Ein besserer Platz hätte nicht gefunden werden können für das neue Denkmal: Auf den Grundmauern der ehemaligen Mainmühle steht nun ein modernes Gebilde aus Stein und Stahl, das an die Geschichte dieses Ortes erinnern soll. Einige Bänke laden zum Verweilen ein. Zur Einweihungsfeier war coronabedingt nur ein relativ kleiner Kreis an die Alte Mainbrücke nahe dem Schlössle geladen. Doch nicht nur die Vergangenheit ist an dieser Stelle präsent. Die Schnittstelle zwischen Main, künftiger Mainpromenade und Schlössle werde für Ochsenfurt in Zukunft eine wichtige Entwicklungsachse werden, sagte Bürgermeister Peter Juks in seinen Begrüßungsworten.
Der Arbeitskreis Geschichte forschte nach
Nun aber zur Vergangenheit der Alten Mainmühle, die, wie die Nachforschungen des Arbeitskreises Geschichte (AKG) zeigen, allzu häufig von Streit und Zwistigkeiten geprägt war. Der AKG hatte sich sehr für die Errichtung des Denkmals eingesetzt, nachdem die frühere Stadtbaumeisterin Elisabeth Balk 2011 nach der Sanierung der Alten Mainbrücke solch einen Ort der Erinnerung angeregt hatte.

2007 waren bei der Vorbereitung zur Brückensanierung die unterirdischen Gewölbe des Gebäudes zum Vorschein gekommen. Seine Geschichte reicht zurück bis 1374, wie Toni Gernert vom AKG in seinem Vortrag erzählte. Damals, im Spätmittelalter, war dem Domkapitel in Würzburg und dem Rat der Stadt Ochsenfurt die Abhängigkeit von den Mühlen am Thierbach westlich der Stadt zunehmend unangenehm geworden. Eine eigene Mühle für die Stadt Ochsenfurt müsse her, entschied das Domkapitel, und übertrug einem Ehepaar das Mühlwasser. Konrad von Gruezen und seine Ehefrau Huse waren also die ersten Müller, und ihnen wurde aufgetragen, "eine zweirädrige Mühle und ein Haus darüber zu bauen", so die Nachforschungen des AKG.
Zwistigkeiten zwischen Müllern und Bäckern
Zu sehen ist das Anwesen noch auf der bekannten Ansicht der Stadt Ochsenfurt von 1623, die im Rathaus ihren Platz hat. Von einem künstlich angelegten Mühlwassergraben kam die für die zwei bis vier Mühlräder notwendige Antriebsenergie, hat Manfred Hinkelmann recherchiert. Allerdings war die Mainmühle von Anfang an zahlreichen Gefahren und Widrigkeiten ausgesetzt, unter anderem durch Hochwasser, Eisgang und Versandung. Aber auch Querelen zwischen den Müllern und anderen Handwerkern und Bürgern sind überliefert. Ein Müller, verriet Altbürgermeister Peter Wesselowsky, sei von den Bäckern der Stadt regelrecht bestreikt worden, weil er nicht ordentlich gemahlen haben soll.

Das Kapitel "Mainmühle" ging im Jahr 1784 zu Ende. Bei einer gewaltigen Flutkatastrophe wurde das Gebäude von den Wassermassen fortgerissen und nicht wieder aufgebaut. Der Bauschutt aber wurde weiter verwendet: Später, im 19. Jahrhundert, wurden der Stadtgraben und das Gelände des heutigen Hotels Bären mit den Trümmern verfüllt.
Mit dem neuen Denkmal dürfte auch der historische Zwist zwischen den Ochsenfurtern und den Müllern aus dem Thierbachtal endgültig beigelegt sein. Denn der Müller Hans Lurz, der bis 1990 an dem Bach eine Mühle betrieben hatte, spendierte die beiden schönen Mühlsteine, die nun Teil des Denkmals sind. Gespendet wurde dafür aber noch mehr: Die Stahlkonstruktion von der Ochsenfurter Unternehmerfamilie Kinkele, der neu gepflanzte Baum von Peter Wesselowsky. Der Altbürgermeister verwies darauf, dass schon früher ein Baum an der Mainmühle gestanden hatte, und betrieb nachdrücklich die Pflanzung einer Gleditsia Triacanthos (Lederhülsenbaum), die mit dem sonnigen Standort gut zurechtkommen soll.
Schlicht, aber wirkungsvoll
2015 hatte der Arbeitskreis Geschichte seine von Günter Jäger ersonnenen Pläne der Stadt vorgestellt. Architekt Ralph Schäffner vom Planungsbüro Arc Grün machte sich an den Entwurf und stemmte sich dabei entschieden gegen den Mainstream: Mühlsteine würden üblicherweise in ein waagrechtes Konstrukt gepackt und als Brünnlein gestaltet, so der Architekt. Um in Ochsenfurt ein schlichtes, aber wirkungsvolles Denkmal zu gestalten, entschied sich Schäffner für eine senkrechte Anordnung der Mühlsteine.
Der katholische Ochsenfurter Stadtpfarrer Oswald Sternagel nahm abschließend die Segnung des Denkmals vor, auch für seinen evangelischen Kollegen, der aufgrund anderer Verpflichtungen verhindert war.