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Würzburg: Der Gesprächsladen Würzburg: Ein Ort der Begegnung, Beratung und Seelsorge

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Der Gesprächsladen Würzburg: Ein Ort der Begegnung, Beratung und Seelsorge

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    Pastoralreferentin Gudrun Heid (links) und Bertram Söller (rechts) zeigen, wie eine typische Situation im Gesprächsladen Würzburg aussieht.
    Pastoralreferentin Gudrun Heid (links) und Bertram Söller (rechts) zeigen, wie eine typische Situation im Gesprächsladen Würzburg aussieht. Foto: Thomas Obermeier

    Seit 1994 ist der Gesprächsladen bei der Augustinerkirche in Würzburg eine erste Anlaufstelle für alle Menschen, die reden wollen oder in eine Krise geraten sind. Dabei spielen weder Alter, Nationalität, Geschlechtsidentifikation noch Konfession oder Religion eine Rolle: Hier hat jeder Mensch die Möglichkeit, kostenfrei, anonym und kompetent in Lebensfragen beraten zu werden.

    Ins Leben gerufen wurde die Idee vom Augustinerorden, der sich die Finanzierung mit der Diözese Würzburg teilt: Der Orden, dem das Gebäude gehört, stellt die Räumlichkeit sowie ehrenamtliches Engagement und die Diözese unterstützt durch Personal- und Sachkostenzuschüsse.

    Engagement und Qualifikation zeichnen das Team des Gesprächsladens aus

    Das vorrangig ehrenamtliche Team umfasst aktuell zehn Mitglieder, zu denen u.a. Seelsorger, Sozialpädagogen und Psychologen zählen. Sie alle haben es sich zur Aufgabe gemacht, Rat- oder Hilfesuchende aufzufangen und sind dafür entsprechend qualifiziert. So auch Augustinerbruder Jürgen Heß (57), Pastoralreferentin Gudrun Heid (59) und ehrenamtlicher Mitarbeiter Bertram Söller (66). 

    Heid ist u.a. Ehe-, Familie- und Lebensberaterin und seit September 2022 die stellvertretende Leiterin des Gesprächsladens. Die Leitung hat seit 2020 Bruder Heß inne, der darüber hinaus auch Geschäftsführer des Würzburger Flüchtlingsrats und zuständig für die Menschenrechtsarbeit seines Ordens ist. Söller war Gymnasiallehrer für Deutsch und katholische Religionslehre und arbeitet bereits seit fünf Jahren im Gesprächsladen.

    Sie gehören zum Team des Gesprächsladens: Bruder Jürgen Heß (Links), Pastoralreferentin Gudrun Heid (Mitte) und ehrenamtlicher Mitarbeiter Bertram Söller.
    Sie gehören zum Team des Gesprächsladens: Bruder Jürgen Heß (Links), Pastoralreferentin Gudrun Heid (Mitte) und ehrenamtlicher Mitarbeiter Bertram Söller. Foto: Thomas Obermeier

    Um Menschen in einer Krise helfen zu können, braucht es laut Heid,"eine hohe Gesprächsführungskompetenz, aber auch Kenntnisse um soziale und emotionale Geschehnisse und einen Einblick in psychiatrische Phänomene". Dabei ist der Kernanspruch des Teams, immer freie Zeit für die Menschen zu haben, die spontan hereinkommen und mit jemandem reden möchten. 

    Während eines Gesprächs, das individuell auf die Person und ihr Thema abgestimmt ist, sollen die Rat- oder Hilfesuchenden zunächst entlastet werden. "Wir sind erst einmal für die Person da, hören hin und gucken, was passiert. Dabei stülpen wir niemandem etwas über, wie etwas besser wäre oder sein muss", erklärt Bruder Heß. Anschließend wird gemeinsam abgesteckt, wie man weiter vorgeht und ob eine Weitervermittlung sinnvoll ist.

    Die Anliegen der Menschen sind genauso verschieden wie sie selbst

    Es gibt Menschen, die bereits ein konkretes Thema mitbringen. "Es kommen aber auch Leute, deren Rucksack im Leben einfach zu schwer geworden ist. Die haben kein akutes Thema, das sie belastet, sondern sind an den Punkt gekommen, dass sie einfach mal wen zum Reden brauchen, auch wenn sie gar nicht so genau wissen, über was", erklärt Söller.

    Ein Gespräch kann telefonisch oder mit Termin ablaufen, aber "der typische Fall ist, dass Leute probieren, ob die Tür offen ist und dann einfach reinkommen", erzählt Heid. Die meisten von ihnen wollten dann gleich dableiben. Die Themen in solch einem Moment sind breit gefächert.

    Zu den häufigsten Anliegen zählen Verlusterfahrungen und die damit verbundene Trauer. Aber auch Einsamkeit oder Isolation beschäftigt sehr viele Menschen. Des Weiteren spielen Beziehungsprobleme aller Art, Krankheiten, Lebensumbrüche oder der Verlust des Arbeitsplatzes eine Rolle. Und es kommen Menschen, die auf der Flucht waren, Rassismus oder Diskriminierung erfahren haben.

    Blick auf den Gesprächsladen am Würzburger Dominikanerplatz.
    Blick auf den Gesprächsladen am Würzburger Dominikanerplatz. Foto: Br.Carsten MEISTER -iMonk

    Die Liste der Themen ist lang, doch für jedes einzelne hat das Team des Gesprächsladens ein offenes Ohr und möchte für die Betroffenen da sein. Diese Arbeit bringt viel Verantwortung mit sich und ist bisweilen eine Herausforderung; Für Bruder Heß, Heid und Söller ist sie dennoch ihre Passion. Hierfür gibt es verschiedene Gründe.

    Der Gesprächsladen als ein Raum zum Sein

    Für Bruder Heß ist der Gesprächsladen Ausdruck des augustinischen Pastoral und der Beitrag seines Ordens für die Stadt und ihre Menschen. Heid möchte der Kirche dadurch ein mitmenschliches Gesicht geben, und Söller empfindet es als seine Aufgabe als Christ, sich um diejenigen zu kümmern, die in Not sind. 

    Indem sie zuhören, würdigen und empathisch auf eine Person eingehen, schaffen sie für die Menschen einen lokalen, zeitlichen und personellen Raum, in dem sie sein können und gesehen werden. „Als erste Anlaufstelle können wir bei unseren Besuchern keine Heilung erreichen. Aber wir wollen Zuversicht und Hoffnung auf Heil vermitteln“, so Söller.

    Gemeinsam mit dem restlichen Team tragen sie dazu bei, dass der Gesprächsladen schon seit 27 Jahren für viele Menschen ein Ort der Begegnung, Mitmenschlichkeit und des Trosts ist. "Ich habe immer wieder Menschen am Telefon, die sagen: 'Danke, dass ich Ihnen das erzählen durfte'". Und ich denke mir, ich habe doch eigentlich gar nichts gemacht“, erzählt Bruder Heß. Für viele Menschen ist es jedoch genau das, was sie in dem Moment am dringendsten brauchen: jemanden zum Reden und der ihnen zuhört.

    Der Gesprächsladen Würzburg hat geöffnet von Montag bis Freitag 10-13 Uhr und 14-17 Uhr, Mittwochnachmittag 17-19 Uhr.

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