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Lohr: Weniger Trinkwasser durch Klimawandel: 2050 reichen Lohrs Quellen nicht mehr aus

Lohr

Weniger Trinkwasser durch Klimawandel: 2050 reichen Lohrs Quellen nicht mehr aus

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    Eine Wasserleitung von Sackenbach (rechts) nach Steinbach (links) per Düker durch den Main erscheint aktuell als die wahrscheinlichste Lösung, um die Probleme der Steinbacher Trinkwasserversorgung beheben zu können. Doch auch an anderen Stellen muss die Stadt kräftig in ihre Trinkwasserversorgung investieren.
    Eine Wasserleitung von Sackenbach (rechts) nach Steinbach (links) per Düker durch den Main erscheint aktuell als die wahrscheinlichste Lösung, um die Probleme der Steinbacher Trinkwasserversorgung beheben zu können. Doch auch an anderen Stellen muss die Stadt kräftig in ihre Trinkwasserversorgung investieren. Foto: Johannes Ungemach

    Wie lässt sich in Zeiten des Klimawandels mit nachlassenden Quellschüttungen die Lohrer Trinkwasserversorgung auf Dauer sichern? Diese Frage hat die Stadt in einem Gutachten untersuchen lassen. Jetzt liegen die Ergebnisse auf dem Tisch. Sie zeigen: Es gibt viel zu tun, und zwar gleich in mehreren Stadtteilen.

    Erst vor wenigen Wochen haben die Lohrer Stadtwerke die virtuelle „Trinkwasserampel“ von Grün auf Orange umgestellt. Das soll verdeutlichen, dass angesichts der im Spätsommer und Herbst nachlassenden Quellschüttungen besonders sorgsam mit dem Trinkwasser umzugehen ist. 

    Doch allein mit Wassersparen wird es nicht getan sein. Das offenbart das am Montag im Werkausschuss des Stadtrats vorgestellte Strukturgutachten zur Lohrer Trinkwasserversorgung. Für dieses hat das Kleinostheimer Ingenieurbüro Jung einerseits den Ist-Zustand der Lohrer Anlagen untersucht, zum anderen aber auch, wo neue nötig sind, um die Versorgung langfristig zu sichern.

    Ergebnis: Die Stadt wird zig Millionen investieren müssen. Das liegt zum einen daran, dass von den 28 Anlagen 13 teilweise in einem sanierungsbedürftigen Zustand oder optimierungsbedürftig sind. Zum anderen fordert der Gesetzgeber eine Redundanz in den Systemen. Soll heißen: Ein Brunnen allein reicht für ein Versorgungsgebiet nicht mehr aus. Deswegen muss für Steinbach, Halsbach und Ruppertshütten jeweils ein zweites Standbein aufgebaut werden.

    Neue Wasserleitungen für Steinbach nötig

    In Steinbach ist das schon allein deshalb nötig, weil die dortige Kindsbrunnquelle dringend generalsaniert werden muss. Das fordert auch das Gesundheitsamt, nachdem es in der jüngeren Vergangenheit wiederholt Probleme mit Verkeimungen gab. Die Kosten der Quellsanierung beziffern die Experten auf 700.000 Euro. Theoretisch, so erklärte Stadtwerkeleiter Johannes Goßmann, könnte man die Arbeit im laufenden Betrieb erledigen. Doch dann müsste man vorübergehend Wasser per Tankwagen herbeischaffen, was sehr teuer wäre.  

    Deswegen und auch um das geforderte zweite Standbein für Steinbach zu schaffen, scheint eine von Sackenbach kommende und per Düker durch den Main verlegte Leitung die wahrscheinlichste Lösung. Die Kosten hierfür beziffert das Gutachten auf rund 800.000 Euro. Alternativ könnte man eine Wasserleitung von Sendelbach nach Steinbach verlegen, was jedoch über eine Million kosten würde. 

    Ein Vorteil des Maindükers wäre auch, dass Sackenbach nach der Sanierung der Steinbacher Kindsbrunnquelle von dort aus mit Wasser versorgt werden könnte. Das bislang aus dem Lohrer Gesamtnetz nach Sackenbach fließende Wasser stünde dann für das übrige Stadtgebiet zur Verfügung.

    Wiesenfelder Wasser für Halsbach? Schaippacher für Ruppertshütten?

    Ein zweites Standbein braucht es auch für die Halsbacher Wasserversorgung. Geschaffen werden könnte es durch eine Leitung von Steinbach oder vom Karlstadter Stadtteil Wiesenfeld aus. Die Leitung von Steinbach wäre aber mit 3,2 Millionen Euro rund eine Millionen Euro teurer als die von Wiesenfeld kommend. Nach Aufbau des zweiten Standbeins müsste auch die Halsbacher Schönrainquelle mitsamt Wasserwerk saniert werden. Kosten: gut 850.000 Euro. 

    Millionen wird es auch brauchen, um die Trinkwasserversorgung von Ruppertshütten durch ein zweites Standbein abzusichern. Denkbar sind hier Zuleitungen aus Partenstein (geschätzte Kosten: 2,75 Millionen) oder vom Gemündener Stadtteil Langenprozelten (4,45 Millionen). Ob auch eine Leitung vom Fellener Ortsteil Rengersbrunn her möglich wäre, soll noch geprüft werden. Alternative wäre der Ausbau eines zweiten Brunnens für Ruppertshütten, was aber auch rund drei Millionen kosten würde, wobei man zunächst einen tauglichen Standort finden müsste. Jede Versuchsbohrung kostet rund 150.000 Euro. 

    Wombach braucht mehr Wasser

    Die vierte große Zukunftsaufgabe, die das Gutachten auflistet, betrifft Wombach. Dort ist der aus den 1960er Jahren stammende Hochbehälter heute zu klein, da sich die Einwohnerzahl seither verdoppelt hat. Den vorhandenen Hochbehälter zu vergrößern, würde rund eine Million kosten. Alternative wäre, das Wombacher Netz mit dem Hochbehälter am Sommerberg zu kombinieren oder komplett von dort zu beschicken. Das würde zwischen 2,1 und 3,4 Millionen kosten. 

    Eine Überlegung könnte laut Stadtwerkechef Goßmann sein, zwischen Wombach und Rodenbach einen zusätzlichen Brunnen zu bauen. Man wisse, dass dort mehr Wasser vorhanden sei, als gefördert werde. Allerdings sei nicht klar, welche Auswirkungen ein zusätzlicher Brunnen auf die bereits vorhandenen hätte.  

    Zusätzlich zu den Investitionen in zweite Standbeine und die Wombacher Versorgung listet das Gutachten für die früher oder später notwendigen Sanierungen bestehender Anlagen einen Investitionsbedarf von 4,3 Millionen Euro auf. 

    2050 würden bisherige Brunnen nicht mehr reichen

    In der Sitzung wurde deutlich, dass all die Investitionen nur Zug um Zug zu stemmen sind. Unumgänglich sind sie freilich dennoch. Denn die Schüttung der Quellen werde tendenziell abnehmen, so die Gutachter. Für das Jahr 2050 sei prognostiziert, dass die heutigen Quellen weniger Wasser schütten, als in Lohr derzeit durchschnittlich verbraucht wird. 

    Bürgermeister Mario Paul sagte zu all den Erkenntnissen, dass diese vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht überraschen könnten. Man müsse „frühzeitig in die Umsetzung“ der vorgeschlagenen Maßnahmen gehen. Das Geld dafür sei für die kommenden Jahre in die Wirtschaftspläne der Stadtwerke einzuplanen. 

    Auch wenn dieses Thema in der Sitzung nicht zur Sprache kam: Da die Wasserversorgung verpflichtet ist, kostendeckend zu arbeiten, dürften die sich abzeichnenden Investitionen dazu führen, dass das kostbare Gut Trinkwasser früher oder später auch mehr kosten wird.

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