Der Dippacher Friedhof hat ohne Zweifel ganz besonderes Alleinstellungsmerkmale. Es gibt ihn erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Statt Grabsteinen aus Granit und anderen Steinarten gibt es dort nur Holzkreuze. Am Kirchweihsonntag wurde nun ein Findling gesegnet, der zukünftig im Mittelpunkt von Gräbern für Sternenkinder und für anonyme Bestattungen stehen soll.
Bei Dippach, einem Ortsteil der Stadt Eltmann, geht man von einer sehr alten Siedlung aus. Der älteste Beleg des Ortsnamens stammt jedoch erst aus dem Jahre 1303 mit Diepach und Dyebach. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde lediglich von etwa zehn Personen berichtete, die in dem Ort wohnten, und nach Ende des Dreißigjährigen Krieges soll es nur noch dreieinhalbbewohnte Häuser gegeben haben. Erst im Jahre 1819 war die Einwohnerzahl bei 152. So gab es auch eine Schule, die bis 1840 mit Eschenbach und Weisbrunn zu einem Schulsprengel vereinigt war.
Kirche und Friedhof gab es jedoch noch nicht. Der Plan, ein eigenes Gotteshaus in Dippach zu errichten, lässt sich bis in das Jahr 1840 zurückverfolgen und ist auch der Stadtchronik von Eltmann zu entnehmen. "Im Jahre 1840-44 wurden durch Herrn Kaplan Glotz von Eltmann Sammlungen (als Grundlage zum Kirchenbauvermögen) vorgenommen. Dieses Geld hatte der Lehrer Hornes verwaltet, ist aber im Jahre 1853, da derselbe nach Amerika auswanderte, verschwunden." Man musste dann bis 1896 warten, als die Filialkirche Hl. Kreuz dann feierlich eingeweiht wurde. Die Toten wurden aber weiter in Eltmann beerdigt.
Erst im Jahre 1927 wurde in Dippach der erste eigene Friedhof ausgewiesen, weil ein Bürger eine Grundstücksfläche zur Verfügung stellte. In einer besonderen Friedhofsordnung wurde dabei festgeschrieben, dass keine Grabsteine auf die Gräber kommen dürften, sondern kunstvolle Holzkreuze die Gräber schmücken sollen. Und dies wird bis heute so eingehalten.
Angeblich hatten sich die Einwohner von Dippach darauf geeinigt, dass hier bei den Gräbern nichts Pompöses verwendet werden soll oder Unterschiede von arm und reich sichtbar werden. Schließlich mache der Tod alle gleich, und diese Atmosphäre der Gleichheit und Einheitlichkeit drückt auch das Bild dieses Friedhofes aus.
Bei der traditionellen Andacht am Kirchweihsonntag wurde nun unmittelbar vor der Aussegnungshalle ein Findling von Pfarrer Bill-Augustin Mikambu Lotundo gesegnet, der im Grünen wie ein "Friedbaum" stehen soll. Um ihn herum sollen Sternenkinder ihre Ruhestätte finden können, Urnenbestattungen oder anonyme Beerdigungen sind dort ebenfalls möglich.
Fast zwei Tonnen Gewicht
Der heimische Steingestalter und Steinmetzmeister Matthias Graser beschrieb den Weg dieses Findlings, eines einzeln liegenden großen Steines, der möglicherweise durch Gletscher transportiert und abgelegt wurde, wo er gefunden wurde. Er sei senkrecht in den Boden eingewachsen gewesen. Den "kleinen Koloss" mit fast zwei Tonnen Gewicht habe man dann mit Hilfe eines Staplers von Zimmerermeister Helmut Bauerschmitt zur Bearbeitung aufgestellt. Nach getaner Steinmetzarbeit hatte Stefan Klarmann mit seinem Traktor alle Mühe, um das neue "Denkmal" an seine Stelle im Friedhof zu bringen.
Matthias Graser gab seiner Freude Ausdruck, dass er damit für seine Heimatgemeinde etwas Schönes schaffen konnte. Der Findling sei genau der richtige Stein für diesen natürlichen Friedhof und habe damit seinen besonderen Platz gefunden. Der Stein sei nicht von einer Figur geprägt, sondern lasse mit seinen Ornamenten viele Deutungen zu.
Die große behandelte Fläche soll hier auf die "Sternenkinder" hinweisen und auch den Sternenhimmel, meinte Matthias Graser. Nur mit einem solchen Naturstein ließen sich solche faszinierenden Formen und individuelle Ideen umsetzen. So könne man auch ein Wahrzeichen in Form eines Fischreihers oder Graureihers entdecken, zumal die Kultur auch die heutige Zeit abbilden sollte. Die Ortsbürger könnten ihn deswegen vielleicht auch als ihren "Dippacher Friedhofs-Wächter" ansehen.
Bürgermeister Michael Ziegler dankte Steinmetzmeister für sein Werk, das gut in den Dippacher Friedhof passe. Es zeige auch, wie sich die Kultur immer wieder verändere. Noch vor 20 Jahren hätten die wenigsten an die Bestattung in einem Friedwald gedacht und sich vorstellen können, dass die Bestattungskultur sich solch einem Wandel unterziehe.
