Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Klimawandel: Insekten in Unterfranken vermehren sich rasant

Würzburg

Klimawandel: Insekten in Unterfranken vermehren sich rasant

    • |
    • |
    Fichtenwälder hat der Borkenkäfer besonders gerne. Das führt in den Landkreisen Main-Spessart, Bad Neustadt und in den Haßbergen zu richtigen Problemen.
    Fichtenwälder hat der Borkenkäfer besonders gerne. Das führt in den Landkreisen Main-Spessart, Bad Neustadt und in den Haßbergen zu richtigen Problemen. Foto: dpa

    Die Wälder in Unterfranken leiden unter den immer heißeren Temperaturen. Viele Bäumen litten unter akutem "Wasserstress", sagt Elfi Raunecker vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg. Die Bäume seien dadurch geschwächt und könnten sich immer weniger gegen Insekten wehren. 

    Das Waldsterben

    Dabei vermehren sich Borkenkäfer, Eichenprozessions- und Schwammspinner, Mücken und andere Insekten momentan rasant. Sie profitieren von den warmen Temperaturen. Festival-Besucher, Fahrradfahrer und Hobbygärtner sind genervt, doch für Waldbesitzer und Forstbetriebe wird die Insektenplage zu einem echten Problem.

    Die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft schlägt bereits Alarm: "Ich spreche langsam schon von einem Waldsterben durch Klimawandel", sagt Waldschutzexperte Ralf Petercord. Massenvermehrungen von Insekten habe es zwar immer schon ab und an gegeben, aber noch nie so oft und so lange anhaltend wie im Moment.

    Wenn der Borkenkäfer am Boden kein Holz mehr findet, befällt er auch gesunde, stehende Bäume und kann so großflächige Schäden anrichten.&nbsp
    Wenn der Borkenkäfer am Boden kein Holz mehr findet, befällt er auch gesunde, stehende Bäume und kann so großflächige Schäden anrichten.&nbsp Foto: dpa

    "Wir werden zunehmend mit hohen Populationsdichten rechnen müssen", sagt Petercord. Insekten, die aus anderen Gebieten zuwandern, könnten nun den Winter in Mitteleuropa überleben und sich etablieren und mögliche Krankheitserreger einschleppen. "Es wird neue Gleichgewichte und Anpassungsprozesse geben. Diese Umbruchphase erleben wir jetzt."

    Die Situation in Unterfranken

    Ein großes Thema ist momentan der Borkenkäfer. Während in Teilen Bayerns das Problem so akut sei, dass bei den Forstämtern extra Projektmitarbeiter eingestellt worden sind, seien die Wälder in Unterfranken je nach Landkreis unterschiedlich betroffen, sagt Elfi Raunecker vom AELF Würzburg. “Grundsätzlich geht der Borkenkäfer bevorzugt in Fichten. Die aber machen in und um Würzburg nur sieben Prozent des Waldbestandes aus", erklärt Raunecker. 

    Anders sehe die Situation in den Landkreisen Main-Spessart, Bad Neustadt und in den Haßbergen aus, wo die Wälder anders durchmischt sind und die Fichte weiter verbreitet ist. “Die haben richtige Probleme", sagt Raunecker. Das liege aber auch daran, dass private Waldbesitzer oft nicht schnell genug reagierten. "Bäume die befallen sind, müssen sofort eingeschlagen werden. Das setzt natürlich regelmäßige Kontrollen voraus."

    "Im Boden ist einfach kein Wasser mehr."

    Elfi Raunecker, Bereichsleiterin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg

    In den Landkreisen Kitzingen und Würzburg – im Bereich der Fränkischen Platte – kämpfen die Forstämter weniger mit Insekten als vielmehr mit der Trockenheit. Besonders betroffen: die Kiefer.

    Aber auch die Laubbäume litten massiv unter den ausbleibenden Niederschlägen. "Im Boden ist einfach kein Wasser mehr", beklagt Raunecker. Sie will deshalb demnächst mit dem Flugzeug über die Region fliegen, um sich aus der Luft ein Bild von den Schäden zu machen. 

    Pilzsporen in der Lunge

    Ein ganz neues Phänomen sei die Rußrindenkrankheit. Der Pilzerreger befalle vor allem den Bergahorn, so dass dieser früher oder später abstirbt. Doch die feinen Sporen könnten sich auch in der menschlichen Lunge festsetzen und zu Atembeschwerden führen. Wer also an seinem Ahorn schwarze Flecken an der Rinde feststellt, sollte unbedingt das zuständige Forstamt informieren. 

    Ahörnbäume, die mit der Rußrindenkrankheit befallen sind können, können auch zur Gesundheitsgefahr für Menschen werden.
    Ahörnbäume, die mit der Rußrindenkrankheit befallen sind können, können auch zur Gesundheitsgefahr für Menschen werden. Foto: dpa

    Auch bestimmte Raupenarten machen Probleme – die einen für den Menschen, die anderen für die Bäume. Der Eichenprozessionsspinner - vor einigen Jahren noch auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten - verbreitet sich besonders rasant. Flächendeckend sei der Eichenbestand aber nicht gefährdet, sagt Elfi Raunecker. Die Raupe trete nur punktuell auf.

    Gefährlich wird der Eichenprozessionsspinner besonders in der Nähe von Rasthöfen, Schwimmbädern und Schulhöfen. Denn eine Berührung mit den Härchen der Raupe kann zu gravierenden allergischen Reaktionen führen. Allein beim Festival "Rock im Park" musste das Bayerische Rote Kreuz 200 Mal ausrücken.

    Größere Sorgen bereite den Waldbesitzern sowieso der Schwammspinner, der ganze Baumkronen kahl frisst. "Das verträgt eine Eiche ein Mal, und dann ist sie tot", erklärt Raunecker.

    Im Landkreis Würzburg trete die Raupe allerdings nur vereinzelt auf, mehr Probleme gebe es dagegen in Schweinfurt, Bad Kissingen und Kitzingen. Im mittelfränkischen Gunzenhausen haben die Schwammspinner sogar ein 117 Hektar großes Waldgelände kahlgefressen, erklärt eine Stadtsprecherin.

    Schädlinge im Garten

    Während die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wegen der anhaltenden Insektenplage kaum besorgt ist, fürchten Kleingärtner den aus Ostasien stammenden Buchsbaumzünsler. Der dürfte auch demnächst wieder Probleme machen, heißt es vom Landesverband Bayerischer Kleingärtner. Gemüsefliegen tauchten durch den Klimawandel ebenfalls verstärkt auf. 

    "Die meisten Kleingärtner nehmen es aber, wie es kommt", sagt Angelika Feiner, Beraterin beim Kleingärtner-Verband. Garten bedeute auch "leben und leben lassen". Man müsse nicht immer gleich die Chemiekeule rausholen. 

    "Das verträgt die Eiche einmal, und dann ist sie tot"

    Elfi Raunecker, Bereichsleiterin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg zum Schwammspinner-Befall

    Auch Zecken, die in der Biologie als Spinnentiere gelten, profitieren von steigenden Temperaturen. Bayernweit verzeichnet das Landesamt für Gesundheit bereits 690 durch Zeckenbisse ausgelöste Borreliose-Fälle - zur gleichen Zeit des Vorjahres waren es 645.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden