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Würzburg: Gedenken an Pogromnacht: Josef Schuster fordert "gesellschaftlichen Klimawandel"

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Gedenken an Pogromnacht: Josef Schuster fordert "gesellschaftlichen Klimawandel"

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    Ein Gedenkstein erinnert heute in der Domerschulstraße an die ehemalige Würzburger Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde.
    Ein Gedenkstein erinnert heute in der Domerschulstraße an die ehemalige Würzburger Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde. Foto: Fabian Gebert

    Mit einer klaren Botschaft an Corona-Leugner und so genannte Querdenker hat Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, am Dienstag einen "gesellschaftlichen Klimawandel" gefordert. Diese Gruppe von Menschen, die Seite an Seite mit Rechtsextremen demonstrierten, "bereiten der jüdischen Gemeinschaft große Sorgen", sagte Schuster bei der Würzburger Gedenkveranstaltung zum 83. Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9. November 1938.

    Gut 100 Menschen versammelten sich am Dienstag an der Stelle der ehemaligen Würzburger Synagoge in der Domerschulstraße zum Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938. Am Rednerpult Bürgermeister Martin Heilig.
    Gut 100 Menschen versammelten sich am Dienstag an der Stelle der ehemaligen Würzburger Synagoge in der Domerschulstraße zum Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938. Am Rednerpult Bürgermeister Martin Heilig. Foto: Fabian Gebert

    Beim gemeinsamen Gedenken der Stadt mit der israelitischen Kultusgemeinde kamen am Dienstagabend gut 100 Menschen am Platz der ehemaligen Synagoge in der Domerschulstraße zusammen. In seiner Ansprache kritisierte Schuster unter anderem die Verwendung des gelben Judensterns der Nationalsozialisten mit der Aufschrift "ungeimpft" bei Querdenker-Demonstrationen. Dafür gebe es nicht einmal den Hauch einer Berechtigung: Wenn jüdische Mitbürger während der Nazi-Herrschaft "lediglich die notwendigen Beschränkungen im Rahmen der Pandemiebekämpfung hätten hinnehmen müssen, sie hätten gejubelt", betonte Schuster.

    Die Reichspogromnacht, bei der 30 000 deutsche Jüdinnen und Juden in Konzentrationslager verschleppt und rund 1300 ermordet oder in den Suizid getrieben wurden, bezeichnete der Zentralratspräsident als "grausamen und sichtbaren Auftakt zur Vernichtung". Auch in Würzburg wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger offen angegriffen, ihre Geschäfte zerstört und geplündert, drei von ihnen starben.

    Bürgermeister Martin Heilig schloss sich Schusters Forderung nach einem Klimawandel in der Gesellschaft an. Außerdem sei der Staat gefordert, seine jüdischen Bürger zu schützen: "Er muss antisemitische Straftaten konsequent ahnden und in seinen Bildungseinrichtungen über den bedeutenden jüdischen Beitrag zur Geschichte unseres Landes aufklären."

    Die Ereignisse der Reichspogromnacht zeigen nach Heiligs Worten überdeutlich, "wohin es führt, wenn eine Gesellschaft dem Antisemitismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nicht rechtzeitig Einhalt gebietet".

    Zeitgleich zur zentralen Veranstaltung hatte die Würzburger Antifa zum Gedenken an die Reichspogromnacht vor dem Hauptbahnhof und zum anschließenden Putzen der in der Stadt verlegten „Stolpersteine“ aufgerufen. In den vergangenen 15 Jahren hat der Künstler Günter Demnig vor den ehemaligen Wohnhäusern der Würzburger Jüdinnen und Juden, die in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ums Leben kamen, insgesamt 625 Messingplatten mit den Namen, Geburts- und Todesdaten der Opfer verlegt, so viele wie in keiner anderen bayerischen Stadt. Die nächsten 23 Stolpersteine kommen am 2. Dezember dazu, unter anderem in der Domstraße und in der Stephanstraße.

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