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Würzburg: Geschäftsführer David Brandstätter und seine Nachfolger: Wie sich die neue Main-Post-Spitze beim Blind Date traf

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Geschäftsführer David Brandstätter und seine Nachfolger: Wie sich die neue Main-Post-Spitze beim Blind Date traf

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    Die neue Geschäftsführung der Main-Post (von links): Bernd Riedel, Renate Dempfle, David Brandstätter.
    Die neue Geschäftsführung der Main-Post (von links): Bernd Riedel, Renate Dempfle, David Brandstätter. Foto: Angie Wolf, dpa

    Digitalisierung. Transformation. Künstliche Intelligenz. In einer Zeit, in der Veränderung eine der wenigen Konstanten ist, wurde in der Geschäftsführung der Main-Post zum Jahresbeginn ein Wechsel eingeläutet. David Brandstätter (62), seit 23 Jahren an der Spitze der Würzburger Mediengruppe, führt seit Januar gemeinsam mit Renate Dempfle (60) und Bernd Riedel (48) die Geschäfte der Main-Post. Im Dezember 2024 wird er sich in den Ruhestand verabschieden.

    Der Wechsel steht im Zeichen von Kontinuität und enger Verzahnung innerhalb der Mediengruppe Pressedruck.

    Die Allgäuerin Renate Dempfle, die bisher als Geschäftsführerin der standortübergreifenden pd digital von Augsburg aus die Entwicklung des Digitalgeschäfts in der Mediengruppe Pressedruck vorangetrieben hat, verantwortet die Bereiche Redaktion, Geschäftskunden, Privatkunden und Digitalgeschäft. Der Mittelfranke Bernd Riedel, schon zuvor Mitglied der Geschäftsleitung, ist nun für den gesamten Administrationsbereich mit Finanzen, Einkauf, Recht, Personal und IT zuständig, zudem für die leichte und schwere Technik sowie für die Logistik mit Briefgeschäft und den Kurierdienst.

    Im Interview sprechen Brandstätter, Dempfle und Riedel über ihr erstes Treffen, die Herausforderungen der Branche, notwendige Risikofreude - und ihre Begeisterung für Fußball.

    Frage: Herr Brandstätter, als die Main-Post im August 2023 veröffentlichte, dass Frau Dempfle und Herr Riedel Ihre Nachfolge übernehmen werden, kommentierte ein Leser auf mainpost.de: "Sind die beiden Neuen nur halb so leistungsfähig oder warum benötigt man nun zwei für einen Job, den über 20 Jahre einer alleine gemacht hat?" Was antworten Sie ihm?

    David Brandstätter: Das ist auf meinem Mist gewachsen. Ich bin den Gesellschaftern dankbar, dass ich meine Nachfolger selbst aussuchen durfte. Ich bin der Überzeugung, dass wir über viele Jahre zwei gewichtige Themen haben werden, die viel Energie erfordern: Das eine ist das klassische Altgeschäft, also das, was wir unter Zeitung zusammenfassen – alles von Produktion bis Versand. Das andere ist die digitale Transformation, wo wir gut unterwegs sind, aber noch richtig Gas geben müssen. Jedes dieser Geschäftsfelder verdient es, dass sich ein Geschäftsführer, eine Geschäftsführerin zu 100 Prozent darauf konzentrieren kann. Insofern hat das nichts mit Leistungsfähigkeit zu tun, sondern mit Fokussierung.

    Frau Dempfle, zu Ihrem 60. Geburtstag haben Kolleginnen und Kollegen für Sie eine Geburtstagszeitung gestaltet. Darin hieß es, Sie schenken sich einen neuen Job. Trifft's das?

    Renate Dempfle: Es ist ein Geschenk. Ich kenne die Kolleginnen und Kollegen der Main-Post schon seit vielen Jahren über ganz viele Projekte. Und ich habe immer gerne mit ihnen zusammengearbeitet. Der Pragmatismus hier, die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und zu entscheiden, eine offene und direkte Kommunikation – das hat mir sehr gut gefallen.

    Die Frau fürs Digitale: Renate Dempfle
    Die Frau fürs Digitale: Renate Dempfle Foto: Daniel Peter

    Sie, Herr Riedel, wollten in Ihrem 20. Jahr bei der Main-Post offenbar nicht nur die Einladung zur Jubilarfeier, sondern gleich eine neue Herausforderung annehmen. Warum?

    Bernd Riedel: Weil David Brandstätter gesagt hat, er will nicht ewig weitermachen. (lacht) Im Ernst: Ich arbeite hier schon so lange, weil es mir sehr gut bei der Main-Post gefällt und ich ein super Team um mich habe. Ich habe richtig Bock drauf, die Main-Post nach vorne zu bringen. Ohne den starken Rückhalt meiner Frau und Familie wäre es allerdings nicht möglich gewesen, die Geschäftsführung zu übernehmen – wir haben zwei Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen.

    "Ich habe richtig Bock drauf, die Main-Post nach vorne zu bringen."

    Bernd Riedel

    Herr Brandstätter, Ihre Nachfolger haben sich im Juli 2023 kennengelernt – wie es intern heißt, bei einem geheimen Blind Date.

    Brandstätter: Unter diesem Stichwort stand das Treffen tatsächlich im Terminkalender. Ich kenne Renate Dempfle und Bernd Riedel schon lange, die beiden kannten sich aber so gut wie gar nicht. Um sie zusammenzubringen, habe ich nach einem Ort gesucht außerhalb der Verbreitungsgebiete von Main-Post und Augsburger Allgemeinen. Also waren wir in einem Hotel in Dinkelsbühl. Das war dann schon ein bisschen wie Blind Date.

    Rund 700 Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen besuchten am Donnerstag 25.01.24 den Neujahrsempfang der Mediengruppe Main-Post im Konferenzzentrum Maininsel in Schweinfurt.  Der Talkgast war Frank-Markus Barwasser und für die Unterhaltung sorgten die DDC aus Schweinfurt.
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    Mit viel Nervosität?

    Dempfle: Ich war auf der Hinfahrt sehr angespannt. Als ich ankam, habe ich aber direkt gesehen, da gibt es einen anderen, der auch nicht völlig tiefenentspannt kommt. Nach unserem ersten Kaffee haben wir relativ schnell festgestellt, dass wir auf eine gleiche Wellenlänge kommen.

    Herr Riedel, Sie sollen sich gar zu der Aussage hinreißen haben lassen: "Es war Liebe auf den ersten Blick."

    Riedel: Ob ich es so formuliert habe, weiß ich nicht mehr. (lacht) Aber inhaltlich kommt das schon hin. Da kam keine "crazy Digitale", sondern eine bodenständige Frau mit vernünftigen Ansätzen.

    Beruhte die prompte Sympathie auch darauf, dass Sie ähnlich aufgewachsen sind?

    Riedel: Vielleicht. Wir stammen beide aus Familien mit landwirtschaftlichen Betrieben.

    "Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in der lokalen und regionalen Berichterstattung. Sie muss Menschen Orientierung geben."

    Renate Dempfle

    Sie haben Ihre Aufgabenbereiche klar getrennt. Wie planen Sie Ihre Zukunft als Doppelspitze?  

    Riedel: Uns war wichtig, dass wir trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte beide die Gesamtverantwortung haben. Wir wollten Lagerbildung ausschließen. David Brandstätter war die Klammer über das große Ganze, und diese Klammer wollen wir erhalten.

    Wie kann man eine Klammer vererben, Herr Brandstätter?

    Brandstätter: Bei mir wussten alle Kolleginnen und Kollegen – und das werden meine Nachfolgerin und mein Nachfolger fortsetzen – dass es in diesem Haus kein Gegeneinander gibt, auch kein Nebeneinander. Es geht um ein Füreinander. So muss das weitergehen. Das ist meine Botschaft an Renate Dempfle und Bernd Riedel: Lasst euch nicht auseinandertreiben!

    Wovor haben Sie am meisten Respekt?

    Dempfle: Vor der Transformation, die die ganze Branche betrifft. Wir müssen Lösungen finden für die Veränderungen in der Leserschaft, im Werbemarkt und dabei die Belegschaft mitnehmen.

    Riedel: Die wirtschaftlichen Zwänge und die rückläufige Auflagenentwicklung der Zeitung kennen wir alle. Wir müssen die Entwicklung so gestalten, sodass die Main-Post möglichst lange noch als gedruckte Zeitung erscheint und in die Briefkästen kommt.

    "Wir erbringen eine Dienstleistung, die an 300 Tagen im Jahr an die Haustüre geliefert wird. In Relation dazu ist der Preis immer noch sehr günstig."

    David Brandstätter

    Was denken Sie: Wie lange wird es noch eine Zeitung geben?

    Riedel: Die Zeitung wird noch viele Jahre eine entscheidende Rolle in unserem journalistischen Angebot spielen. Wie lange genau, das wird die Leserschaft beantworten.

    Was bedeutet die Entwicklung für den Abopreis?

    Riedel: Wie alles wird auch die Zeitung weiter teurer werden, so ehrlich müssen wir sein.

    Brandstätter: Wir erbringen eine Dienstleistung, die an 300 Tagen im Jahr an die Haustüre geliefert wird. In Relation dazu ist der Preis immer noch sehr günstig. Aber Zeitungen waren durch Anzeigen lange so stark alimentiert, dass die Menschen vergessen haben, was diese Dienstleistung eigentlich wert ist. Wer einen Handwerker braucht, der bezahlt oft für die Anreise schon mehr als für unser Abo im Monat.

    Der Mann der Zahlen: Bernd Riedel
    Der Mann der Zahlen: Bernd Riedel Foto: Daniel Peter

    Als wirtschaftlich Verantwortliche für die Redaktion: Welche Rolle spielt Lokaljournalismus für Sie, Frau Dempfle?

    Dempfle: Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in der lokalen und regionalen Berichterstattung. Sie muss Menschen Orientierung geben. Letztlich geht es um die Frage, was wir tun müssen, um gelesen zu werden, damit wir auch unsere gesellschaftliche Rolle wahrnehmen können. Dabei ist Lokaljournalismus dauerhaft sehr wichtig. Ich sehe aber mittelfristig auch Potenzial in Audio- oder Video-Formaten, ebenso in Veranstaltungen, um auch eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. Wir müssen uns überlegen, was zu uns passt. Und dann ausprobieren mit der notwendigen Risikoaffinität. Da ist es auch völlig in Ordnung, wenn mal etwas nicht funktioniert.

    Von Ihnen ist die Aussage überliefert: Als Unternehmerin müssten Sie manchmal Geld zum Fenster rausschmeißen, damit es zur Tür wieder reinkommt. Als derjenige, der das Geld zusammenhalten muss: Kriegen Sie da Schnappatmung, Herr Riedel?

    Riedel: (lacht) Ich hab' in meinem Leben noch nie Schnappatmung gehabt! Ist doch klar: Ohne Risiko geht es nicht.

    Brandstätter: Bernd Riedel ist extrem investitionsfreudig – dann, wenn es Sinn macht. Es ist ein falsches Bild von einem Kaufmann, dass er wie Dagobert Duck auf dem Geld sitzt.

    In seinem letzten Main-Post-Jahr: David Brandstätter
    In seinem letzten Main-Post-Jahr: David Brandstätter Foto: Daniel Peter

    Aufgrund eines Schicksalsschlages haben Sie schon sehr früh in Ihrem Leben die Bedeutung von Geld kennengelernt, Herr Riedel.

    Riedel: Ich war vier Wochen alt, als der Hof meiner Eltern abgebrannt ist. Mein Vater war knapp 23, meine Mutter 19, und der Hof war Asche. Nur das Wohnhaus blieb übrig. Mein Vater musste sehr viele Schulden machen. Und wie es halt bei einem landwirtschaftlichen Betrieb ist – das kennst du auch, Renate – wollen die Tiere sieben Tage die Woche verpflegt werden. Da habe ich sowohl das Arbeiten als auch das Sparen gelernt. Aber auch das Investieren: Mein Vater musste einen Stall bauen und Maschinen kaufen. Es ist wichtig für Betriebe, Geld auszugeben, um zu wachsen.

    Apropos Stall. Frau Dempfle, Sie haben erzählt, dass Ihr Vater im Stall Ihres elterlichen Betriebes ein Radio hatte, in dem an Samstagen die Bundesliga-Konferenz lief. Kommt daher Ihre Begeisterung für Fußball?

    Dempfle: Ja, die wurde mir früh mitgegeben. Allerdings kam es wegen des Fußballs bei uns regelmäßig zu innerfamiliären Differenzen: Mein Vater war Anhänger des FC Bayern, meine Mutter des TSV 1860 München. Später habe ich einen fußballaffinen Mann geheiratet, dadurch bin ich beim FC Augsburg gelandet.

    Wo Sie eine Dauerkarte haben.

    Dempfle: Ich bin regelmäßig in Fanmontur im Stadion. Trikot, Schal, Mütze. Vor Kurzem habe ich auch noch selbstgestrickte FCA-Socken bekommen.

    Was gefällt Ihnen als Fußballbegeisterte und Weinliebhaberin hier besser: der Frankenwein oder die Kickers?

    Dempfle: (lacht) Bei den Würzburger Kickers fehlt mir ehrlicherweise noch der Einblick. Aber ich bin insgesamt sportinteressiert.

    Brandstätter: Sie hat auch schon ein individuell für sie gefertigtes Trikot der Würzburg Baskets geschenkt bekommen. (lacht) Natürlich ist auch ein Besuch bei einem Basketball-Bundesliga-Spiel Pflicht!

    Und Sie, Herr Riedel, nehmen die Kollegin dann mit zum Fußball?

    Riedel: Zum 1. FC Nürnberg ins Stadion schaffe ich es als Clubberer seit Kindheitstagen leider kaum. Aber ich hab' das Glück, dass ich in Würzburg zwischen tectake Arena und Akon Arena wohne und gestehe: Ich nehme mit, was terminlich reinpasst.

    Dempfle: Und einmal auch mich!

    Riedel: Ganz bestimmt nicht nur einmal!

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