An vieles habe sie sich gewöhnt, sagt Anita Clemens aus Margetshöchheim: an das Plexiglas, an die Plastikhandschuhe, das Desinfektionsmittel und die Maske, die sie mehrere lang Stunden während der Arbeit täglich trägt. Sie arbeitet als Kassiererin im Trabold-Einkaufsmarkt in Zellingen (Lkr. Main-Spessart) - und hat vor allem mit der Maskenpflicht viele Erfahrungen gemacht.
Die Kunden, die ohne Maske in den Laden kommen, seien meist einfach unaufmerksam: "Entweder sie vergessen die Maske oder sie haben sie irgendwo hier unten sitzen", sagt Anita Clemens und deutet mit ihrer Hand unter die Nase. Sie weise den Kunden dann freundlich, aber bestimmt auf sein Versäumnis hin: "Die meisten machen schon mit. Viele haben die Maske ja in der Tasche und ziehen sie sofort raus."
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Mit den Arbeitskollegen im Supermarkt enger zusammengerückt
Anfangs sei sie unsicher gewesen, ob sie die Maske nicht doch beeinträchtigen würde, berichtet die Margetshöchheimerin. Doch ihre Tochter, die als Krankenschwester in einer Würzburger Klinik arbeitet, habe mit ihr darüber gesprochen, dass sie das nicht befürchten müsse. Inzwischen habe sie rund 20 selbst genähte Alltagsmasken zu Hause, und es sollen noch ein paar mehr werden.
Anita Clemens ärgert sich, wenn Kunden im Supermarkt nicht auf ihren Abstand zu anderen achten, vor allem wenn sie bei ihr an der Kasse anstehen. Sie lasse den nächsten Kunden erst dann seine Ware auflegen, wenn der vorherige bezahlt habe: "Manchmal bekomme ich dafür böse Kommentare, wenn es jemandem nicht schnell genug geht."
Ihre Arbeit sei anstregender geworden, sagt sie. Doch die Arbeitskollegen seien dadurch enger zusammengerückt. Sie müsse jetzt mehr reden, hinweisen und erklären, doch ihr gefalle an ihrer Arbeit gerade auch der Kontakt zu anderen Menschen.
Menschen sind beim Einkaufen derzeit gestresster als im Sommer
Hamsterkäufe beobachtet die Supermarkt-Mitarbeiterin derzeit eher selten, so dass es bei haushaltsüblichen Einkäufen keine Mengenbeschränkungen mehr gebe. In der Vorweihnachtszeit liefen aber schon mal ein paar Packungen mehr über das Kassenband: "Bei zehn Tüten Mehl und Zucker frage ich mich schon: Was backen die denn alles?"
Sie selbst komme wohl nicht zur Weihnachtsbäckerei. Auch zu ihren Eltern, die in Oberbayern am Tegernsee leben, könne sie in diesem Jahr nicht fahren, bedauert Anita Clemens: "Aber die Situation ist halt momentan so. Wenn wir die Pandemie wieder einigermaßen im Griff haben, dann geht es auch wieder aufwärts."

Was sie im Moment feststellt: Dass die Menschen beim Einkaufen gestresster seien als im Sommer. In den nächsten Wochen, je näher die Weihnachtstage rücken, werde das wohl noch zunehmen. Ihr Wunsch deshalb: "Die Menschen sollten freundlich zueinander sein, etwas mehr lächeln und immer daran denken, dass sie gesund sind und es ihnen gut geht."
Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr stellten wir Menschen vor, die während der Ausgangsbeschränkungen das öffentliche Leben aufrecht erhielten. Ein halbes Jahr später haben wir die Helden des Alltags erneut getroffen und gefragt: Wie ist es ihnen seitdem in der Corona-Krise ergangen? Mit dieser Folge endet unsere kleine Serie. Alle erschienenen Beiträge können Sie nachlesen unter www.mainpost.de/dossier/alltagshelden