Über 400 Jahre reicht die Geschichte des Würzburger Universitätsklinikums zurück – bis zur Gründung des Juliusspitals 1579. Es diente der Uni und deren medizinischer Fakultät lange Zeit als Lehrklinik. Vor 100 Jahren gingen die Wege dann auseinander, mit der Eröffnung des staatlichen Luitpolkrankenhauses im Stadtteil Grombühl. Mit einem Festakt wurde das Jubiläum am Dienstag begangen.
Dabei stand nicht nur Vergangenes im Mittelpunkt. Keine Rede, kein Grußwort ohne den Blick in die Zukunft und den Lindleinsberg hinauf, wo das Uniklinikum im nördlichen Anschluss an die Zentren für Operative und Innere Medizin weiter wächst – mit neuen Kopfkliniken und einem Zentrum Frauen-Mutter-Kind. Ein Milliardenprojekt für die kommenden zehn bis 15 Jahre. Für die Planung dankte der Ärztliche Direktor Jens Maschmann dem Freistaat.

Auch für diese weitere Entwicklung der Uniklinik spielte das Juliusspital eine maßgebliche Rolle: Nach harten Verhandlungen hatte die Stiftung das nötige Gelände für die Klinikerweiterung an den Freistaat verkauft. "Sonst wäre dieser Schritt ins zweite Jahrhundert nicht möglich gewesen", sagte Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät. Dass sich die Uni vor genau 100 Jahren vom Juliusspital gelöst hat und ihr eigenes Krankenhaus am Rande der Stadt bekam, bezeichnete er als "Trennung siamesischer Zwillinge", so eng war die Verbindung über Jahrhunderte.
Über 7000 Beschäftigte an Würzburgs Uniklinik
Als Vertreterin der Staatsregierung nahm die Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) nicht nur Dank für die Planung entgegen, sondern auch die Bitte um entsprechende Gelder, damit die neuen Kliniken auch gebaut werden können. Frosch appellierte ferner, den Investitionsstau bei den IT-Systemen aufzulösen. Hier gebe es großen Bedarf am Uniklinikum, das aus 19 Einzelkliniken, mehreren Forschungseinrichtungen besteht und mit über 7000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Würzburg ist. Und, darauf wies Uni-Präsident Paul Pauli hin, "3700 Medizin-Studierenden zugute kommt".

Als einziges Klinikum mit einer Maximalversorgung in Unterfranken genieße die Uniklinik in der Forschung sogar weltweites Ansehen, betonte Gerlach. "Spitzenforschung und Spitzenmedizin" kämen hier zusammen. Die Digitalministerin versäumte es nicht, auf den Einsatz der früheren Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) hinzuweisen. Sie hatte sich vehement für die nun geplante Nord-Erweiterung eingesetzt.

Für die Stadt unterstrich Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) den Stellenwert des Uniklinikums: "Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig es für die Stadt und die Region ist." Dass nun auch ein Nationales Tumorzentrum hier angesiedelt wird, wertet Heilig als Bestätigung für die medizinische Exzellenz. Die gesellschaftliche Verankerung des Klinikums in der Stadt führt er nicht zuletzt auf das bürgerschaftliche Engagement über Stiftungen wie "Forschung hilft" oder den Verein "Hilfe im Kampf gegen Krebs" zurück. Und: Er dankte ausdrücklich allen Beschäftigten des Uniklinikums, die in eineinhalb Corona-Jahren Außergewöhnliches geleistet hätten.
Wie sieht ein Krankenhaus aus, das Patientinnen und Patienten ebenso gerecht wird wie dem medizinischen und sonstigen Personal? "Menschliche Maßstäbe" mahnte Festrednerin Christine Nickl-Weller, bekannte Architektin für Klinikbauten, an. Krankenhäuser seien ein Spiegel der Gesellschaft und ihrer Ideale. Technik und medizinischer Fortschritt, Patientenversorgung, attraktive Arbeitsplätze, Klimaschutz und Grünbereiche – all das müssten Kliniken integrieren. Oder wie sie es zusammenfasste: "Der Kern des intelligenten Krankenhauses ist Menschlichkeit."
