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Winterhausen: Straße des Friedens: Eine Ausstellung macht aufmerksam auf Krieg

Winterhausen

Straße des Friedens: Eine Ausstellung macht aufmerksam auf Krieg

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    Die Winterhäuser Künstler Gerda Enk (Bild) und Thomas Reuter zeigen in Reuters Atelierräumen eine Ausstellung zu den Projekten "Straße des Friedens".
    Die Winterhäuser Künstler Gerda Enk (Bild) und Thomas Reuter zeigen in Reuters Atelierräumen eine Ausstellung zu den Projekten "Straße des Friedens". Foto: Thomas Obermeier

    Der junge Gustav wurde nur 23 Jahre alt. Geboren im Jahr 1920 lernte er im elterlichen Haus in Winterhausen das Metzgerhandwerk und sollte ursprünglich die Gaststätte übernehmen. Doch 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und wurde in Afrika eingesetzt. Seit 1943 gilt er als vermisst. Ihm und den vielen weiteren Opfern der Kriege auf dieser Welt widmet sich eine Ausstellung der beiden Winterhäuser Künstler Gerda Enk und Thomas Reuter. Unter dem Titel "Straße des Friedens.. noch immer" zeigen die beiden in zwei Räumen des Ateliers Reuters in Winterhausen neuere Arbeiten, Modelle und archivierte Dokumente bereits realisierter Projekte.

    "Für Toleranz und Frieden", macht Enk ihre Einstellung deutlich. Sie führt an diesem Tag schon vorab durch das Atelier und die Ausstellung. Gustav war der Onkel ihres Künstlerfreunds Thomas Reuter. Doch auch ihr Onkel ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Über ihre und Reuters Mutter erzählt sie, "beide Frauen haben den Tod ihrer Brüder nie überwunden."

    Acht Meter Hoher Turm im Spitäle

    Bereits 1999 planten die beiden Künstler eine Gemeinschaftsausstellung im Spitäle in Würzburg. Als 1998 Krieg im Kosovo ausbrach, entschieden sie sich kurzerhand ihre Ausstellung "Turmhoch über der Kreuzung Ausschau halten nach einer friedlich Welt" zu betiteln. Mit künstlerischen Mitteln sollte direkt auf das Ereignis reagiert werden. Ein acht Meter hoher Turm aus Baumstämmen wurde im Spitäle in Würzburg auf der Basis eines Briefes der deutschen Malerin Käthe Kollwitz an ihren an der Front stationierten Sohn errichtet. Ein Modell davon steht auf einem hohen Sockel in den Räumen des Ateliers und kann von den Zuschauern betrachtet werden.

    Briefe und Bilder der verstorbenen Angehörigen der Künstler hängen an einer alten Wäscheleine im Atelier. 
    Briefe und Bilder der verstorbenen Angehörigen der Künstler hängen an einer alten Wäscheleine im Atelier.  Foto: Thomas Obermeier

    Als der Politiker Walter Kolbow in einem Vortrag vor einigen Jahren seine Erfahrungen aus dem Kosovo schilderte und von der "Straße des Todes" berichtete, beschlossen Enk und Reuter die "Straße des Friedens" ins Leben zu rufen. Seither realisieren sie künstlerische Projekte, Ausstellungen und soziale Aktionen, die sich der Kriegsthematik und gesellschaftlichen Brennpunkten stellen und für ein friedliches Zusammenleben werben. 

    Ambivalenz von Widerstand und Resignation

    "Engel für Aleppo" nennt der Bildhauer Thomas Reuter seine Statue, die präsent im Eingangsbereich des Ateliers steht. Die Auseinandersetzung mit dem Bürgerkrieg in Syrien und dem Leid der Bevölkerung in Aleppo waren für den Künstler der Anlass, das Kunstwerk aus einem Stück Kalkstein zu schaffen, das etwa eine dreiviertel Tonne wiegt.

    Ein anderer Raum des offenen Ateliers zeigt die persönliche Auseinandersetzung der beiden Künstler mit im Zweiten Weltkrieg gefallenen Familienangehörigen. Ein weiterer Raum ist Käthe Kollwitz gewidmet, dort hat Enk auf großen Holzplatten einen Brief der Malerin wiedergegeben. Der Außenraum thematisiert die Ambivalenz von Widerstand und Resignation.

    Die Skulptur "Engel für Aleppo" des Bildhauers Thomas Reuter in seinem Atelier. Im Hintergrund sind die Namen Gustav und Erich zu lesen, dies sind Familienmitglieder der beiden Künstler, die im Krieg gefallen sind.
    Die Skulptur "Engel für Aleppo" des Bildhauers Thomas Reuter in seinem Atelier. Im Hintergrund sind die Namen Gustav und Erich zu lesen, dies sind Familienmitglieder der beiden Künstler, die im Krieg gefallen sind. Foto: Thomas Obermeier

    "Straße des Friedens.. noch immer" wird am Samstag, 14. März und Sonntag, 15. März in den Räumen des Bildhauerateliers Thomas Reuter, Mauritiusplatz 12 in Winterhausen, zu sehen sein. Die Ausstellung ist von 14 bis 20 Uhr geöffnet, Führungen gibt es an beiden Tagen um jeweils 16 Uhr. Für Sonntag, 14 Uhr, hat sich eine Nagelkreuzkommission in Begleitung des Bischofs Cocksworth von Coventry angekündigt. Der Eintritt ist kostenlos.

    Die beiden KünstlerGerda Enk ist eine in Würzburg geborene und in Winterhausen lebende Künstlerin. Sie studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg, Malerei an der Akademie in München und Kunstpädagogik an der Uni Würzburg. Sie baute im Museum im Kulturspeicher die Museumspädagogik auf und lehrte an der Uni.Thomas Reuter wurde ebenfalls in Würzburg geboren und lebt und arbeitet in Winterhausen. Der gelernte Steinmetz arbeitet seit 1987 als freiberuflicher Bildhauer und ist Mitglied mehrerer Arbeitsgemeinschaften. Außerdem gibt er verschiedene Bildhauer-Kurse im In- und Ausland. 

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