Für Aufregung hat am Sonntagnachmittag ein größerer Polizeieinsatz in Höchberg gesorgt. Der Grund dahinter? Fußball spielende Kinder. "Um 14.33 Uhr wurde die Einsatzzentrale informiert, dass auf dem Kunstrasenplatz am Herrenweg 20 bis 30 Kinder und Jugendliche Fußball spielen", erklärt Heribert Schmitt, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Würzburg-Land, gegenüber dieser Redaktion. "Und es wurde auch von Zuschauern berichtet."

Ob die Nachricht über das Kicken am Sonntagnachmittag über den Notruf – also die 110 – einging, lässt sich am Montag nicht mehr nachvollziehen, erläutert Schmitt. Da jedoch von so vielen Menschen berichtet wurde, wurden vier Streifenwagen und ein Diensthundeführer nach Höchberg geschickt. Als die neun Beamten am Fußballfeld eintrafen, seien jedoch viele Kinder und Jugendliche in ein angrenzendes Waldstück geflüchtet, so Schmitt.
Personalien wurden festgestellt
"Die Beamten konnten von 14 Personen die Personalien feststellen, darunter waren drei Erwachsene", sagt er. Die Polizisten haben auch einige Fahrräder sichergestellt, die von den Kindern und Jugendlichen, die getürmt sind, zurückgelassen wurden. "Diese können sie sich bei uns auf der Dienststelle wieder abholen", so Schmitt.
"Ich habe gedacht, dass dort ein Drogenring ausgehoben wird und nicht Kinder Fußball spielen."
Thomas Scheder
Die Kinder und Jugendlichen haben auf dem Kunstrasenplatz am Herrenweg zusammen Fußball gespielt. Dieser gehört der Gemeinde und ist eigentlich abgeschlossen, wie Höchbergs Bürgermeister Alexander Knahn bestätigt. "Aber die Laufbahn am Waldsportplatz nebenan, die der TG Höchberg gehört, ist für Individualsport geöffnet. Und durch diese Freianlage kommt man auf den Kunstrasenplatz", erklärt er.
Die Teilnehmer erwartet nun eine Ordnungswidrigkeitsanzeige, da sie gegen die seit dem 2. November bundesweit geltenden Corona-Regeln verstoßen haben. Demnach dürfen sich momentan sowohl privat, als auch in der Öffentlichkeit nur Mitglieder zweier Hausstände und dabei maximal zehn Personen treffen.
Vater fordert mehr Fingerspitzengefühl
Die Kinder und Jugendlichen wurden nach dem Einsatz an die Erziehungsberechtigten übergeben. So zum Beispiel an Thomas Scheder. Er musste am Sonntag seinen 15-jährigen Sohn vom Kunstrasenplatz abholen – und findet den Polizeieinsatz unverhältnismäßig. Scheder, der auch in Höchberg im Gemeinderat sitzt, macht seinem Ärger noch am Sonntagabend auf Facebook Luft. Sein Posting, indem er mehr Fingerspitzengefühl von den Beamten fordert, wurde bis Montagnachmittag bereits über 40 Mal in dem sozialen Netzwerk geteilt.
"Mein Sohn war mit seinem Freund Radfahren", erklärt er am Montag gegenüber dieser Redaktion. "Ich habe ihm noch mit auf den Weg gegeben, dass sie aufpassen sollen." Laut Aussage seines Sohnes waren er und der Kumpel auch nicht Teil des Fußballspiels, sondern nur mit auf der Anlage.
Um 15.45 Uhr erreichte ihn dann am Sonntag der Anruf, dass er zum Sportplatz kommen müsse. "Als ich hingekommen bin, sah es schlimm aus", so Scheder. "Ich hätte eher gedacht, dass dort ein Drogenring ausgehoben wird, als dass dort Kinder Fußball spielen." Er beurteilt die Aktion als "völlig überzogen" und hätte sich gewünscht, dass die Beamten einfach mit den Kindern gesprochen und sie nach Hause geschickt hätten: "Ich bin auch Maskenträger und verstehe die Maßnahmen. Die Polizei war vollkommen im Recht, aber angemessen war das nicht."
Einsatz mehrerer Streifen
Den Einsatz sieht der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizei Würzburg-Land, Heribert Schmitt, hingegen als gerechtfertigt an: "Wenn wir zu einem Einsatz mit so vielen Beteiligten gerufen werden, müssen mehrere Streifen eingesetzt werden, um die Situation in Augenschein zu nehmen." Und da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handele, sei die Feststellung der Personalien der betroffenen Kinder und Jugendlichen auf jeden Fall verhältnismäßig gewesen. "Das werden wir in Zukunft auch nicht anders machen", sagt Schmitt.

Vorfälle im Landkreis in dieser Größe seien jedoch sehr selten, erklärt der Polizist. "In diesem Umfang war das das erste Mal." Die Polizei leitet die Anzeigen an das Landratsamt Würzburg als zuständige Verfolgungsbehörde weiter, erklärt Schmitt. Dort wird den Betroffenen die Chance zur schriftlichen Stellungnahme gegeben und der Vorfall dann bewertet, wie Kathrin Klotzbach aus der Pressestelle des Landratsamtes erklärt. Die Bußgeldhöhe könne zwischen 150 Euro und 25 000 Euro betragen, je nach der Schwere des Verstoßes.