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Burgpreppach: Butik Billa: Eine Burgpreppacher Schneiderei im Lockdown

Burgpreppach

Butik Billa: Eine Burgpreppacher Schneiderei im Lockdown

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    Für Schneidermeisterin Berit Busch ist es eine schwierige Zeit: Maßangefertigte Kleider zu nähen ist in Lockdown-Zeiten nicht möglich.
    Für Schneidermeisterin Berit Busch ist es eine schwierige Zeit: Maßangefertigte Kleider zu nähen ist in Lockdown-Zeiten nicht möglich. Foto: Günther Geiling

    Viele Branchen haben unter der Corona-Krise zu leiden. Auch das Schneiderhandwerk trifft der Lockdown hart. Es finden keine Feste statt, Hochzeiten gibt es nur im kleinsten Kreis. Der Fasching fiel ganz aus und damit auch die Bälle. Aber: "Ohne Schneider keine Kleider", heißt es auf einem Plakat, mit dem Schneidermeisterin Berit Busch auf die Bedeutung ihres Berufs hinweist. Bis vor kurzem hat sie in ihrem Laden, der "Butik Billa" in Burgpreppach, noch ausgebildet. Im Interview spricht die Schneiderin über die aktuelle Situation.

    Redaktion: Was bedeutet der Lockdown für Sie und wie ist das Jahr 2020 für Sie verlaufen?

    Berit Busch: Es kommen keine Kunden mehr, weil ich nicht einmal ihre Kleider abstecken darf und außerdem bin ich mit Kurzarbeit konfrontiert. Im ersten Lockdown bin ich mit einer Maskenproduktion für Privatleute, Autofirmen sowie ein Meinungsforschungsinstitut in Paris und andere echt gut über die Runden gekommen und habe mich über Wasser gehalten. Dies ist mit der Pflicht für FFP2 Masken nun auch vorbei.

    Haben Sie wenigstens von besonderen staatlichen Maßnahmen und Hilfen profitiert?

    Bisher bin ich durch das Raster der Förderung gefallen, hoffe aber jetzt auf die Überbrückungshilfe 3. Für meine Mitarbeiterin habe ich Kurzarbeit beantragt, aber für mich bleiben alle Unkosten und Auslagen wie Krankenversicherung oder Miete, wobei ich betonen möchte, dass mir mein Vermieter super entgegenkommt.

    Eigentlich könnte man doch als Schneiderin weiterhin arbeiten und seine neuesten Modelle präsentieren oder nicht?

    Ich darf an meinen Kunden nicht Maß nehmen und zum Beispiel nicht einmal ihre Hose abstecken. Das wurde mir auch vom Landratsamt mitgeteilt. Kunden dürften mir höchsten Sachen zur Reparatur bringen. Aber das wissen die Leute meist nicht und außerdem trauen sie sich gar nicht in den Laden herein.

    Berit Busch fertigt unter anderem Maßgeschneiderte Brautkleider - doch bei den Kunden Maß zu nehmen ist in der aktuellen Situation unmöglich.
    Berit Busch fertigt unter anderem Maßgeschneiderte Brautkleider - doch bei den Kunden Maß zu nehmen ist in der aktuellen Situation unmöglich. Foto: Günther Geiling

    Wie und was haben Sie dann produziert in den letzten Monaten?

    Ich habe auch eine kleine Geschenkabteilung für die Geburt und Babys, habe dazu Höschen, bestickte Kissen oder kleine Rucksäcke selbst gefertigt und habe Winteraccessoires ins Netz gestellt. Seit Dezember habe ich auch einen Online-Shop eingerichtet. Aber auch die Online-Bestellung geht nicht von heute auf morgen.

    Sie arbeiten nicht allein, haben eine Mitarbeiterin und bildeten bis vor einiger Zeit auch noch aus.

    Seit acht Jahren habe ich nun schon Isabell als meine Mitarbeiterin, die bei mir auch gelernt hat. Auf sie möchte ich nicht verzichten. Tatsächlich fragen in letzter Zeit verstärkt Mädchen nach einer Ausbildung, aber in dieser schwierigen Zeit mit der Ungewissheit kann ich trotz guten Willens derzeit keine Ausbildungsstelle anbieten. Ich würde mich freuen, wenn das wieder anders würde.

    Verliert man in einer solchen Situation nicht auch mal den Mut und möchte sein mühsam aufgebautes Handwerk oder seinen Job an den Nagel hängen?

    Manchmal schon, wenn es nicht läuft. Schneiderin war wirklich meine Berufung, sonst hätte ich das auch nach meiner Schulzeit nicht gelernt. Ich habe mich zur Schneidermeisterin weitergebildet und zu Hause selbständig gemacht, um auch für meine Kinder da zu sein. Später habe ich mich nach einem Ladengeschäft umgeschaut und bin hier in Burgpreppach gelandet. Nun bin ich 49 Jahre alt und muss dauernd Ideen entwickeln, damit der Laden am Laufen bleibt.

    Schneiderei und ein kleines Café: Mit der "Butik Billa" in diesem Fachwerkhaus in der Hauptstraße von Burgpreppach hat sich Berit Busch ihren eigenen Laden aufgebaut.
    Schneiderei und ein kleines Café: Mit der "Butik Billa" in diesem Fachwerkhaus in der Hauptstraße von Burgpreppach hat sich Berit Busch ihren eigenen Laden aufgebaut. Foto: Günther Geiling

    Welche Kleidungsstücke spielen in Ihrem Schneiderstudio eine besondere Rolle?

    Am liebsten ist es mir, wenn Kunden kommen, aber noch keine so richtige Vorstellung haben und sich von mir beraten lassen. Dann kann ich selbst kreativ werden. Die größte Erfüllung ist es für mich dann, wenn sie strahlend und zufrieden rausgehen. So geschah es im Herbst bei einem jungen Mann, der sich unbedingt einen grünen Hochzeitsanzug wünschte. Auch der Preis ist dann nicht viel teurer als von der Stange oder einer Boutique.

    Haben Sie schon einmal ganz besondere Kleidungsstücke gefertigt und vielleicht auch für besondere Personen?

    Talare für Geistliche, Alben oder wie vor kurzem ein Lutherrock sind natürlich besondere Aufträge. Ich habe aber auch ganze Tanzgruppen eingekleidet und arbeite auch immer wieder für die Ballettschule in Haßfurt. Natürlich sind auch Brautkleider etwas Besonderes. In jede Maßanfertigung lege ich mein ganzes Können.

    Was macht trotz der schwierigen Corona-Zeit das Schneiderhandwerk so einzigartig und was wünschen sie sich für 2021?

    Das Schneidern betreibe ich mit Herzblut und Leidenschaft. Ich gehe gern mit Stoffen um und kann hier auch meine ganze Kreativität entfalten. Das honorieren meine Kunden, die sogar von weiter herkommen und außerhalb des Lockdowns in meinem kleinen Cafe zu ihrem "Samstagsfrühstücksbüfett" verweilen. Ich wünsche mir aber nichts dringlicher, als dass die Krise bald beendet ist und wir wieder viele schöne, individuelle Kleider für unsere Kunden fertigen können.

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