An diesem Dienstag beginnt das neue Schuljahr und drängt die Frage in den Vordergrund, wie gut man die Pandemie dieses Mal aus den Klassenzimmern fern halten kann. Zum Start hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder das Ziel vorgegeben, in jedem Klassenzimmer des Freistaats einen mobilen Luftfilter aufzustellen. Seit Mai fördert der Freistaat die Anschaffung der Geräte mit der Übernahme von 50 Prozent der Kosten. Bereits zuvor hatte es weitere Förderprogramme gegeben. Dennoch wird der Unterricht in zahlreichen Klassenzimmern zu Beginn des neuen Schuljahres ohne die besagten Luftreinigungsgeräte beginnen. Doch warum dauert die Anschaffung so lange und wie sieht es in Schweinfurts Schulen aus?
Klar ist: An Kritik mangelt es derzeit nicht, was die Ausstattung bayerischer Schulen im Hinblick auf die Vorbeugung von Corona-Infektionen angeht. Elterninitiativen sorgen sich vor allem um die jüngeren Schülerinnen und Schüler, die nicht geimpft werden und somit einer größeren Ansteckungsgefahr ausgesetzt seien. Gerade sie könnten durch Luftfilter besser geschützt werden. Auch aus der Schweinfurter Elternschaft erreichte die Redaktion hierzu Kritik an der Stadtverwaltung. Demnach herrsche Unverständnis darüber, dass noch immer so viele Luftfilter fehlten. Dies könne neben der Corona-Infektionsgefahr auch dazu führen, dass es durch verstärktes Lüften bei kühlen Temperaturen zu zahlreichen Erkältungen komme.
Stadt Schweinfurt sicherte sich bereits zu Beginn des Jahres Luftfilter
Doch ist die Kritik an den Sachaufwandsträgern berechtigt? Anders als etwa Würzburg hatte sich die Stadt Schweinfurt, zuständig für rund 20 Schulen, bereits Anfang des Jahres Luftfilter gesichert, als der Freistaat noch 100 Prozent der Anschaffungskosten übernahm. Schweinfurts Sozialreferent Jürgen Montag betont nun auf Nachfrage der Redaktion, dass die Stadt frühzeitig gehandelt und sich um die Bestellung der Luftreinigungsgeräte gekümmert habe. So sei man bereits im Winter vergangenen Jahres tätig geworden. Damals habe die Stadt 111 mobile Luftfilter sowie 646 Kohlendioxid-Sensoren angeschafft. Die Filter waren damals ausschließlich für Räume vorgesehen, die nicht natürlich belüftet werden können. "Diese Geräte wurden schon vor Monaten, Querbeet auf die Schulen verteilt, aufgestellt", sagt Montag. Bezogen auf alle Klassenzimmer in Schweinfurts Schulen freilich nur ein geringer Teil.
"Es ist wichtig, dass das soziale Leben wieder aufblüht."
Klemens Alfen, Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums
Im Juni nutzte die Stadt Schweinfurt nun das jüngste Förderprogramm (50 Prozent Kostenübernahme) und bestellte 237 weitere Lüftungsgeräte für ihre Schulen, die nun auch für Räume genutzt werden dürfen, die grundsätzlich gelüftet werden können. "Diese Geräte wollen wir nun für die Klassenzimmer nutzen, in denen Schüler im Alter bis zu 11 Jahren unterrichtet werden", so Montag. Sie seien schutzbedürftiger als ältere Schülerinnen und Schüler, die sich bereits impfen lassen können. Von den dafür fälligen 829 000 Euro Anschaffungskosten übernimmt der Freistaat die Hälfte. Für die Kommune fällt allerdings auch ein erheblicher Betrag für den Unterhalt und die Wartung der Geräte an (350 000 Euro jährlich), so Montag.
Schweinfurt: Viele Lüftungsgeräte erst im November oder Dezember einsatzfähig
Der Haken an der Sache: Durch strenge Auflagen und ein aufwendiges Ausschreibungsverfahren nimmt die Bestellung eine gewisse Zeit in Anspruch, weswegen die Lieferung und Installation in vielen Schulen noch auf sich warten lässt. Eine Ausstattung aller Klassenzimmer zu Beginn des Schuljahres sei also gar nicht möglich. Laut Sozialreferent Montag könne man mit den Geräten erst im November oder Dezember rechnen. Jedoch hätten Schulen, denen die Lieferung zu lange dauert, die Möglichkeit, eigenständig Geräte zu bestellen und somit eine schnellere Lieferung der Luftfilter zu bewirken. "Der Großteil der Schulen nimmt das aber nicht in Anspruch und will, dass die Stadt die Bestellung übernimmt", sagt Montag und begründet dies mit einem Mehraufwand für die jeweilige Bildungseinrichtung.

Drei Schweinfurter Schulen – Friedrich-Rückert-Grundschule, Schiller-Grundschule und Alexander-von-Humboldt-Gymnasium – nahmen diesen Mehraufwand dennoch auf sich und bestellten ihre Geräte bereits in Eigenregie. Aufgrund der jeweils kleineren Bestellmenge, erklärt Referent Montag, seien diese Schulen so nicht mehr an die europaweite Ausschreibungspflicht gebunden und könnten die Anlieferung deutlich früher erwarten. "Diese Geräte müssten Mitte September bis Mitte Oktober bereits da sein", so Montag.
Schulleiter: Stadt Schweinfurt hat sich "vergleichsweise vorbildlich" verhalten
Dies bestätigt etwa Klemens Alfen, Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums. Dort habe man die Sommerferien für die eigenständige Bestellung genutzt und erwarte die Anlieferung der Gerätschaften bis Mitte September. "In Zusammenarbeit mit Schulamt und Stadt haben wir das in die Wege geleitet und sind selbst überrascht, dass es jetzt so schnell geht", so Alfen. Der Schulleiter lobt die Stadt Schweinfurt, die sich beim Thema Luftfilter "vergleichsweise vorbildlich" verhalten habe. In anderen Städten sehe dies deutlich schlechter aus. Aufgrund der baldigen Anlieferung habe sich die eigenständige Bestellung zudem "unbedingt gelohnt". Zu den bereits vorhandenen 25 Lüftungsgeräten kommen in den kommenden Tagen 27 weitere hinzu. "Bei über 100 Zimmern ist das zwar bei weitem nicht ausreichend, es ist aber ein guter Anfang und vielleicht können wir ja nochmal nachjustieren", sagt Alfen.
Laut Alfen ist die Einrichtung der Lüftungsgeräte eine "größere Aktion", da ein Gerät alleine vier Zentner schwer sei. Doch es lohne sich und so blickt der Schulleiter optimistisch auf das anstehende Schuljahr. Denn neben den Lüftungsgeräten sorgten auch die wöchentlich rund 3000 Tests am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium für eine gewisse Sicherheit. Alfen geht zudem davon aus, dass die Quarantäneregeln verglichen mit vergangenem Jahr angepasst werden und somit nicht mehr die ganze Klasse zuhause bleiben muss, sollte ein positiver Corona-Fall auftreten. Er hoffe auf ein "ganz normales Schuljahr" und rechne mit dauerhaftem Präsenzunterricht. "Es ist wichtig, dass das soziale Leben wieder aufblüht, wir wollen in kleinem Maße zum Beispiel auch wieder ins Schullandheim fahren." Wie Alfen blickt auch Sozialreferent Montag zuversichtlich in das neue Schuljahr, auch wenn eine "gewisse Anspannung" bestehe, da man nie wisse, wie sich die Situation entwickle.