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REGION STEIGERWALD: Söder steht bei Sturmopfern im Wort

REGION STEIGERWALD

Söder steht bei Sturmopfern im Wort

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    Eine Schneise der Verwüstung zog Orkantief Fabienne am 23. September in Untersteinach, einem kleinen Ortsteil von Burgwindheim. Auf dem Hof zum Beispiel von Bürgermeister Heinrich Thaler war kein Stein mehr auf dem anderen und kein Ziegel mehr auf dem Dach, wo er vorher war. Feuerwehr Gerolzhofen
    Eine Schneise der Verwüstung zog Orkantief Fabienne am 23. September in Untersteinach, einem kleinen Ortsteil von Burgwindheim. Auf dem Hof zum Beispiel von Bürgermeister Heinrich Thaler war kein Stein mehr auf dem anderen und kein Ziegel mehr auf dem Dach, wo er vorher war. Feuerwehr Gerolzhofen Foto: Feuerwehr Gerolzhofen

    „Ich bin mir sicher, dass der Ministerpräsident Wort hält. Als Burgwindheims CSU-Bürgermeister Heinrich Thaler das sagt, steht er gerade wieder auf einem der Dächer seines vom Orkantief „Fabienne“ zerstörten Hofes in oberfränkischen Untersteinach (Lkr. Bamberg). Konfrontiert mit den Bildern der Verwüstung hatte Ministerpräsident Markus Söder kurz vor der Landtagswahl bei einer Wahlveranstaltung der CSU in Burgebrach spontan geäußert: „Wir helfen.“

    Medienberichten zufolge, wonach die Sturmopfer in Untersteinach trotz der versprochenen Hilfe leer ausgehen würden, widerspricht Burgwindheims Bürgermeister. Dazu sei das letzte Wort noch längst nicht gesprochen, sagt Thaler, der selbst zu den Hauptbetroffenen in Untersteinach zählt.

    Im Steigerwald war neben Schönaich, Buch und Hof bei Ebrach der kleine Burgwindheimer Ortsteil mit am schwerstenbetroffen. Im 140-Seelen-Dorf waren am 23.September 32 Anwesen teils schwer beschädigt worden. Wegen der vermeintlich geschützten Lage hatten die meisten im Dorf keine Sturmversicherung abgeschlossen. Das rächt sich jetzt.

    Kein eigener Fördertopf für Sturmopfer

    Thaler räumt ein, dass es im Freistaat im Gegensatz für Wasser- und Hochwassergeschädigte aktuell keinen Topf für Sturmopfer gebe. „Es wird daran gearbeitet. Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben und bestehen auf die in Aussicht gestellte finanzielle Unterstützung. Ich bin mir sicher, dass sich der Ministerpräsident der Sache annimmt. Die Zeit müssen wir ihm aber geben“, sagt CSU-Mann Thaler. Offen sei nur, in welcher Höhe und in welcher Form die Hilfe kommen werde. Sollte sich bis Anfang Dezember nichts getan haben, kündigt Thaler an, erneut das Gespräch zu suchen und in München nachzubohren.

    „Ohne Hilfe, ist es nicht zu schaffen“

    Die Angebote, die bisher gemacht wurden, würden den Untersteinachern jedenfalls nicht weiterhelfen. Burgwindheims Bürgermeister macht deutlich: „Und ohne finanzielle Unterstützung schaffen die Hauptgeschädigten das einfach nicht.“

    Würde er seinen vom Sturm zerrissener und niedergewalzter Hof wieder komplett in der ursprünglichen Form aufbauen, würde das laut Schätzung rund 500 000 Euro kosten. Allerdings will er nun einige zerstörte Gebäude komplett abreißen und nicht wiederaufbauen. „Ich habe die Hoffnung, dass wir dann mit 250 000 bis 300 000 Euro zurechtkommen“, sagt Thaler.

    Einer der vielen, die nicht gegen Sturmschäden versichert sind, ist auch Gärtnermeister Thomas Mück in Burgwindheim. Er steht mit seiner Familie buchstäblich vor den Scherben seiner Existenz. „Mir hat der Orkan meinen Gartenbaubetrieb so gut wie komplett zerstört. Ich bin soweit, einen Haken dran zu machen und mir eine Arbeit zu suchen. Wir haben keine Arbeit und kein Einkommen mehr und schreiben jeden Tag rote Zahlen.“

    Quasi als Schutzwall für die Gewächshäuser des familiengeführten Zierpflanzenbetriebs hatte er im Westen Hallen hingebaut. Die durch die Luft gewirbelten Dächer haben das Glas der Gewächshäuser durchschlagen, die Metallkonstruktionen, Pflanzen, Pflanztische, Heizung und auch die Energieschirmtücher irreparabel ruiniert. Mindestens 30 000 Euro würden alleine das Material für den Wiederaufbau kosten, schätzt Thomas Mück. Geld, das er nicht hat.

    Deprimiert stellt der 54-Jährige fest: „Die Gärtnerei einigermaßen hinzubiegen, übersteigt auch meine körperlichen und mentalen Kräfte.“ Eine Möglichkeit wäre, einen Job anzunehmen und den Betrieb im Nebenerwerb weiterzuführen, sagt Mück. Auf der Suche nach einer Perspektive hofft er auf Unterstützung, sei es finanzieller Art oder durch ein Job-Angebot.

    Das vermeintlich sichere Steinachtal

    Untersteinach wurde neben Schönaich, Hof bei Ebrach und Buch am stärksten im Steigerwald vom Orkantief Fabienne am 23. September heimgesucht. Wegen der vermeintlich geschützten Lage im Steinachtal hatten viele im Ort keine Sturmversicherung abgeschlossen. Gerade in diesen Fällen hofft man nun auf die von Ministerpräsident Markus Söder versprochene Hilfe aus München.
    Untersteinach wurde neben Schönaich, Hof bei Ebrach und Buch am stärksten im Steigerwald vom Orkantief Fabienne am 23. September heimgesucht. Wegen der vermeintlich geschützten Lage im Steinachtal hatten viele im Ort keine Sturmversicherung abgeschlossen. Gerade in diesen Fällen hofft man nun auf die von Ministerpräsident Markus Söder versprochene Hilfe aus München. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Das Unverständnis, das viele Nichtbetroffene darüber äußern, dass in Untersteinach oder auch in Burgwindheim viele der jetzigen Orkan-Opfer keine Sturmversicherung abgeschlossen hatten, bringt Bürgermeister Thaler in Rage. Das liege schlichtweg daran, dass man hier in dem von Höhenzügen eingebetteten und geschützten Steinachtal bisher nie von Stürmen erreicht worden war. Speziell der Radstein im Westen habe bisher alle Stürme abgehalten. Heinrich Thaler: „Seit Menschengedenken hatte es hier keinen Sturm von diesem Ausmaß gegeben. Auch Wiebke und Vivian waren im Vergleich dazu bedeutungslos bei uns.“

    Angesichts der massiven Schäden an Gebäuden oder auch Autos ist Thaler mit Blick auf den Tod einer 78-jährigen Frau in Ebrach, die von einem abbrechenden großen Ast einer Eiche tödlich getroffen worden war, „dem Schöpfer dankbar, dass keine Personen in Untersteinach verletzt wurde“.

    Enorme Spendenbereitschaft

    Der Markt Burgwindheim hatte bereits kurz nach „Fabienne“ über die mit dem Markt Ebrach gebildete Verwaltungsgemeinschaft (VG) zu einer Spendenaktion für die Sturmopfer aufgerufen. Inzwischen sind nach Auskunft von Kämmerer Konrad Götz über 100 000 Euro von Privatpersonen und Firmen eingegangen. Weitere Spenden laufen stetig aufs Konto ein, so Götz. Am Burgwindheimer Gemeinderat werde es nun liegen, entsprechende Kriterien für eine sinnvolle Verteilung des Geldes festzulegen.

    Unabhängig von der späteren Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder in Burgebrach, in Untersteinach zu helfen, hatte Bayerns Innen-Staatssekretär Gerhard Eck bei einem Ortstermin kurz nach dem Sturm in Schönaich versprochen, sich seitens des Freistaats die Fälle, bei denen keine Versicherung einspringen sollte, genau anzuschauen. Sollten Härtefälle darunter sein, werde man darüber nachdenken, wie geholfen werden könne, so Gerhard Eck. Der Landkreis Schweinfurt hatte den Sturmgeschädigten in Schönaich vor allem mit der kostenlosen Bereitstellung von Bauschuttcontainern unter die Arme gegriffen.

    Ministerien prüfen Möglichkeiten

    So sah es auf vielen Dächern im kleinen Burgwindheimer Ortsteil Untersteinach aus, nachdem das Sturmtief Fabienne am 23. September in wenigen Minuten durchgezogen war. Viele im Dorf hatten wegen der vermeintlich geschützten Lage im Steinachtal keine Sturmversicherung abgeschlossen.
    So sah es auf vielen Dächern im kleinen Burgwindheimer Ortsteil Untersteinach aus, nachdem das Sturmtief Fabienne am 23. September in wenigen Minuten durchgezogen war. Viele im Dorf hatten wegen der vermeintlich geschützten Lage im Steinachtal keine Sturmversicherung abgeschlossen. Foto: Foto: Nicolas Armer (dpa)

    Im für die Katastrophenhilfe zuständigen Finanzministerium in München räumt man ein, dass es für Sturmschäden unterhalb eines Orkans keine eigenen Hilfsmöglichkeiten gibt. Allerdings werde im Fall der Schäden des Sturms „Fabienne“ derzeit eine Unterstützung über die Förderprogramme im Bereich Ländliche Entwicklung geprüft.

    „Wir arbeiten an einer Lösung“, heißt es im dafür zuständigen Landwirtschaftsministerium. Diese Bearbeitung sei von den noch laufenden Koalitionsverhandlungen nicht betroffen: „Da liegt nichts auf Eis“, beteuert ein Ministeriumssprecher.

    Förderung will gut begründet sein

    Allerdings müsse die konkrete Hilfe auch rechtlich wasserdicht sein. Denn die Fördermittel für Ländliche Entwicklung dienen eigentlich der Land- und Dorfentwicklung mit dem Ziel, die Wirtschaftskraft ländlicher Räume zu stärken. Den Fördertopf nun zum Ausgleich individueller Sturmschäden anzuzapfen, müsse deshalb gut begründet werden. Die Bearbeitung nehme deshalb etwas Zeit in Anspruch.

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