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Lohr: Kommunalwahl 2026: Mario Paul tritt für Verein „Für Lohr am besten“ an

Lohr

Kommunalwahl 2026: Mario Paul tritt für Verein „Für Lohr am besten“ an

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    Seit Mittwochabend ist Mario Paul als Kandidat für die Lohrer Bürgermeisterwahl im März nominiert. Das Bild zeigt ihn nach der Nominierungsversammlung in der Alten Turnhalle zusammen mit seiner Frau Diana.
    Seit Mittwochabend ist Mario Paul als Kandidat für die Lohrer Bürgermeisterwahl im März nominiert. Das Bild zeigt ihn nach der Nominierungsversammlung in der Alten Turnhalle zusammen mit seiner Frau Diana. Foto: Johannes Ungemach

    Die erste Hürde hat Mario Paul genommen: Seit Mittwochabend ist der Lohrer Rathauschef für eine weitere Bürgermeisterwahl nominiert – dieses Mal, anders als bei den für ihn erfolgreichen Urnengängen 2014 und 2020, aber nicht von den Grünen. Stattdessen ist es ein Verein, der den parteilosen Paul ins Rennen schicken will. Allerdings gibt es noch eine Hürde. 

    Der erst vor wenigen Tagen gegründete Verein „Für Lohr am besten“ zählt laut Paul 20 Mitglieder. Alle Mitglieder waren zu der Nominierungsversammlung in die Alte Turnhalle gekommen. Vor rund 100 weiteren Besuchern wählten sie Paul in geheimer Wahl einstimmig zu ihrem Bürgermeisterkandidaten. Paul selbst sowie Versammlungsleiterin und Moderatorin Krystyna Kuhn waren nicht stimmberechtigt.

    180 Unterschriften nötig

    Damit Pauls Name am 8. März 2026 tatsächlich auf den Stimmzetteln steht, muss eine zweite Hürde übersprungen werden: Als unabhängiger Kandidat benötigt Paul 180 Unterstützerunterschriften. Die können ab 10. Dezember im Rathaus abgegeben werden.

    Am Mittwochabend warb Paul eindringlich um diese Unterstützung. Er machte dazu deutlich, wie er Politik versteht und für welche Werte und Ziele er stehen will. In diesem Sinne dürfte schon die Saalgestaltung eine bewusst gesetzte Botschaft gewesen sein: Statt in konventioneller Reihenbestuhlung waren Stühle, Bänke und Tische im lockeren Halbrund angeordnet. 

    Paul bewegte sich den ganzen Abend inmitten dieses Halbrunds zwischen dem Publikum, auf der erhöhten Bühne stand er kein einziges Mal. Er duzte seine Zuhörer vom Start weg. In den Fernsternieschen brannten Kerzen. Im Hintergrund liefen auf der Leinwand Bilder, die Paul quer durch die Stadt radelnd zeigten, daneben der Wahlslogan: „Lohr im Herzen“. In den von Georg Fath zwischendurch vorgetragenen Liedern ging es unter anderem um Gemeinsinn und gemeinschaftliches Handeln. Kurzum: Paul will mit seiner Kampagne auf Nähe setzen, auf ein Wir-Gefühl. 

    Plädoyer für Kompromisse

    Der Besucherandrang war größer als von Pauls Team erwartet. Zu Beginn mussten zusätzliche Stühle gestellt werden. Er sei überwältigt von dieser Resonanz, sagte Paul, umso mehr, wo es sich um keine „Partei-Pflichtveranstaltung“ handle.

    Warum Paul bei der kommenden Wahl ohne Partei im Rücken auskommen will, war mehrfach Thema. Mit den Lohrer Grünen habe es „leider“ keine gemeinsame Basis mehr gegeben, sagte Paul. Über die Gründe könne er nur spekulieren, es habe nie ein klärendes Gespräch gegeben.

    Er sei der Ansicht, dass die Interessen einzelner Parteien nicht immer die gesamtgesellschaftlichen Interessen abbilden, sagte Paul. Als Beispiel nannte er den geplanten Bau der B26n quer durch den Landkreis, also jenes Thema, das mutmaßlich den Bruch mit den Grünen besiegelte. Es gebe gute Gründe gegen den Bau dieser Straße, so Paul. Um zu verhindern, dass etwa Steinbach im Fall des Baus im Verkehr ersticke, müsse man als Bürgermeister jedoch Kompromissen suchen. „Kompromisse halten uns am Ende zusammen“, so Paul. 

    Im Grunde sei er nun schon seit dreieinhalb Jahren Bürgermeister ohne Partei. „Das funktioniert, und das wird auch die nächsten sechs Jahre funktionieren“, ließ Paul Zuversicht erkennen, auch nach 2026 weiter im Amt zu sein. Im Stadtrat, so sagte er, gebe es eine große Bereitschaft, im Austausch von Argumenten Lösungen zu finden. Er sehe den Bürgermeister dabei als Moderator, nicht als jemanden, der mit einer Mehrheit „durchregiert“.

    Paul ist für das Biosphärenreservat

    Leitschnur seines Handelns sei das Gemeinwohl, sagte Paul. Es sei keine Frage, dass die Stadt das Ehrenamt ebenso wie das Jugendzentrum unterstütze. Paul bekannte sich als klarer Befürworter eines Biosphärenreservats im Spessart. Dieser Prozess müsse weitergeführt werden. Wenn er scheitere, dann nicht an Sachfragen, sondern am „fehlenden politischen Willen“. 

    Mit Blick auf das Thema Migration hob Paul das Menschenrecht auf Asyl hervor. Lohr habe in den vergangenen zehn Jahren nicht zuletzt durch die Arbeit des Helferkreises gezeigt, dass Herausforderungen zu meistern seien. Er erwähnte dabei auch den Fachkräftemangel und schilderte, dass aus einer der ersten syrischen Flüchtlingsfamilien, die vor zehn Jahren in Lohr angekommen waren, ein Auszubildender, ein Handwerksmeister und zwei Erzieherinnen hervorgegangen seien.

    Vor dem Hintergrund des Klimawandels unterstrich Paul die Bedeutung der Energiewende und von Projekten wie dem geplanten Windkraftpark in den Wäldern um Lohr, Neustadt und Rothenfels. Für ihn als Vater von vier Kindern sei nicht nur das Sichern einer lebenswerten Umwelt eine der zentralen Aufgaben auch der Stadtpolitik, sondern auch das Erhalten und Schaffen guter Angebote für die Jugend. Der Lohrer Skaterplatz etwa müsse daher umfassend saniert werden.

    Rückenwind aus Publikum

    Lohr entwickle sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen „weiter sehr positiv“, sagte Paul. Er wolle den 2014 von ihm eingeschlagenen Weg weitergehen. „Ergreift für mich Partei“, warb der nun auch wirklich parteilose Paul abschließend um Unterstützung. 

    Aus dem Publikum erhielt er nicht nur immer wieder kräftigen Applaus, sondern auch durch verschiedene Wortbeiträge Rückenwind. Auch Krystyna Kuhn, die Moderatorin des Abends, outete sich als Unterstützerin: Paul sei trotz der Zwänge der Realpolitik „ein Stück weit Idealist geblieben“. Das sei in einer Zeit, in der sich „Werte auflösen“, keine Selbstverständlichkeit.

    Mit Paul ist nun der dritte von voraussichtlich vier Kandidaten für die Lohrer Bürgermeisterwahl nominiert. Bereits gekürt waren Clemens Kracht (Grüne) und Dirk Rieb (CSU). Marc Nötscher (SPD) soll am 18. Oktober gekürt werden. 

    Mario Paul und die Nominierung durch einen Verein

    Geboren in Selb (Oberfranken) ist Mario Paul im kleinen Dorf Wildenau direkt an der tschechischen Grenze aufgewachsen. Er hat einen älteren Bruder. Nach dem Realschulsabschluss absolvierte Paul zunächst eine Ausbildung zum technischen Zeichner. Auf dem zweiten Bildungsweg erwarb er die Hochschulreife und studierte danach Physik bis zum Vordiplom und Politikwissenschaften mit anschließender Promotion. Im Anschluss war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Sozialpsychologie und Sozialtheorie der Ruhr-Universität in Bochum. 

    Seit Anfang 2012 ist Lohr Pauls Wohnsitz. Mit seiner Frau Diana hat er vier Kinder. Die Familie wohnt in Sendelbach. Als Hobbys nennt er Radfahren und Fotografieren. Dass eigens zu seiner Nominierung vor wenigen Tagen der nicht rechtsfähige Verein „Für Lohr am Besten“ gegründet wurde, erklärt Paul mit „rein praktischen Erwägungen“. Es sei darum gegangen, den Wahlablauf organisatorisch zu regeln.

    Vorsitzende des Vereins sind Pauls Ehefrau Diana und Katja Beck. Die Organisation über die Vereinsstruktur führte dazu, dass der Großteil der Anwesenden bei der Versammlung nicht an der Wahl zur Nominierung teilnehmen konnte. Es sei jedoch nicht die Absicht gewesen, auf diese Weise ein Kapern der Veranstaltung oder Gegenstimmen zu verhindern, so Paul auf Nachfrage.

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