Dienstagmittag, bei ordentlicher Hitze, hatte sich eine größere Schar von Bürgern und Amtsträgern im Konversionsgebiet Askren Manor versammelt, um der Enthüllung von acht Straßenschildern beizuwohnen. „Geschichtsträchtig“ sei der Ort und auch dieser Moment, sagte OB Sebastian Remelé.
Der Ort, weil dort gut 60 Jahre in Schweinfurt stationierte Soldaten und ihre Familien gewohnt hätten. Der Moment, weil daraus ein neues Wohngebiet für die Bevölkerung werde und an diesem Tag die Straßenschilder – benannt nach bekannten und verdienten Schweinfurter Kommunalpolitikern und Künstlern – enthüllt werden.
Der zentrale Platz gleich nach dem Zugang vom Kennedy-Ring wird Amerika-Platz heißen. Dass hier über ein halbes Jahrhundert US-Amerikaner gelebt haben, soll so deutlich zum Ausdruck kommen. Die anderen acht Straßen aber, da war sich laut Remelé die kommunale Politik einig, sollten nach Schweinfurtern benannt werden: zwei Kommunalpolitiker und sechs Künstler.
Der letzte Fahnenappell: Die Army ist gegangen
Aus Kasernen werden Wohngebiete
Die Namensgeber sind:
Edmund Hornung, Kommunalpolitiker (1938-2015). Hornung engagierte sich in kommunalpolitischen Ehrenämtern, im Hochschulbereich, als Mitglied des Stadtrates und CSU-Fraktionsvorsitzender.
Anna Weichsel, erste gewählte Stadträtin in Schweinfurt (1877-1952). Von 1919 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten war sie im Stadtrat aktiv. Sie setzte sich für die Bereiche Familie, Jugend, Kinderreiche und Waisen ein.
Heinrich Söller,
(1903-1997). Er schuf nach Ausbildung an der Münchner Akademie Arbeiten im öffentlichen Raum und in der Portraitplastik.Isi Huber,Maler und Kunsterzieher (1923-1997). Gründungsmitglied der „Gruppe Schweinfurter Künstler“. Sgraffiti und Wandbilder, Kunst am Bau, fränkische Landschaftsbilder.
Margarita Calvary, Grafikerin, Malerin, Autodidaktin (1922-2016). Die Tochter des jüdischen Schuhfabrikanten Ludwig Silberstein flüchtete vor dem NS-Regime ins Ausland, wurde dort als Künstlerin bekannt und kehrte 2003 nach Schweinfurt zurück.
G. Hubert Neidhart, Maler, Grafiker und Kunsterzieher (1928-1999). Er war treibende Kraft der „Gruppe Schweinfurter Künstler“ und setzte sich bildnerisch mit gesellschaftskritischen Themen auseinander.
Margarethe Geiger, Malerin, Zeichnerin, Grafikerin (1783-1809). In Wien verstorbene, hoch talentierte Künstlerin und Porträtistin, die in Franken durch ihre Trachtendarstellungen berühmt wurde.
Wilhelm Kohlhoff, Maler, Zeichner, Lithograph (1893-1971). Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Schweinfurt und bezog sein Atelier im „Grüne Haus“, gilt als Grenzgänger zwischen Impressionismus und Expressionismus.
Remelé sagte, es sei eine gute Entscheidung des Stadtrates gewesen, sich bei der Konversion von Askren Manor zum neuen Schweinfurter Wohngebiet Bellevue „vom Gros der Wohnblocks zu verabschieden“ und verschiedene Bebauung vorzusehen. Bis Herbst 2019 soll hier erschlossen werden – das heißt Tiefbauarbeiten: Wasserleitungen, Kanäle, Stromleitungen und sonstige Infrastruktur einzubringen sowie Straßen zu bauen. „Dann kann gebaut und gewohnt werden“, so der Oberbürgermeister.
Dass der Amerika-Platz nicht, wie jetzt noch, nur ein Kreisverkehr wird, sondern ein richtiger schöner Platz, versprach Baureferent Ralf Brettin. Von den in Reih und Glied angeordneten Askren-Manor-Wohnblöcken „bleiben nur einige stehen“, der Rest werde Geschoss- und Eigentumswohnungen, Doppel-, Reihen- und Einfamilienhäusern weichen. Und: Das Wohngebiet werde am Ende über zwei „Grünzüge“ verfügen – einer von Osten nach Westen, der anderer von Süden nach Norden.
Die Straßennamenenthüllung hat noch während der OB-Rede zum Teil zumindest ein Windstoß vorweggenommen. Ein Tuch blieb fest über den Schildern – bis es Hans Schnabel, Ralf Brettin, OB Remelé und seine Amtsvorgängerin Gudrun Grieser feierlich herunterzogen.