Der letzte Vorhang bei den Frankenfestspielen in Röttingen ist am vergangenen Sonntag gefallen. Zurück bleibt ein zufriedener Intendant Lars Wernecke, dessen Vertrag die Stadt Röttingen heuer bis zum Ende der Spielzeit 2028 verlängert hat. Mit insgesamt rund 18.500 Besucherinnen und Besuchern hat das Freilichttheater auf Burg Brattenstein das zweitbeste Ergebnis seiner jüngeren Geschichte eingefahren, teilt das Festspielbüro mit. Nur im vergangenen Jubiläumsjahr war der Zulauf mit knapp 23.000 Zuschauern in den Abendstücken noch größer. Ein Erfolg also auch für die Stadt Röttingen als Veranstalterin.
Das Konzept von Intendant Wernecke scheint also wieder einmal aufgegangen zu sein. Dieser hat sich längst vom starren Dreiklang aus Musical, Operette und Schauspiel verabschiedet und setzt stattdessen auf Stücke, die die Grenzen der Genres überschreiten und mit einer Mischung aus modern und volkstümlich eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen wollen.



In diesem Jahr ist dies unter anderem mit "Kohlhiesls Töchter - Das Musical" gelungen. Der gleichnamige Film aus dem Jahr 1962 mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle hat dem Bauernschwank zu bleibendem Ruhm verholfen. Intendant Wernecke und Musikdirektor Rudi Hild haben den Stoff nun zu einer etwas schrägen und äußerst komischen Musicalfassung umgearbeitet.
Überhaupt scheint es Liselotte Pulver den Festspielmachern angetan zu haben. In den vergangenen beiden Spielzeiten standen mit dem "Wirtshaus im Spessart" und dem "Spukschloss im Spessart" bereits zwei Musicaladaptionen auf dem Spielplan, die durch Filme mit der Schauspielerin bekannt geworden sind.
Erneut steht ein Musical nach einem Film mit Liselotte Pulver auf dem Spielplan
Eine Tradition, an der Lars Wernecke auch im kommenden Jahr festhalten will. Dann wird "Ich denke oft an Piroschka" zu sehen sein. Der gleichnamige Film hatte Liselotte Pulver 1955 zum internationalen Durchbruch verholfen. Für die Frankenfestspiele gibt's erneut eine eigene musikalische Fassung aus der Feder von Rudolf Hild.
Mehr als 4000 zahlende Gäste besuchten das Musical "Der kleine Horrorladen", teilt das Festspielbüro weiter mit. Vor allem jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer fühlten sich von der unheimlichen Geschichte der blutgierigen Pflanze Audrey angesprochen. Sehenswert auch das musikalische Schauspiel "Spatz und Engel" über die Freundschaft zwischen Édith Piaf und Marlene Dietrich, in der vor allem das leidenschaftliche Spiel von Piaf-Darstellerin Vasiliki Roussi hervorstach.
Trotz der Konkurrenz durch die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele sei es gelungen, das bislang zweitbeste Ergebnis von rund 16.500 Zuschauern aus der Spielzeit 2022 zu toppen. "Daran müssen wir uns orientieren", sagt Intendant Wernecke, "die vergangene Saison mit ihrem Rekordergebnis war etwas Außergewöhnliches." Damals hatten die Festspiele ihren 40. Geburtstag gefeiert. "Ein solches herausragendes Jubiläumsevent können wir nur alle fünf Jahre auf die Bühne bringen", so Wernecke weiter.
"Die wunderbare Welt der Amélie" wird zum Musical
Rückhalt für die Frankenfestspiele signalisiert auch Zweiter Bürgermeister Josef Geßner, der zurzeit für den kürzlich zurückgetretenen Bürgermeister Hermann "Fernando" Gabel die Amtsgeschäfte führt. "Die Festspiele bringen Gäste zu uns ins Taubertal, denen der Charme unserer Europastadt sonst vielleicht verborgen geblieben wäre."
Neben "Ich denke oft an Piroschka" steht auch das übrige Programm der Spielzeit 2025 bereits fest. Mit "Amélie – Das Musical" vertraut der Intendant erneut auf die Singspiel-Fassung eines Kinoerfolgs. Das Musical nach der romantischen Filmkomödie "Die wunderbare Welt der Amélie" aus dem Jahr 2001 wurde in London uraufgeführt und wird in Röttingen in einer neuen Übersetzung zu sehen sein. Ein Wiedersehen wird es außerdem mit Sherlock Holmes geben. Nach der turbulent-irrwitzigen Inszenierung der Krimikomödie "Baskerville" in der Spielzeit 2022 wird der Meisterdetektiv diesmal den "Fall Moriarty" lösen. Der Vorverkauf beginnt im Herbst.