Dass der Wald nicht nur in Brasilien in Gefahr ist, haben die vergangenen Sommer gezeigt: In manchen Gegenden Deutschlands wurden laut Experten 20 Prozent des Waldes vernichtet. Der 1000 Hektar große Stadtwald hat mit rund 5000 Bäumen bislang zwar "nur" ein Prozent seines Bestandes verloren. Allerdings ist das Baumsterben noch nicht zu Ende.
Wie kann man den Stadtwald besser mit Wasser versorgen?
Denn der Wasservorrat im Boden ist erschöpft. Die Redaktion hat sich vor Ort über die Situation informiert und dabei von Stadtförster Karl-Georg Schönmüller, Forstwirt Christoph Müller und Gartenamtsleiter Helge Groh auch Positives erfahren: Wie der Wald gestärkt wird und wie viel Leben in ihm steckt. Während der Blick nach oben immer wieder an entlaubten Kronen hängen bleibt, entdeckt Forstwirt Müller am Boden ein Fröschchen: eine winzige Kröte, die an einer feuchten Stelle auf der Kuppe des Guttenberger Forstes sitzt.

"Diese feuchten Stellen werden wir in den nächsten Wochen vorsichtig vertiefen, damit sie mehr Niederschläge sammeln", erklärt Förster Schönmüller. Denn gerade starke Sommerniederschläge rauschen von der Kuppe des Stadtwaldes ins Tal, ohne dass das Wasser in die tieferen Schichten eindringt. Damit mehr Regen versickert und an die Wurzeln der Bäume kommt, will man das Wasser besser im Wald halten. "Dazu werden wir auch die Gräben entlang der Waldwege verflachen", kündigt Gartenamtsleiter Groh an. Denn diese wurden in Zeiten gezogen, als der viele Regen möglichst schnell in Stein- und Heigelsbach abgeleitet werden sollte.
Welche Tierarten leben im Stadtwald?
Frösche und Kröten, Wildbienen, seltene Käfer, Fledermäuse - eine Menge Tierarten leben im Stadtwald. Besonders stolz ist Schönmüller auf die Wildkatze, deren Haare vergangenes Jahr an einem Lockstock nachgewiesen wurden. Denn im Gegensatz zu einem reinen Wirtschaftswald, mit dessen Holz in erster Linie Geld verdient werden soll, bietet der naturnah bewirtschaftete Stadtwald verschiedene Lebensräume für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten.

Auf einer Lichtung in der Nähe des Waldfriedhofes, die im Frühling entbuscht wurde, brummen Bienen zwischen den angesäten Wildblumen. Insekten fliegen auch um die blühenden Sträucher am Rand der Waldwege. Käfer krabbeln besonders reichlich in den toten Stämmen, die am Waldboden verrotten und in alten Bäumen, in denen sich auch Spechte und Fledermäuse wohlfühlen. 181 der bis zu 300 Jahre alten Methusalembäume werden im naturnah bewirtschafteten Stadtwald bewusst nicht in wertvolles Möbelholz zerlegt, sondern bleiben im Wald.
Mit den rund 3300 Kubikmeter Holz, die heuer im Stadtwald geschlagen werden, macht die Stadt keinen Profit. In den vergangenen Jahren investierte die Stadt zwischen 50 und 100 000 Euro in den Forstbetrieb.

Welche Hilfe bekommt der Wald im Kampf gegen den Klimawandel?
Rund 9000 Setzlinge haben die Waldarbeiter vergangenen Winter gepflanzt. Zwischen Baumhasel, Eichen und Kirschen findet Schönmüller kleine Tannenbäumchen, die dank der Regenschauer der letzten Monate bislang überlebt haben. Die großen Tannen sollen später mit ihren stabilen Wurzeln die unter dem humosen Waldboden vorhandene Tonschicht durchstoßen und dadurch auch anderen Bäumen den Weg zum Wasser in tieferen Schichten frei machen. Neben der Tanne fördern die Würzburger Förster vor allem hier an vielen Stellen nachwachsenden Ahornbäume, die wenig Wasser brauchen und nicht unter Schädlingen wie dem Schwammspinner leiden.

Die Vielfalt an Pflanzenarten und Tieren - die sogenannte Biodiversität - macht den Stadtwald zum wertvollsten Ökosystem auf dem Stadtgebiet. Und gleichzeitig stärkt sie ihn im Klimawandel: Denn artenreiche Wälder sind weniger anfällig für Schädlinge und Windbruch. "Wir machen den Wald widerstandsfähiger", nennt Schönmüller eine Chance im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Eine weitere ist die bereits geschilderte Verbesserung des Wasservorrats.
Warum ist der Wald wichtig?
Dass der Wald Wasser speichert und gereinigt ins Grundwasser abgibt, ist eine seiner wichtigsten Funktionen. Außerdem helfen Bäume gegen den Klimawandel, weil sie das Treibhausgas Kohlendioxid speichern. Besonders wichtig für den heißen Würzburger Talkessel ist die Abkühlung, die Bäume beim Verdunsten von Wasser erzeugen. Um drei bis vier Grad kühlt der Stadtwald das Klima. Außerdem ist der Würzburger Wald auch wichtig für die Naherholung, zum Spazieren gehen, Radeln oder um Natur zu bestaunen.
