mit dem Erweiterungsbau der Alten Reichsvogtei an der Platzkante zum Martin-Luther-Platz abschließt. Der Saal bietet Platz für 130 Personen und könnte zu dem entstehenden Innenhof Richtung Alte Reichsvogtei geöffnet werden. Erste Baumaßnahmen für das Kulturforum sind frühestens im kommenden Jahr zu erwarten, die Eröffnung ist für Frühjahr 2023 geplant.

In nicht-öffentlicher Sitzung vergaben kürzlich die Stadträte den Auftrag für die Gestaltung des Stadtmuseums. Das Museum neu aufbauen wird die vor acht Jahren gegründete Firma BOK und Gärtner, eine Agentur für Kommunikationsdesign und Szenografie aus Münster, die Erfahrung in der Gestaltung neuer Museen hat und hauptsächlich für öffentliche Auftraggeber arbeitet.
Die Firma hatte sich im Wettbewerb mit zwölf Firmen als die aus Sicht der Jury geeignetste herauskristallisiert. Laut der städtischen Pressesprecherin Anna Barbara Keck wird in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem Team von Kulturforum-Leiterin Katharina Christ, der Bauverwaltung und dem Architekten ein Konzept für die Gestaltung des neuen Museums, das in die alte Reichsvogtei integriert wird, erarbeitet.
Die Herausforderung ist zum einen die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes, zum anderen in die teils recht kleinen Räume eine moderne, innovativ gestaltete Ausstellung über die Geschichte Schweinfurts zu integrieren, die darüber hinaus auch die bisher fehlenden 100 Jahre Stadtgeschichte seit 1920 integriert.
Seit einigen Monaten schon hat das Kulturforum-Team einen Sammlungsaufruf an die Bürger, besondere Erinnerungsstücke und Gegenstände aus den vergangenen Jahrzehnten dem Museum zur Verfügung zu stellen. Auskunft dazu gibt es unter Tel.: (09721) 514770.
Der Ursprung der Idee Kulturforum liegt schon vier Jahre zurück:
- Lesen Sie hier, was der Oberbürgermeister 2016 vorschlug: "Geplant: Kulturforum Martin-Luther-Platz"
- Kulturamtsleiter Christian Kreppel informierte 2017 in der Kulturkonferenz: "Forum für die Schweinfurter Kultur"
- Im März 2018 war der Stadtrat von den Kulturforums-Plänen angetan: "Große Zustimmung für das Kulturforum"
- Im Mai 2018 wurde die neue Leiterin vorgestellt: "Katharina Christ leitet das Kulturforum"
- Im Oktober 2018 gewinnt das Kölner Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner den Gestaltungswettbewerb: "Glas und Holz für die Marke Kulturforum"
Der Streit über das Kulturforum begann im Juli 2019 mit einem Eklat im Stadtrat:
- Mitte Juli 2019 begann die Diskussion über die Schwierigkeiten mit dem 300-Personen-Saal im Hauptausschuss: "Kulturforum Schweinfurt: Überraschend gibt es zwei Varianten"
- In der Stadtratssitzung am 23. Juli gab es einen Streit zwischen Architekten und Stadträten: "Eklat wegen Kulturforum: Architekt spricht von "Schlangengrube"
- So kommentierte Oliver Schikora die Geschehnisse: "Neue Planung ist nötig"
- Im Gespräch mit dem Schweinfurter Tagblatt erklärt der Architekt seine Sicht: "Architekt wehrt sich gegen Vorwürfe im Stadtrat"
- Im Gestaltungswettbewerb war der Saal für 300 Personen mit Nebenräumen enthalten, ebenso klar war der Kostenrahmen von 13 Millionen Euro brutto: "Vorgaben waren klar"
- Anfang August stellte die SPD den Antrag, den Rückert-Bau zu nutzen, und will Aufklärung über die Hintergründe: "Schweinfurts SPD fordert Aufklärung von OB"
- In der ersten Ferienausschuss-Sitzung Anfang August stellen OB und Baureferent Ralf Brettin ihre Sicht dar: "Stadt will mit Architekten weiterarbeiten"
- Diese Sitzung kommentierte Oliver Schikora wie folgt: "Verwaltung macht es sich zu leicht"
- Die Schweinfurter SPD-Vorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek kritisierte Mitte August Oberbürgermeister Sebastian Remelé: "SPD wirft OB fehlenden Gestaltungswillen vor"
- CSU-Fraktionschef Stefan Funk weist die SPD-Kritik am OB zurück: Kulturforum in Schweinfurt: CSU ist sauer wegen SPD-Kritik
Die Schweinfurter Kulturszene äußerte sich wie folgt zum Kulturforum:
- In der Schweinfurter Kulturszene kann man den Verzicht auf den 300-Personen-Saal nicht nachvollziehen: "Große Enttäuschung in der Kulturszene"
- Bei der Kulturkonferenz gab es kritische Nachfragen: "Hippes Ambiente, kritische Worte"
- Auch Ende Oktober war in der Kulturszene noch Enttäuschung über die Planungen zu hören: "Frust pur: Schweinfurts Kulturszene ist enttäuscht vom OB."
- So kommentierte Oliver Schikora die Diskussion bei den Haushaltsberatungen über das Kulturforum: "Ein Fehler, der sich rächen wird."