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Das sind die ältesten Kirchen in Bayerisch-Schwaben

Bayerisch-Schwaben

Das sind die ältesten Kirchen in Bayerisch-Schwaben

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    Die Kuratiekirche Maria vom Siege in Oberwittelsbach ist eine der ältesten Bayerns. Um sie ranken sich Legenden.
    Die Kuratiekirche Maria vom Siege in Oberwittelsbach ist eine der ältesten Bayerns. Um sie ranken sich Legenden. Foto: Erich Echter (Archivfoto)

    Zwischen Donau und Lech, von Augsburg bis Nördlingen, stehen Kirchen, die der Zeit seit Jahrhunderten trotzen. Manche entstanden aus Wundern, andere aus Macht, Buße oder schlicht dem Glauben, dass etwas bleiben muss, wenn alles andere vergeht. Diese acht Kirchen zeigen, wie viel Vergangenheit in der Region noch lebendig ist.

    Schlosskapelle auf Schloss Neuburg

    Die Kapelle vom Schloss Neuburg ist die älteste evangelische Kirche Deutschlands. Erbaut wurde sie ab 1538 auf den Wunsch von Pfalzgraf Ottheinrich. 1542 nahm er, beeinflusst durch den Theologen Andreas Osiander, den evangelischen Glauben an und führte ihn anschließend in seinem Fürstentum Pfalz-Neuburg per Erlass ein.

    Deckengemälde in der Schlosskapelle Neuburg.
    Deckengemälde in der Schlosskapelle Neuburg. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

    Ein besonderes Highlight in der Kirche ist das 1543 fertiggestellte lutherische Bildprogramm, gemalt von Hans Bocksberger d.Ä. aus Salzburg.

    Als ab 1614 von Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm die Gegenreformation eingeleitet wurde, wurden die Fresken übertüncht und der Raum profanisiert. Es fanden keine Gottesdienste mehr dort statt. Erst 1849 konnte die ehemalige Hofkapelle als Gemeindekirche in Betrieb genommen werden. Ab 1917 gab es Hinweise darauf, dass unter den nun kahlen Wänden der Kirche Gemälde verborgen sein mussten. 1951 wurde die Freilegung dieser abgeschlossen und die Schlosskapelle erhielt den Beinamen „Bayerische Sixtina“. Bis heute finden in der Kirche Gottesdienste, Taufen und Trauungen statt.

    St. Gallus Augsburg

    Auf dem Gallusberg steht eines der ältesten Gotteshäuser Augsburgs, vielleicht sogar auf den Fundamenten eines ehemaligen römischen Merkurtempels. Die kleine Kirche St. Gallus geht auf die Zeit um 900 zurück, als der damalige Bischof Adalbero enge Kontakte zum Kloster St. Gallen pflegte. Wahrscheinlich kam damals auch eine Reliquie des heiligen Gallus nach Augsburg.

    Um 969 gründete Adalberos Neffe Ulrich, später selbst Bischof und Held der Lechfeldschlacht, das Damenstift St. Stephan und machte die Galluskirche zum spirituellen Mittelpunkt des Viertels.

    Die kleine St. Gallus-Kirche ist eine der ältesten Augsburgs.
    Die kleine St. Gallus-Kirche ist eine der ältesten Augsburgs. Foto: Axel Hechelmann (Archivbild)

    Später wechselte das kleine Gotteshaus mehrfach die Hände: Erst von Reformierten zerstört, dann wieder aufgebaut, schließlich jahrhundertelang kaum genutzt. Erst im 20. Jahrhundert entdeckten die Augsburger Benediktiner es neu – als Ersatzkirche im Krieg und als Denkmal mit Geschichte. Nach einer aufwendigen Sanierung zwischen 1999 und 2005 ist St. Gallus heute stiller Zeuge von mehr als tausend Jahren Glauben, Streit und Wiederaufbau.

    Schlosskirche St. Michael Harburg

    Hoch über der Stadt Harburg thront sie: die Schlosskirche St. Michael – klein, hell, barock und mit einer Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Schon im 12. Jahrhundert stand hier eine Burgkapelle, deren Patronatsrecht zwischen Kaisern, Klöstern und Grafen hin und her ging, bis schließlich die Familie Oettingen das Sagen hatte.

    Unter Graf Karl Wolfgang zu Oettingen wurde dir Kirche im Jahr 1524 zur ersten evangelischen Predigtstätte im Ries. Von hier aus verbreitete sich die Reformation – samt hitziger Diskussionen und einer Synode, die die Augsburger Konfession offiziell einführte.

    Gute zweihundert Jahre später bekam St. Michael dann ihr heutiges Gesicht: barocke Deckenfresken, üppiger Stuck, und ein bisschen Glanz für die Grabmale der Oettingen-Oettingen, der evangelischen Linie des Hauses. In den Sommermonaten finden hier noch Gottesdienste statt.

    Kuratiekirche Maria vom Siege in Oberwittelsbach

    Einst war sie Teil der Burg Wittelsbach, jetzt steht sie einsam, still und geheimnisvoll: Die Kirche Maria vom Siege wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, ist aber Teil einer spannenden Legende.

    Der Überlieferung nach ließ das Herzogshaus Wittelsbach die Kirche als Sühnekirche errichten – zur Wiedergutmachung des Königsmordes von 1208, als Otto VIII. von Wittelsbach König Philipp von Schwaben erschlug. Ob diese Überlieferung stimmt, lässt sich jedoch nicht vollständig nachweisen.

    Sicher ist aber, dass sie ab 1418 als Wallfahrtskirche genutzt wurde. Die Wallfahrt entstand im Zusammenhang mit dem dortigen Marienkult. Später kamen barocke Altäre zu den bereits vorhandenen gotischen Mariendarstellungen.

    Heute ist die Kirche nur noch zu besonderen Anlässen zugänglich, das Burggelände drumherum jedoch jederzeit. Und wer dort steht, spürt: Hier begann Bayerische Geschichte.

    Ehemalige Hofkirche Ss. Trinitatis Günzburg

    Zwischen Schloss und Rathaus drängt sich in Günzburg ein Stück Spätrenaissance, das fast übersehen wird: die ehemalige Hofkirche Sanctissima (Ss.) Trinitatis. Errichtet um 1580 durch den italienischen Baumeister Alberto Lucchese, gehörte sie einst zum habsburgischen Schlosskomplex und war damit das geistliche Herz der Markgrafschaft Burgau.

    Erbauen ließ Schloss und Kirche Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, später residierte dort sein Sohn Karl von Burgau, ein glühender Katholik. Unter seiner Herrschaft erlebte Günzburg für kurze Zeit Glanz und Größe, bevor die Stadt nach seinem Tod wieder an die Habsburger Hauptlinie zurückfiel. Zu seiner Herrschaft sollte die Kirche sowohl dem Adel als auch den Einwohnern Günzburgs offenstehen. Auch deshalb, um dem lutherischen Einfluss aus den nahen Städten Leipheim und Ulm Einhalt zu gebieten.

    Die Türme der ehemaligen Günzburger Hofkirche.
    Die Türme der ehemaligen Günzburger Hofkirche. Foto: Uli Anhofer (Archivbild)

    Nach Bränden, Kriegen und Säkularisation blieb von der einst fürstlichen Hofkirche vor allem die Würde und Architektur. Heute ist sie profaniert, steht sonntags aber offen. Wer durch die schwere Tür tritt, kann vielleicht erahnen, wie nah sich Glauben und Macht in diesen Mauern einmal waren.

    Augsburger Dom

    Nicht nur der älteste Sakralbau, sondern einer der ältesten Bischofssitze nördlich der Alpen, ist der Augsburger Dom St. Maria. An seinem Platz stand bereits im 4. Jahrhundert ein womöglich frühchristliches Gotteshaus.

    Die ersten nachweisbaren Dombauten gehen auf die Bischöfe Wikterp und Simpert zurück, erstmals erwähnt wurde der Mariendom 822. Nach einem Einsturz des Westbaus begann Bischof Luitpold mit Unterstützung der Kaiserin Adelheid von Burgund – die den Einsturz angeblich in einer Vision vorausgesehen hatte – mit einem Neubau des Doms. So besteht der Westen noch heute aus dem alten ottonischen Bau mit unverputztem Mauerwerk und den zwei Türmen, im Osten schließt der mächtige gotische Chor an.

    Der Augsburger Dom ist einer der bedeutendsten Kirchenbauten Bayerns.
    Der Augsburger Dom ist einer der bedeutendsten Kirchenbauten Bayerns. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    In der Barockzeit wurden an der nördlichen und südlichen Langhausseite vier Kapellen angebaut, von denen heute nur noch die Marienkapelle erhalten ist. Berühmt sind die Prophetenfenster aus dem 12. Jahrhundert, die zu den ältesten Glasmalereien Europas zählen. Im Westchor befindet sich außerdem ein großes Wandgemälde des Heiligen Christopherus von 1491.

    1690 wurden im Dom zwei Krönungen vollzogen: Eleonore Magdalene wurde zur römisch-deutschen Kaiserin, kurz darauf ihr Sohn Joseph I. zum römisch-deutschen König gekrönt.

    St. Salvator in Nördlingen

    Am südwestlichen Rand der Nördlinger Altstadt steht St. Salvator, eine Kirche, die ihre Entstehung einem angeblichen Wunder verdankt. Im Jahr 1381 soll in einem Haus beim Einsturz einer Decke ein Stück einer geweihten Hostie verschwunden und später unversehrt aus der Asche wieder aufgetaucht sein. Diese Nachricht zog Pilger aus ganz Schwaben an und bald darauf gründeten Karmeliten hier ein Kloster, um die Wallfahrt zu betreuen. 1422 wurde die neue Kirche St. Salvator geweiht.

    Die katholische Kirche St. Salvator in Nördlingen wurde am 19. November 1422 geweiht.
    Die katholische Kirche St. Salvator in Nördlingen wurde am 19. November 1422 geweiht. Foto: Studio Herzig (Archivbild)

    Im Chorraum der katholischen Pfarrkirche steht ein gotischer Flügelaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert, der aus Fürth hierher gebracht wurde. Der Vorläufer aus dem Jahr 1518 war im Napoleonischen Krieg zerstört worden. Sind die Innenflügel des Altars geschlossen, zeigt sich eine Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit. Die Malereien stammen wohl aus dem späten 15. Jahrhundert.

    Zwischen 2001 und 2012 wurde die Kirche generalsaniert und unter anderem mit neuen Fenstern versehen.

    St. Benedikt Sandau

    Etwa drei Kilometer nördlich von Landsberg, versteckt in einer Talsenke am Lechufer, liegt St. Benedikt in Sandau – eine Kirche, die in ihren Ursprüngen auf das 8. Jahrhundert zurückgeht. Gegründet von Mönchen aus Benediktbeuern, zählt sie zu den ältesten Sakralbauten Bayerns. Nach mehrfacher Zerstörung wurde der Bau 1468 in seiner heutigen Form errichtet.

    St. Benedikt in Sandau geht auf eine Klosteranlage aus dem 8. Jahrhundert zurück.
    St. Benedikt in Sandau geht auf eine Klosteranlage aus dem 8. Jahrhundert zurück. Foto: Thorsten Jordan (Archivbild)

    Archäologische Grabungen zeigen, dass die ursprüngliche Klosterkirche des Klosters Sandau zunächst ein einfacher Saalbau war, der im 9. Jahrhundert zu einer dreischiffigen Basilika erweitert wurde. Einige Mauerzüge und Pfeilerstümpfe aus dieser Zeit sind bis heute noch Sichtbar. Sie sind Zeugen einer Epoche, in der das Christentum in Bayern noch jung war.

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    1 Kommentar
    Thomas Horling

    Wenn ich als Leser des Schweinfurter Tagblatts einen Artikel mit der Überschrift "Die ältesten Kirchen der Region" anklicke, und dann bei Oberwittelsbach lande, dann fühle ich mich schon verarscht, das werden Sie sicher verstehen.

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