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Würzburg: Willkommen in der Bücherstadt Würzburg

Würzburg

Willkommen in der Bücherstadt Würzburg

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    Friederike Kühn von der Buchhandlung Hätzfelder Bücherstube in Heidingsfeld setzt auf Qualität.
    Friederike Kühn von der Buchhandlung Hätzfelder Bücherstube in Heidingsfeld setzt auf Qualität. Foto: Johannes Kiefer

    Wer in Würzburg eine Buchhandlung sucht, dürfte schneller als in den meisten deutschen Großstädten fündig werden. Denn deutschlandweit können nur Göttingen und Heidelberg bei der Anzahl der Buchläden je 100.000 Einwohner mit Würzburg mithalten. Nach Angaben der Datenbank des deutschen Buchhandels existieren derzeit rund 6.000 Buchhandlungen in Deutschland, wovon jährlich etwa 100 wegfallen. Klar, als Universitätsstadt hat Würzburg einen vermeintlich großen Kundenkreis. Doch Studierende nutzen häufig die Universitätsbibliothek. Zudem haben Buchhandlungen seit vielen Jahren einen schweren Stand. Grund genug, sich bei den Würzburger Buchhändlern umzuhören. Warum gibt es in Würzburg noch immer vergleichsweise viele Buchläden? Und wie sieht die Zukunft des Buches aus?

    Würzburg besitzt ein hohes Bildungsniveau

    Die Akademischen Buchhandlungen Schöningh und Knodt sind wichtige Anlaufpunkte für Studierende und profitieren durch ihr umfangreiches Fachbuchsortiment. Allerdings glaubt Adolf Wolz von der Buchhandlung Schöningh, dass die vielen Studenten nicht der ausschlaggebende Faktor für die hohe Buchladendichte sind: "Würzburg hat generell ein buchfreudiges Klientel. Das Bildungsniveau ist hoch. Es gibt viele Beamte und Lehrer."

    Elisabeth Stein-Salomon von der Buchhandlung Knodt erklärt sich die vielen Würzburger Buchhandlungen mit einer "über Jahre gewachsenen Buchhandlungsstruktur". Man arbeite hier sehr engagiert und organisiere viele kulturelle Veranstaltungen in der Stadt. Die Buchhandlung Knodt wurde beim Deutschen Buchhandlungspreis 2018 als "hervorragend" ausgezeichnet. Durch die Initiative "Lass den Klick in deiner Stadt" versucht Knodt gemeinsam mit den Buchhandlungen Dreizehneinhalb, Neuer Weg und Schöningh den innerstädtischen Buchhandel zu stärken und sich somit auch gegenüber Onlineversandhändlern zu behaupten.

    Längst auf Onlinehandel reagiert

    Klar, dass immer wieder der Name Amazon fällt, wenn die Buchhändler nach der Konkurrenz durch den Onlinehandel gefragt werden. Etwa 50 Prozent der Bücher werden heutzutage im Internet gekauft. Dabei haben die meisten Buchhandlungen längst auf neuere Trends reagiert. Im eigenen Onlineshop können E-Books erworben und Bücher bequem von zu Hause bestellt werden. "Man kann das Buch dann am nächsten Tag sofort abholen und muss nicht darauf warten, bis die Lieferung ankommt", so Friederike Kühn, Inhaberin der Buchhandlung Hätzfelder Bücherstube aus Heidingsfeld, "allerdings sind Buchhandlungen medial und werbetechnisch gegenüber großen Onlineversandhändlern unterrepräsentiert."

    Ein ausgewähltes Sortiment und der direkte Kontakt zum Kunden sind Vorteile

    Für die Würzburger Buchhändler ist klar, dass sich eine Buchhandlung vom Onlineversandhandel abheben muss. "Jeder Buchladen braucht einen gewissen Mehrwert. Qualität ist mir wichtiger als Quantität", sagt Kühn. Ein ausgewähltes Buchsortiment, eine gemütliche Einrichtung, der direkte Kontakt zum Kunden: Der stationäre Buchhandel hat gegenüber dem Onlinehandel viele Vorzüge.

    Die Buchhandlung 13 1/2 in der Würzburger Innenstadt legt Wert auf ein individuelles Angebot.
    Die Buchhandlung 13 1/2 in der Würzburger Innenstadt legt Wert auf ein individuelles Angebot. Foto: Johannes Kiefer

    Die Buchhandlung Dreizehneinhalb wurde beim Deutschen Buchhandlungspreis 2018 ebenfalls als "hervorragend" ausgezeichnet. Der Buchladen legt großen Wert auf ein individuelles Angebot. Zwar kann man dort die aktuellen Bestseller kaufen, es werden aber auch viele Bücher von kleineren Verlagen angeboten. Diese "Nischen-Bücher" findet man in vielen Würzburger Buchhandlungen, Onlineversandhändler haben diese hingegen oft gar nicht im Sortiment.

    "Ein Buch ist etwas Sinnliches und kann somit als Ausgleich für den zunehmenden Stress dienen."

    Petra Pohl

    "Tiefenentspannt" zeigt sich Petra Pohl von der Buchhandlung erLesen in Grombühl hinsichtlich der weiteren Entwicklung. Sie legt Wert auf ein ausgewähltes Sortiment, das einen gewissen künstlerischen Anspruch hat. "Im Übrigen hat der Buchhandel Amazon im Gegensatz zu anderen Branchen beinahe schon hinter sich. Andere Branchen reagieren dagegen erst jetzt auf die Konkurrenz durch den Onlineversandhandel. Bei Amazon zu kaufen ist heute ja schon fast eine politische Entscheidung." Pohl redet ungern über den großen Versandhändler aus Amerika. Sie sieht aktuell vielmehr eine "Renaissance des Buches". Das Buch sei schon so häufig tot gesagt worden, im Moment entstehe jedoch ein neues Bewusstsein. "Je hektischer es wird, desto mehr gibt es die Sehnsucht nach Rückzug. Ein Buch ist etwas Sinnliches und kann somit als Ausgleich für den zunehmenden Stress dienen." Pohl, die sich durch ihren Beruf gewissermaßen als "Hüterin der Bücher" sieht, glaubt, dass kleine, liebevoll geführte Buchhandlungen von dieser "Renaissance" profitieren könnten.

    Alleinstellungsmerkmal ist wichtig

    Eine Buchhandlung verkauft heute aber nicht einfach nur Bücher, sondern sei vielmehr eine kulturelle Institution. "Ohne einen gewissen Aktivismus kann keine inhabergeführte Buchhandlung überleben", sagt Pohl. Sie ist viel unterwegs: Vorträge an Grundschulen, Engagement für Leseförderung oder die Organisation von kleinen Konzerten. Jede Buchhandlung müsse etwas Besonderes anbieten, so Pohl.

    Eine spezielle Stellung in der Würzburger Buchhandlungslandschaft hat die Stephans-Buchhandlung. Als einziger evangelischer Buchladen im katholisch geprägten Würzburg existiert sie bereits seit Mitte der 1960er Jahre im sogenannten "evangelischen Eck" rund um die Stephanskirche. "Aufgrund unserer Lage außerhalb der Innenstadt profitieren wir nicht von zufällig vorbeilaufenden Kunden", erklärt Gisela Langer von der Stephans-Buchhandlung. Man biete aber ohnehin ein spezifisches Sortiment an. Christliche Literatur sowie Sach- und Kinderbücher, die sich häufig mit den "großen Fragen des Lebens" beschäftigen, würden einfach nicht den Kundenkreis erreichen, den eine großenteils auf Belletristik festgelegte Buchhandlung habe.

    Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal hat auch die Hätzfelder Bücherstube. Als einzige Würzburger Buchhandlung bietet sie Kundenfahrten zur Frankfurter Buchmesse an. Und diese sind schon seit der ersten Fahrt 2009 ausverkauft.

    Miteinander statt gegeneinander

    An Herausforderungen für den Buchhandel wird es aber wohl auch künftig nicht fehlen. Neben der ungewissen Zukunft des Mediums Buch wird es laut Friederike Kühn für viele Buchhandlungen immer schwerer, geeignete Nachfolger zu finden, die eine Buchhandlung übernehmen könnten. Besonders für kleinere, inhabergeführte Buchhandlungen werde das künftig eine große Herausforderung.

    Die Würzburger Buchhändler betonen, dass untereinander ein freundschaftliches Verhältnis herrsche. Man kenne und schätze sich. Adolf Wolz sieht daher nicht die Konkurrenz mit anderen Buchhandlungen als größte künftige Herausforderung. Schöningh habe als akademische Buchhandlung ohnehin einen festen Stand. Die Unterhaltungsliteratur müsse sich dagegen auf einen "Wettbewerb um die Zeit des Menschen" einstellen, so Wolz. Konkurrenten seien dabei Smartphones, aber natürlich auch Fernseher, Laptop und weitere Medien, die Menschen in ihrer Freizeit nutzen.

    Der Würzburger Buchhandel nimmt diesen Wettbewerb an. Letztlich liegt es aber wie so oft an den Kunden, ob sie diese Zeit auch für Bücher nutzen. Und damit auch, ob es in Zukunft weiterhin so viele Buchhandlungen in Würzburg gibt.

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