Die furchtbaren Bilder von der Flutkatastrophe im Ahrtal in Nordrhein-Westfalen im Juli dürfte ein jeder noch vor Augen haben. Häuser zerstört, weggespült von den Wassermassen in jener Katastrophennacht vom 14. auf den 15. Juli. Straßen nicht mehr da, Autobahnen, Brücken, Eisenbahnschienen – der Schaden geht in die Milliarden, die Sorgen und Nöte der Betroffenen sind unvorstellbar.
Das fand auch der Schweinfurter Dieter Fehler, der vor kurzem spontan mit dem Motorrad ins Ahrtal fuhr und dort eine Woche lang als freiwilliger Helfer unterwegs war – im Örtchen Kreuzberg direkt an der Ahr gelegen, von dem im Grunde nicht viel mehr als der Name und Erinnerung an früher übrig ist. "Die Hilfe", so Fehler, "ist absolut nötig, nicht nur von Technischem Hilfswerk, Feuerwehr oder Bundeswehr, sondern auch von freiwilligen Helfern." Er wolle den Betroffenen gegenüber "ein Zeichen setzen, dass die Menschen dort nicht vergessen sind."

Die Hilfsbereitschaft ist deutschlandweit groß, tausende Menschen waren bereits in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz vor Ort, um zu helfen. Auch aus der Region gibt es große Hilfsbereitschaft. Kreisbrandinspektor Alexander Bönig aus Unterspiesheim und die Schwebheimer Floriansjünger organisieren in Rech ein Mutmacher-Fest und haben Spenden gesammelt, unter anderem durch verschiedene Aktionen der Feuerwehren im Altlandkreis Gerolzhofen.

Auf die Zerstörung hatte sich Dieter Fehler durchaus vorbereitet im Vorfeld, eine Bekannte, die vor Ort geholfen hatte, hatte ihm erzählt wie es war. Dennoch ist es noch einmal etwas anderes, die "gewaltige Kraft der Natur" vor Ort zu sehen und zu begreifen, was passiert ist, als die Ahr über Nacht durch den extremen Regen auf über acht Meter anschwoll und alles mitriss, was ihr im Weg stand,

Fehler war mit seinem Motorrad unterwegs, konnte deshalb zunächst auch im Ahrtal entlang der Dörfer ein ganzes Stück noch fahren, wo sonst keine Autos hinkommen. "Es war eine Schlamm- und Steinwüste, alle Dörfer dort sind verwüstet", erzählt er.
In Grafschaft meldete er sich schließlich bei der Zentrale für die Koordination der freiwilligen Helfer, auf dem Gelände des Fruchtgummi-Herstellers Haribo. Zunächst war er mit dabei, um vollgelaufene Keller leer zu pumpen, danach wurde er in der Küche eingesetzt, um die 250 Helferinnen und Helfer nur in und um Kreuzberg zu verköstigen. Die eine Hälfte waren professionelle Hilfskräfte von Feuerwehr, THW oder Bundeswehr, die andere Hälfte aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland, um mit anzupacken.

Den Menschen vor Ort geht es den Umständen entsprechend, so Fehler. "Die Dankbarkeit, dass geholfen wird, ist sehr groß." Er hat immer wieder erlebt, dass die Bürgerinnen und Bürger, die keine Existenz mehr haben und sich alles neu aufbauen müssen, "heilfroh" sind, dass ihnen jemand dabei unter die Arme greift.

Den Fortschritt bei den Aufräumarbeiten seit Juli sieht man durchaus, so Fehler. Die Zerstörung aber auch und, dass es noch sehr, sehr lange dauern wird, bis wieder ansatzweise Normalität gegeben und alles wieder aufgebaut ist. Größtes Problem im Moment: Was machen die Menschen, die bis zum Winter wieder in ihre Häuser müssen, weil sie keine andere Bleibe haben?
"Die Menschen im Ahrtal haben echte Probleme. Was wir hier bei uns privat haben, ist nur Pippifax."
Dieter Fehler unterstützte die Betroffenen der Flutkatastrophe im Ahrtal.
Keine Elektrizität, kein Trink- und Abwasser (im Moment gibt es Trinkwasser nur aus Containern, die Kanäle sind meist verstopft oder zerstört), keine Heizung, dazu müssen viele Häuser erst getrocknet werden – das sind Themen, die man sich bis vor kurzem in Deutschland nicht vorstellen konnte.

Ein anderes Thema sind die Schulen. Viele, die unten im Tal lagen, können nicht genutzt werden. Die Schülerinnen und Schüler werden nun in andere Orte in der Region gebracht, die nicht vom Hochwasser betroffen waren. "Die Menschen im Ahrtal haben echte Probleme. Was wir hier bei uns privat haben, ist nur Pippifax", bringt es Dieter Fehler auf den Punkt.
Die Stimmung vor Ort sei grundsätzlich gar nicht so schlecht, man merke aber, dass die Energie der Menschen nachlasse, gerade der Älteren, die nicht wissen, wie sie ihr Haus wieder aufbauen sollen. "Die Menschen hängen in der Luft, sie dürfen sich nicht verlassen fühlen", appelliert Fehler an seine Mitbürgerinnen und Mitbürger, trotz eigenem Alltag und Bundestagswahlkampf die Flutopfer nicht zu vergessen.
Er selbst wird das sicher nicht. Wenn es möglich ist, will er auch im Oktober noch einmal ins Ahrtal fahren, um zu helfen. Zu tun gibt es immer etwas.