Was hast du eigentlich gemacht?' Wenn mich das meine Kinder im Jahr 2030 fragen, will ich eine Antwort geben können", sagt Horst Lausch. Der 62-Jährige aus Gemünden engagiert sich bei der Würzburger Ortsgruppe "Parents for Future". Die Gruppe ist das Gegenstück der Erwachsenen zur Schülerbewegung "Fridays for Future", die die Schwedin Greta Thunberg ins Leben gerufen hat.
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Mit dabei sind Eltern, Großeltern, aber auch Kinderlose. Die Jüngsten sind gerade mal 30, die Älteste ist 90 Jahre alt. Sie wohnen in Würzburg, Wertheim, Gemünden, Karlstadt oder Iphofen. Manchmal kommen 20, manchmal 70 von ihnen zu den Freitagsdemonstrationen der Schüler für mehr Klimaschutz. Es sind junge Eltern und Rentner, Erzieher, Lehrer, Unternehmer und Ingenieure. In Schweinfurt gibt es eine eigene Ortsgruppe. Die meisten kennen sich untereinander.

Horst Lausch ist promovierte Maschinenbauer. Er war Entwicklungsleiter bei Rexroth, steuert jetzt auf den Ruhestand zu und steckt seine neu gewonnene Freizeit in den Klimaschutz. "Für mich gibt es kein dringenderes globales Thema, das gleichzeitig eine so hohe lokale Bedeutung hat. Die ganze Welt ist betroffen, aber auch wir in unserem eigenen Umfeld."
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Die "Parents" sind kein Verein, kein Unternehmen, keine Stiftung. "Eher ein lockerer Haufen, in dem sich der eine mal mehr, mal weniger engagiert", sagt Michael Demus. Der ehemalige Klimaschutzmanager des Landkreises Kitzingen ist sehr aktiv. Schon allein wegen seines vierjährigen Sohnes, wie er sagt. "Es geht nicht darum, ob mein Sohn einmal weiße Weihnachten erlebt. Es geht um das Überleben unserer Zivilisation. Wenn irgendwann die Ressourcen auf der Erde so knapp werden, dass Hunderte Millionen Flüchtlinge nach Europa strömen, wird das unsere Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttern", fürchtet der 50-Jährige.

Ähnlich sieht es Elke Imhof aus Waldbüttelbrunn. Ihre 17-jährige Tochter hat ihr Leben auf den Kopf gestellt, seit sie sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Klimaforschung beschäftigt. Die 54-Jährige diskutiert oft mit ihrer Tochter über Umwelt- und Artenschutz. "Sie hat sich richtig reingearbeitet und unsere Familie völlig rebellisch gemacht. Da ist uns klar geworden, wir müssen was tun!" Seit dem ersten Klimastreik in Würzburg am 18. Januar, zu dem auf Anhieb 1000 Schüler kamen, begleitet Elke Imhof ihre Tochter zu allen Demonstrationen. Sie sagt: "Wir setzen uns nicht für den Klimaschutz ein, sondern für unsere Menschheit. Der Erde ist der Mensch doch egal."
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Doch was machen die "Parents" eigentlich? Keine eigenen Aktionen, lautet die Antwort. Ziel sei es, die Erwachsenen zu erreichen. Während sich die jungen „Fridays“ über Instagram und Snapchat austauschen, sorgen die „Parents“ dafür, dass die „Botschaften der Kinder“ über die Kanäle der Erwachsenen, etwa persönliche Gespräche im Freundes- und Bekanntenkreis, Facebook, WhatsApp oder E-Mail, weitergegeben werden. Aus der Schülerbewegung soll eine Bürgerbewegung entstehen.

Dafür hat der „lockere Haufen" der Klimaschützer eine eigene Internetseite, verschickt einen eigenen Newsletter, verteilt Pressemitteilungen und Visitenkärtchen. Über ein Dutzend WhatsApp-Gruppen sind die Teilnehmer miteinander vernetzt. Die Ortsgruppen haben eigene Delegierte, die Informationen an die Vertreter auf Landes-und Bundesebene weitergeben. Es ist die gleiche Struktur wie bei der Schülerbewegung "Fridays for Future". Es gelten die gleichen Regeln: Keine Vereinnahmung durch politische Parteien, keine Geldzuwendungen. Alles, was organisiert wird, geschieht ehrenamtlich und wird oft erst durch die Vernetzung der einzelnen Akteure möglich.
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Gilt es etwa, einen Infostand am Oberen Markt zu betreuen, auf die Schnelle 25 Warnwesten aufzutreiben, weil eine Demo über eine viel befahrene Straße führt oder kostenloses Essen für die Teilnehmer einer 24-stündigen Mahnwache zu organisieren, gibt es stets jemanden, der jemanden kennt, der es möglich macht, der einspringt, der hilft. "Eine Demo kostet nichts, außer ein paar Pappschildern und Farbe", sagt Elke Imhof. Es werde zusammengetragen, was jeder hat. Es gibt regelmäßige Treffen, Aktionen und Infostände. Seit November lädt eine Erzieherin zwei Mal im Monat zu einer Eltern-Kind-Gruppe ein. Dort wird gebastelt, gespielt und diskutiert. Alle zwei Wochen gehen die "Parents" mit den "Fridays" auf die Straße. Mal kommen mehr, mal weniger.

Einer, der bei den Demos fast immer dabei ist, ist der 69-jährige Höchberger IT-Unternehmer Helmut Kölbl. Er ist von den klaren Worten der Schwedin Greta Thunberg beeindruckt und betroffen zugleich: "Sie ist mutig. Als ich über mein Leben nachdachte, wurde mir klar: Eigentlich war ich nie mutig genug, Dinge wie Umwelt- und Klimaschutz, die mir wichtig sind, nachhaltig voranzubringen."
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Dabei wisse seine Generation bereits seit den Erkenntnissen der Wissenschaftler des "Club of Rome" (1968) und ihrer Studie "Die Grenzen des Wachstums"(1972) über die drastischen Folgen von Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Umweltzerstörung. Doch Klartext gesprochen werde nicht, im Gegenteil: "Die illegale Abschalteinrichtung von VW wird als Schummelsoftware bezeichnet. Wir sprechen von Klimaerwärmung und Umweltwandel. Dabei müssten wir von einer Umweltkatastophe reden, die die ganze Menschheit betrifft. Stattdessen sprechen wir von einer Katastrophe, wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft verliert."
Tipps: Welche sind meine persönlichen Klima-Hebel? Wie wollen wir leben? Darüber machen sich die "Parents for Future" Gedanken. Einige haben ihren eigenen Haushalt völlig umgekrempelt. Ihre Tipps: Eigenen CO2-Fußabdruck ermitteln und überlegen, wo man ihn verringern könnte: https://uba.co2-rechner.de oder https://www.lfu.bayern.de/energie/co2_rechner Reisen: Flug- und Fernreisen reduzieren, auf Bahn und öffentliche Verkehrsmittel umsteigen Auto: weniger fahren (stattdessen Zug, Bus, Fahrrad, zu Fuß, Carsharing), sparsam fahren, Zweitwagen in Frage stellen, Auto mit niedrigerem Verbrauch wählen oder E-Auto anschaffen Wohnen: Dämmstandards prüfen, Heizungsanlage im eigenen Haus checken und regelmäßig warten, ggf. umstellen auf Hackschnitzel, Pellets oder Wärmepumpe, Raumtemperatur senken Persönliche CO2-Steuer: für die eigene Nutzung fossiler Energieträger Umweltprojekte fördern, die besonders viel CO2 binden (wie etwa die Bepflanzung von Mangrovenwäldern) Strom: zu Ökostrom-Anbieter wechseln, in eigene Photovoltaik-Anlage investieren Ernährung: unverpackt, saisonal und regional einkaufen, Fleisch und Milchprodukte reduzieren, Palmfette und Plastikmüll vermeiden, Lebensmittel wie Obst und Gemüse einmachen, Leitungswasser trinken, Erntezeitkalender: www.aktiongrundwasserschutz.de Konsum (Kleidung, Möbel, Elektro,- und Hygieneartikel): weniger ist mehr, langlebige Produkte statt Wegwerfartikel, Second Hand, kein Mikroplastik, Natur- statt Kunstfasern Geld: in Nachhaltigskeitsfonds statt in klimaschädigende Unternehmen investieren Umfeld: Kinder, Eltern, Freunde sensibilisieren, Klimaziele der eigenen Gemeinde erfragen