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Würzburg: Corona: Wie Würzburger Freizeitunternehmen mit der Krise umgehen

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Corona: Wie Würzburger Freizeitunternehmen mit der Krise umgehen

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    Die Türen sind momentan Corona-bedingt geschlossen. Doch die Betreiber des Pit-Pat Wonderlands in der Würzburger Posthalle haben sich etwas anderes einfallen lassen, um das Geschäft weiterlaufen zu lassen. 
    Die Türen sind momentan Corona-bedingt geschlossen. Doch die Betreiber des Pit-Pat Wonderlands in der Würzburger Posthalle haben sich etwas anderes einfallen lassen, um das Geschäft weiterlaufen zu lassen.  Foto: Silvia Gralla

    Normalerweise würde Wolfgang Schöll jetzt mit seinem Bruder Michael das Tagesgeschäft besprechen. Doch die Corona-Krise hat auch für den 29-jährigen Unternehmer alles verändert. Er und sein Bruder betreiben seit 2016 die Schwarzlichtfabrik und das Pit-Pat Wonderland in der Würzburger Posthalle. Im letzten Jahr kam Deutschlands erstes Escape Boat in Würzburg hinzu. Doch nun ist alles anders. Die Türen sind geschlossen und unklar ist, wann sie wieder öffnen dürfen. Das macht erfinderisch, weiß Schöll.

    Wolfgang Schöll (rechts) und sein Kollege Ba Thevaranjith auf dem Escape-Boot. Wegen der Corona-Krise steht das Boot jedoch momentan still.
    Wolfgang Schöll (rechts) und sein Kollege Ba Thevaranjith auf dem Escape-Boot. Wegen der Corona-Krise steht das Boot jedoch momentan still. Foto: Daniel Peter

    Für die Zeit, in denen die Besucher die Freizeitaktivitäten nicht nutzen dürfen, bringen die Brüder die Escape Games nach Hause. "Eine Truhe ist das Spiel", erklärt Wolfgang Schöll. Normalerweise finden Escape Games in einem Raum, manchmal in mehreren kleinen Räumen, statt. Die grundlegende Aufgabe darin besteht, sich aus dem Raum, in dem die Spieler meist eingesperrt sind, herauszurätseln. Bei den Spielen zuhause heißt das Ziel, die Rätsel vor Ort z zu knacken. Zwei verschiedene Truhen stehen dabei zur Auswahl. "Und alles steht unter dem Motto Heimliefer-Service", sagt Schöll. Sprich: Die Kunden bestellen online, die Brüder liefern dann die Truhen zu ihnen kontaktlos nach Hause, weisen kurz in das Spiel ein und holen die Truhe nach einigen Stunden, oder am nächsten Tag wieder ab. Bislang haben nur Familien und Paare das Angebot genutzt, "aber ich kann mir vorstellen, dass es auch super für WGs geeignet ist." 

    Die Brüder haben schon vor der Corona-Krise mit dem Gedanken gespielt, Escape Games für Zuhause einzuführen. Nun wollen die Unternehmer schauen, wie das Angebot angenommen wird und es gegebenenfalls auch nach der Corona-Krise weiterführen. Bislang seien die Rückmeldungen schon mal alle positiv.

    Lasertag zählt auf Gutscheinverkauf

    Eine ungewöhnliche Situation erlebt auch der Filialleiter von Lasertag Würzburg. David Kügel steht normalerweise viel im Kundenkontakt, packt selbst mit an. Als er von der Zwangsschließung erfahren hat, war er erschüttert. "Wir leben zum Beispiel größtenteils von Junggesellenabschieden, das fällt uns alles weg", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Er nutzt die Zeit nun für Umbaumaßnahmen und versucht sich mit Gutscheinverkäufen über Wasser zu halten. "Zehn Prozent können die Kunden sparen, wenn sie uns mit Gutscheinkäufen unterstützen", erzählt Kügel. 

    David Kügel bei Reparaturarbeiten während der Corona-Krise - klassischerweise mit Mundschutz.
    David Kügel bei Reparaturarbeiten während der Corona-Krise - klassischerweise mit Mundschutz. Foto: Kügel

    Seine Festangestellten musste er in Kurzarbeit schicken, seine 450 Euro-Kräfte arbeiten sowieso nur auf Stundenbasis. "Wir versuchen ab und zu unsere Aushilfen für Reparaturen oder Putzarbeiten zu engagieren, das hilft uns, aber auch ihnen." Natürlich aber mit Beachtung aller Hygienevorschriften und Abstandeinhaltung. Trotz allem: "Der Umsatz sieht schlecht aus."

    Der Verband Deutscher Freizeitunternehmer macht sich Sorgen

    Dies ist auch dem Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V. (VDFU) bewusst. In einer Pressemitteilung macht er deutlich: "Unter Berücksichtigung angeschlossener (also parkeigener) Unterkünfte und Shops liegen die prognostizierten Umsatzverluste zwischen dem 15. März und dem 30. April bereits bei über 300 Millionen Euro." Aktuell seien rund 40 Prozent der VDFU-Mitgliedsunternehmen akut von einer durch die Corona-Pandemie bedingten Insolvenz bedroht.

    Auch Christian Perleth trifft die Krise hart. Ihn kennt man eigentlich unter dem Namen Zappalott. Als Zauberer bringt er mit seinen Shows Familien regelmäßig zum Lachen. Doch wie soll man dies in Zeiten von Corona machen? Ohne Auftritte, ohne Kontakt. In Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg hat er sich etwas überlegt: Hörgeschichten für Kinder. "Erlebt ZaPPaloTTs lustigen und verrückten Alltag mit seinem frechen Kater ZaPPsel, der sprechenden Ketchupflasche TomatenMark und allen seinen Freunden", heißt es auf seiner Website. Jeden Freitag erscheint eine neue rund zehnminütige Folge. Zu hören sind diese über ZaPPaloTTs Website oder auf Youtube: www.youtube.com/zaubererzappalott.

    Boulder-Halle befand sich mitten in der Hochsaison

    Als Andreas Schmitt erfahren hat, dass er seine Boulderhalle "Rock Inn" in Lengfeld schließen muss, überkam ihn ein Gefühl der Verwirrung und Verunsicherung. "Was geht hier vor sich? Ist das real?", fragt er sich zuerst. Im Anschluss dann sorgenvolle Fragen darüber, wie lange die Situation wohl andauern werde, was klug sei, nun zu tun.

    Thomas Meyer, Agustina Falibene und Andreas Schmitt (von links) haben Anfang 2016 die Boulderhalle "Rock Inn" in Würzburg eröffnet.
    Thomas Meyer, Agustina Falibene und Andreas Schmitt (von links) haben Anfang 2016 die Boulderhalle "Rock Inn" in Würzburg eröffnet. Foto: Daniel Peter

    Vor der Krise befand sich die Halle mitten in der Hochsaison. Im Herbst hat Schmitt mit Geschäftsführer-Kollegen Thomas Meyer den neuen Kinderbereich und die Boulder-Erweiterung eröffnet, im Winter einige Veranstaltungen und den strapazierenden Alltag gestemmt. "Das war schon eine stressige Zeit", erinnert sich Schmitt. Heute, also knapp sechs Wochen nach der Schließung, seien die Betreiber in Bezug auf den Arbeitsalltag entspannter. "Man versucht trotz der Zukunftssorgen einen klaren Kopf zu behalten und die Chancen der Krise zu sehen."

    Kundenunterstützung durch Gutscheine

    Sie haben versucht Maßnahmen auf drei Ebenen zu ergreifen: Erstens, interne und drastische Reduzierung der laufenden Kosten. Zweitens, offene Kommunikation mit den Stammkunden. Drittens, Rückgriff auf staatliche Unterstützung. "Wir haben das große Glück, dass uns viele unserer Stammkunden freiwillig, durch weiterhin laufende Abos, auch in der Krise unterstützen", sagt er. Zudem nutzen viele die Möglichkeit, über die Website Gutscheine zu kaufen. "Das ist uns eine große Hilfe." Und auch der Vermieter sowie die Reinigungsfirma seien zu Kompromissen bereit. 

    Vom Staat ist Schmitt jedoch enttäuscht. "Sicherlich ist die Kurzarbeit bezüglich der Festangestellten eine Hilfe, jedoch umfasst diese nicht die Minijobber, der Hauptanteil unseres Teams." Er erhofft sich hier mehr Unterstützung, denn auch auf ihren Antrag auf staatliche Soforthilfe haben die Geschäftsführer keine Rückmeldung bekommen. "Da fühlt man sich bis dato schon im Regen stehen gelassen." Die Dauer der Schließung und die mittelfristige Zukunft nach Wiedereröffnung, werden darüber entscheiden, ob sie die Krise überstanden haben.

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