Der Klimawandel geht auch am Gemeinsamen Bürgerwald von Gerolzhofen, Rügshofen und Dingolshausen nicht spurlos vorüber. Insbesondere der Befall mit Schädlingen ist ein Problem. Allerdings ist die Situation oben im Steigerwald nicht ganz so dramatisch wie beispielsweise im Gerolzhöfer Stadtwald "Mahlholz", erklärte Förster Jochen Schenk bei der jüngsten Versammlung des Bürgerwald-Zweckverbands. Die Höhenmeter und dadurch etwas kühlere Witterung machen den Unterschied. Doch auch die langanhaltende Trockenheit stellt die Bäume im rund 800 Hektar großen Bürgerwald vor große Probleme.
Die Schadholzaufarbeitung im Bürgerwald habe ein noch "überschaubares Maß" gehabt, so Schenk. Ungefähr 1500 Festmeter Schadholz seien angefallen, zumeist Nadelholz und Eschen. Die Laubbäume seien aber nicht mehr als Stammholz vermarktbar, sondern nur noch als Brennholz. Hier könne man über die Forstbetriebsgemeinschaft aber auf altbewährte Kunden zurückgreifen. Auch das mit Schädlingen befallene Nadelholz sei noch auf dem Markt platzierbar, zum Beispiel für die Bretter- oder Spanholzproduktion. Dies sei eine "zwar nicht luxuröse, aber noch angenehme Situation", sagte Schenk.
Für die Rückung der Laubholzstämme sei der Waldboden, insbesondere an tonigen Hängen, derzeit aber zu nass. Hier müsse man auf Frost oder dann erst auf die Frühjahrstrockenheit warten, so Schenk. Die Vermarktung der Stämme verzögere sich deshalb, allerdings sei die Schonung der Rückegassen und des Bestands hier wichtiger.
Wie geht es mit den Buchen weiter?
Natürlich drehte sich in der Sitzung des Zweckverbands dann eine ausführliche Diskussion um die Frage, wie es mit dem Wald in Zeiten des Klimawandels weitergehen wird, zumal ja nun selbst die Buchen, die bislang immer als resistente Baumart galten, an bestimmten Standorten massive Trockenschäden aufweisen. Der Gerolzhöfer Stadtrat Hubert Zink fragte, ob es da nicht ratsam sei, die erkennbar geschädigten Buchen jetzt schnell noch zu fällen, bevor die Stämme dann nicht mehr wirtschaftlich verwertbar seien.

Laut Förster Jochen Schenk gibt es auf diese Frage keine eindeutige Antwort. Es gebe zwar viele Buchen, die in der Oberkrone deutliche Trockenschäden aufweisen. Doch sei es völlig unklar, ob sich die Bäume doch wieder erholen können oder ob sie tatsächlich absterben. Erst im kommenden April werde sich die ganze Wahrheit zeigen. "Und da bin ich schon ziemlich nervös", gestand Schenk. Klar sei nur, dass die Schäden nicht erst in diesem heißen Sommer entstanden seien, sondern wohl schon auf die stete Trockenheit seit 2015 zurückgehen.
Lebensgefahr für Waldarbeiter
Wenn die Baumkronen trocken werden und absterben, gibt es laut Jochen Schenk noch ein weiteres Problem: Beim Fällen der Bäume besteht die große Gefahr, dass bei den umstürzenden Bäumen dann große Teile aus der Krone abbrechen und unkontrolliert zu Boden stürzen. Für die Waldarbeiter bedeute dies absolute Lebensgefahr.
Auch Stephan Thierfelder, der Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt, ging auf die Frage von Hubert Zink ein. In der Tat habe man derzeit im Wald eine völlig neue Situation. Nach dem zweiten Stressjahr in Folge gebe es im Steigerwald Buchenschäden wie noch nie. Man könne es vom optischen Eindruck her allerdings kaum abschätzen, ob eine an den oberen Blätterkränzen bereits offenkundig geschädigte Buche noch als Stammholz verwertbar ist. Denn man habe jetzt nach Fällaktionen auch Buchen festgestellt, die im Stamm bereits einen trockenen Kern hatten oder von Weißfäule befallen und somit nicht mehr verwertbar waren - und dies, obwohl die Bäume noch grüne Blätter hatten. "Dies sind Vorgänge, die uns bislang unbekannt waren", schilderte Thierfelder das Problem.
Pflanzgut ist vergriffen
Eine weitere Nachfrage aus dem Waldpflege-Gremium: Was geschieht mit den nun freigeräumten Flächen im Wald? Ist dort eine Aufforstung geplant? Nein. Der Schädlingsbefall sei oftmals mitten in den Fichtenbeständen festgestellt worden, antwortete Förster Schenk. Die nun freigewordenen Flächen hätten deshalb "Nestergröße", bei der sich das Aufforsten momentan noch nicht lohne. Ein weiteres Problem: Weil der massive Schädlingsbefall ein überregionales Phänomen sei, gebe es aktuell am Markt eine außerordentlich hohe Nachfrage nach Pflanzgut. "Wir wollen eine sehr gute Qualität beim Pflanzgut. Der Markt gibt dies aber nicht her."
Der Gerolzhöfer Verbandsvertreter Thomas Vizl wollte wissen, ob die schon unter Schenks Vorgänger Volker Konrad begonnenen Maßnahmen zur Wasserrückhaltung im Bürgerwald gegen die Dürreschäden hilfreich sein können. Die angelegten Tümpel seien in der Tat nur eine "lokale Hilfe", antwortete Schenk, aber sicher nicht für die komplette Fläche des Bürgerwalds mit seinen 800 Hektar machbar. Hier ergebe es jetzt sogar ein anderes Problem: Die angelegten Tümpel hätten sich erfreulicherweise zu Feuchtbiotopen gewandelt. Nun stelle sich aber die Frage, wie man angesichts der Dürre sicherstellen soll, dass diese Biotope ihr auch Wasser behalten. "Sonst haben wir einen noch größeren Schaden für die Umwelt."