Nicht nur Erwachsene, auch viele Kinder und Jugendliche nehmen die Rolle des pflegenden Angehörigen ein. Sie kümmern sich um Medikamente, den Haushalt und müssen nebenbei noch die Schule meistern. Wie im Fall von Lana Rebhan aus Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Die 14-Jährige pflegt ihren Vater, der an einer schweren Erbkrankheit erkrankt ist. Weil ihre Mutter beruflich stark beansprucht ist, muss sich das Mädchen neben dem Gymnasium auch um den Haushalt und den Hund kümmern. Abends ging es dann oft ins Krankenhaus zum Vater (wir berichteten).
Unterstützung kam aus Würzburg
Was ihr fehlte, war eine Anlaufstelle für genau diese Kinder und Jugendliche, auch „Young Carers“ genannt. Zusammen mit ihren Eltern gründete sie die Website www.young-carers.de, die Ende Juni online gegangen ist. Dafür schrieb sie auch Kommunen und Wohlfahrtsverbände an, um Unterstützung zu bekommen. „Die Resonanz war erschreckend, ich bekam nur selten eine Antwort“, erinnert sich das Mädchen. Unter allen angeschriebenen Kommunen habe nur Würzburg sich zurückgemeldet. Und dort ist nun offiziell auch ein Projekt der Johanniter gestartet, das sich um „Young Carers“ kümmern will.
„Immer wieder kam das Thema der pflegenden Jugendlichen in den vergangenen Jahren auf“, sagt Ralph Knüttel, Mitglied des Regionalvorstandes der Johanniter in Würzburg. Doch da habe er gemerkt, dass die Dunkelziffer noch sehr groß ist. Schätzungen zufolge helfen rund 250 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland regelmäßig bei der Pflege eines Familienmitglieds mit. Wirklich aussagekräftige Studien gebe es aber nicht.
Leicht verständliche Informationen
Mit dem Projekt „Superhands“ stellen die Johanniter Informationen über Krankheiten, Pflege und Pflegetipps gebündelt zusammen. So können Benutzer der Internetseite zum Beispiel den Begriff „Herzinfarkt“ suchen und erhalten auf einer Seite alle wichtigen Informationen dazu. „Alles in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben“, so Projektleiter Knüttel. Zusätzlich können sich Betroffene an zwei Tagen in der Woche telefonisch beraten lassen oder Anfragen über eine Online-Beratung per E-Mail stellen. Sechs Personen sind Teil des ehrenamtlichen Teams.
In Österreich gibt es das Portal bereits seit sechs Jahren. Anneliese Gottwald aus Wien leitet es und gab im Rahmen der Pressekonferenz Einblicke, wie es im Nachbarland angenommen wird. „Tatsächlich melden sich selten Kinder bei uns, es rufen meist erwachsene Personen an, die mit jungen Pflegenden zu tun haben“, sagt sie. Das seien zum Beispiel Lehrer, die merken, wenn ein Schüler häufiger zu spät zur Schule kommt oder die Leistungen merklich schlechter werden. „Sie holen sich dann Auskunft bei uns, wie sie reagieren sollen und an wen sie sich wenden können“, so Gottwald. Pro Sitzung gehen sechs bis acht Anrufe ein, 2017 fanden 11 000 Internetnutzer den Weg zum österreichischen Online-Portal.
Portal war bisher im Testbetrieb
Zahlen über die Resonanz des deutschen Angebots kann Ralph Knüttel noch nicht machen. Seit Januar ist es zwar schon im Netz, war jedoch bis zum offiziellen Start am 4. September im Testbetrieb. Das Portal ist laut Projektleiter nicht nur regional begrenzt, sondern habe auch bundesweite Gültigkeit. Koordiniert wird es aber rein ehrenamtlich vom Regionalverband der Johanniter in Unterfranken.
Über das Projekt „Superhands“ Die Website des Projekts erreichen Betroffene und Interessierte unter www.johanniter-superhands.de. Dienstag und Donnerstag ist zusätzlich die Beratungshotline unter Tel. (0800) 787 3742 zwischen 15 und 17 Uhr freigeschaltet. (lke)