Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Journalismus zum Hören: Warum die Main-Post Podcasts macht

Würzburg

Journalismus zum Hören: Warum die Main-Post Podcasts macht

    • |
    • |
    Die Moderatorinnen Silke Albrecht und Desiree Schneider sitzen mit dem Gerichtsreporter Manfred Schweidler zusammen im Haupthaus der „Main-Post“ und nehmen eine Folge des Podcasts Mordsgespräche, wahre Kriminalfälle aus Unterfranken, auf.
    Die Moderatorinnen Silke Albrecht und Desiree Schneider sitzen mit dem Gerichtsreporter Manfred Schweidler zusammen im Haupthaus der „Main-Post“ und nehmen eine Folge des Podcasts Mordsgespräche, wahre Kriminalfälle aus Unterfranken, auf. Foto: Christoph Weiss

    Podcasts sind ein beliebtes und inhaltlich sehr vielfältiges Audioformat. Während sich manche Hörerinnen und Hörer informieren möchten, genießen andere die Unterhaltung oder suchen einen Moment der Entspannung.

    Silke Albrecht, Digitalmanagerin und Moderatorin von Mordsgespräche, gibt Einblicke in die Entwicklung der Podcasts der Main-Post und erklärt, warum dieses Medium zukunftsfähig ist.

    Frage: Jedes größere Medienhaus produziert Podcasts. Welche Podcasts entstammen der Main-Post?

    Silke Albrecht: Freilich Würzburg war der erste Podcast, den die Main-Post zusammen mit Johanna Juni startete. Hier zeichnete sich jedoch ab, dass wir die Zahl der Hörerinnen und Hörer nicht steigern konnten. Doch die Main-Post wollte das Medium Podcast weiter nutzen und entschied sich für einen neuen Versuch: den Podcast Mordsgespräche. Mittlerweile gibt es auch den Sportpodcast Dauer-Derby, der nun neu aufgelegt und zu Abseitsgespräche umbenannt wird, sowie den Entspannungspodcast Pause im Kopf.

    Warum ist der Podcast auch für die Main-Post interessant und warum produzieren wir dieses Format?

    Albrecht: Für die Main-Post sind Podcasts ein weiterer Kanal, um unsere Reichweite zu steigern und auf dem Stand der Dinge zu sein. Es wird das Signal gesendet "Hey Leute, wir sind dabei! Wir können das auch!" Dabei verfolgen wir die Devise, einfach anzufangen und aus dem Ergebnis zu lernen. Wir haben das Ziel, dass ein Produkt entsteht, das bei den Leuten auch richtig gut ankommt. Aus Freilich Würzburg, Mordsgespräche und dem Sportpodcast Dauer-Derby konnten wir schon viele Erfahrungen sammeln.

    Die Main-Post hat verschiedene Podcasts. Um welches Thema dreht sich der Podcast Mordsgespräche?

    Albrecht: Desiree Schneider und ich interviewen eine Reporterin oder einen Reporter zu einem echten Kriminalfall, der sich in Unterfranken abgespielt hat. Meistens ist unser Redakteur Manfred Schweidler unser Gesprächspartner, da er hauptsächlich Gerichtberichtserstattung macht. Die Themenwahl erfolgt anhand einiger Kriterien: Es muss eine Geschichte hinter dem Mord vorhanden sein und es muss genug Material geben, dass auch etwas erzählt werden kann.

    Warum produziert die Main-Post einen Podcast über Verbrechen?

    Albrecht: Verbrechen ist ein Thema, das fast von allein funktioniert. Verbrechen faszinieren den Menschen, besonders, wenn sie hinter die Story schauen können und die Tat vor ihrer Haustür geschah. Das Thema echte Mordfälle ist ideal für einen Podcast, denn diese Inhalte sind schon da, nur in einer anderen Form.

    Ein Prozess oder ein Mordfall wird normalerweise von Redakteurinnen und Redakteuren begleitet, es gibt dann schnell mal 10 bis 15 Artikel, die stückchenweise über den kompletten Fall berichten. Doch der Vorteil in einem Podcast ist, dass wir die ganze Geschichte und die Hintergründe erzählen können, für die in der Zeitung oder im Onlineartikel kein Platz mehr ist. Persönliche Komponenten können ebenso mit aufgenommen werden, beispielsweise „Wie hat sich der Reporter dabei gefühlt?“. Das ist ein krasser Mehrwert für die Hörerin oder den Hörer.

    Wie viele Folgen gibt es von Mordsgespräche und wie erfolgreich ist dieser Podcast?

    Albrecht: Wir haben jetzt 30 Folgen in drei Staffeln. Insgesamt sind wir knapp unter einer Million Zugriffe über Youtube und allen Streaming-Plattformen. Wir haben einen deutlichen Anstieg seit Folge eins gesehen. Die Tendenz geht immer noch nach oben, also machen wir auch weiter.

    Die meisten Menschen hörten die Folge über Theresa Stahl, eine junge Frau, die im April 2017 in Untereisenheim von einem Auto angefahren wurde und starb. Diese Folge hat etwa 80.000 Aufrufe insgesamt. Auch die Folge über Simone Strobel, die junge Rucksacktouristin aus Rieden, die im Februar 2005 in Australien ermordet wurde, wurde viel gehört und kommentiert.

    Silke Albrecht ist Digitalmanagerin bei der Main-Post und moderiert den Podcast "Mordsgespräche".
    Silke Albrecht ist Digitalmanagerin bei der Main-Post und moderiert den Podcast "Mordsgespräche". Foto: Christoph Weiss

    Lässt sich etwas darüber sagen, wer den Podcast Mordsgespräche hört?

    Albrecht: Tendenziell hören mehr Frauen die Folgen von Mordsgesprächen als Männer. Aktuell ist das Verhältnis 70 zu 30. Unsere größte Zielgruppe ist zwischen 25 und 45 alt. Die 45- und 60-Jährigen stellten zu Beginn ein geringer Anteil. Das hat sich nun geändert. Man könnte daraus schließen, dass mehr Leute aus der klassischen Leserschaft auch das Medium Podcast nutzen. Vor einem Jahr sahen die Zahlen dieser Alterssparte noch anders aus.

    Werden die journalistischen Leitlinien auch bei der Produktion der Podcast-Folge berücksichtigt?

    Albrecht: Ja, denn wir arbeiten so sauber, wie wenn wir Artikel schreiben. Das ist nicht immer leicht, denn beim Sprechen ist man schnell nicht so korrekt wie beim Schreiben. Denn bei einem Artikel liest auch immer jemand drüber.

    In der Vorbereitung der Fälle schauen wir, was wir erzählen und was nicht. Wenn die Details zu grausam sind, oder Kinder und Jugendliche betreffen, halten wir uns bewusst zurück und erwähnen gewisse Dinge nicht. Doch auch wir haben rege Diskussionen, beispielsweise über kritische Begriffe wie "Ehrenmorde". Erwähnen wir die Diskussionen in der Folge, bekommen die Hörerinnen und Hörer dann einen Einblick in unsere Arbeitsweise. Über die aktuelle Beliebtheit auditiver Medien haben wir schon gesprochen.

    Ist der Podcast auch ein Format der Zukunft?

    Albrecht: Ja, denn der Markt ist noch am Wachsen, obwohl es so eine Fülle an Podcasts gibt. Generell ist noch Potenzial im deutschen Markt. Besonders ältere Menschen steigen in dieses Medium ein. Hier spielt auch der Name der Main-Post und wofür wir stehen eine Rolle. Ich glaube zudem, dass Nachrichten zukünftig mehr auditiv konsumiert werden und eher nebenbei.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden