Vermutlich sind über 10 000 Fische auf einem zwölf bis 15 Kilometer langen Abschnitt der Wern verendet, sagte Klaus Hoffmann, der Vorsitzende der Hegefischereigenossenschaft Wern und Nebengewässer, als die toten Fische im Sommer entdeckt wurden. Das könne aber nur geschätzt werden, sagt Hoffmann heute. "Das Hauptproblem ist, dass die toten Fische erst 48 Stunden nach der Verursachung festgestellt wurden", sagt er. In diesen zwei Tagen hätten sich bereits viele tote Fische im Schlamm absetzen können, die anschließend von Sediment überdeckt und deshalb nicht mehr zu sehen gewesen waren.
Die Polizei übernahm die Ermittlungen, denn eine natürliche Ursache konnte ziemlich schnell ausgeschlossen werden. Daraufhin hat sich der Verursacher der Verunreinigung selbst bei der Polizei gemeldet. Dem Landwirt aus dem Landkreis Schweinfurt sei seine Spritze beim Anmischen eines Spritzmittels gegen Pilzbefall auf seinem Hof übergeschwappt. Die Brühe ist anschließend über die Hofabflussrinne in den Dorfgraben gelaufen, der in die Wern führt.
Neue Fische im Frühjahr einsetzen
Das Wasserwirtschaftsamt hatte Wasser- und Sedimentproben genommen. Hoffmann warte noch auf die Ergebnisse der Gutachten. Bis sich die Biologie des Gewässers komplett erholt hat, wird es aber dauern. Erst im Frühjahr 2021 hatten die Mitglieder der Hegefischereigenossenschaft über 10 000 Fische in die Wern eingebracht. "Wenn es blöd läuft", so Hoffmann, sei der Besatz der letzten fünf Jahre zerstört.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. "Das Wasser hat sich wieder stabilisiert und normalisiert", deshalb gibt es bereits Pläne, wieder Fische einzusetzen. Im Frühjahr 2022 sollen unter anderem Bachforellen, Nasen und Ellritzen eingesetzt werden, sofern diese aus der Zucht zu bekommen sind. Doch nicht alle Fischarten werden besetzt. Einige Fische, etwa Rotaugen, gelangen auf natürlichem Wege in Gewässer. "Das sind wichtige Kleinfische, die auch zu Gewässern dazugehören", sagt Hoffmann. Auch aufgrund der natürlich vorkommenden Lebewesen sei es sehr schwierig, einen Schaden zu beziffern.
Nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein ökologischer Schaden
Der finanzielle Schaden für die Hegefischereigenossenschaft Wern und Nebengewässer, die sich um insgesamt 140 Kilometer Fließgewässer kümmert, liegt nach Angaben der Wasserschutzpolizei im oberen vierstelligen Bereich. Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen verweist auf ein Gutachten der Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken, die den Schaden auf 8000 bis 10 000 Euro beziffert haben soll. Hoffmann könne auch noch keine genauen Zahlen nennen.

Viel größer als der materielle ist vermutlich der ökologische Schaden. Im Bach leben Forellen, Barsche, Näslinge, Rotten, Rotaugen, Rotfedern und Elritzen und Muscheln. Auch ganzjährig geschützte Fische wie der Bitterling oder der Stichling leben normalerweise in der Wern, auch sie seien mit gespreizten Kiemen im Wasser getrieben. Und auch die Nahrungstiere der Fische, etwa Bachflohkrebse, Steinfliegenlarven oder Köcherfliegenlarven, sind verendet.

Dem Landwirt droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe
Der Landwirt als Verursacher muss mit einer Strafanzeige wegen Gewässerverunreinigung rechnen. Ihm droht damit laut Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe, da er "unbefugt ein Gewässer verunreinigt oder dessen Eigenschaften nachteilig verändert hat".
Verunreinigung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich die physikalischen, chemischen oder biologischen Eigenschaften des Gewässers verschlechtern, weil bestimmte Stoffe eingebracht wurden. Hierbei ist auch im Alltag Vorsicht geboten – eine Gewässerverunreinigung ist schnell passiert. Sie kann bereits dann vorliegen, wenn etwa Öl oder Benzin in die Kanalisation gelangen.