Die Anwohner aus dem Heckenweg und dem Heidelbergblick in Mellrichstadt wollen, dass Autofahrer im Neubaugebiet am Hainberg auf die Bremse treten. Bei der jüngsten Stadtratssitzung lag ein Antrag der Bewohner vor, dass die schlecht einsehbare 90-Grad-Kurve im Heckenweg entschärft werden soll. Das könne nach Sicht der Anlieger durch eine Beschränkung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 und das Anbringen von Verkehrsspiegeln erreicht werden.
Die betroffenen Anwohner appellieren in ihrem Antrag an die Fürsorgepflicht der Stadt. Dazu wurde auch eine Unterschriftenliste von den Befürwortern der Maßnahme in der Verwaltung eingereicht.
Stadt überprüfte die Lage vor Ort mit Geschwindigkeitsmesstafeln
Bürgermeister Michael Kraus schilderte den Stadtratsmitgliedern in dem Zusammenhang das Anliegen einer Anwohnerin, die ihre beiden Kinder täglich mit dem Fahrrad zum Kindergarten bringt. Sie wünscht sich explizit mehr Sicherheit in dem unübersichtlichen Kurvenbereich. Da in der Straße auch Autos parken, werde die Übersichtlichkeit der Kurve nach Ansicht der Mutter noch mehr beeinträchtigt, trug Kraus vor.
Die Stadt hat im Zuge des Antrags reagiert und in den vergangenen Wochen mit mobilen Tafeln die Geschwindigkeit der Autofahrer im Kurvenbereich des Heckenwegs gemessen. Im Neubaugebiet ist Tempo 50 erlaubt. In der Zeit vom 6. bis 18. Dezember 2023 wurden 762 Fahrzeuge registriert, die vom Heckenweg bergab in Richtung Ignaz-Reder-Straße fuhren. Fünf Verkehrsteilnehmer waren schneller als erlaubt unterwegs, der Spitzenreiter wurde mit 62 Stundenkilometern gemessen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag in den zwölf Tagen der Messung bei 33 km/h.
Im Schnitt waren Autofahrer mit 36 Stundenkilometern unterwegs
Bei einer zweiten Aufzeichnung vom 11. bis 17. Januar 2024 wurde der Verkehr aus der anderen Fahrtrichtung, sprich bergaufwärts, erfasst. Bei den 319 Fahrzeugen, die in diesem Zeitraum im Heckenweg unterwegs waren, wurden 15 Geschwindigkeitsüberschreitungen unter 60 km/h festgestellt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei Tempo 36.
Bürgermeister Michael Kraus verwies darauf, dass laut Straßenverkehrsordnung nur dort die innerorts zulässige Geschwindigkeit reduziert werden könne, wo eine besondere Gefahrenlage vorliegt, etwa im Bereich eines Kindergartens. Dies sei in genanntem Fall nicht gegeben.
Die Installation eines Verkehrsspiegels in der Kurve sieht die Polizei kritisch. Insbesondere spiele der Blickwinkel, mit dem in den Spiegel gesehen wird, eine wichtige Rolle, um eine vernünftige Sicht zu erhalten. Zudem liege die Erkenntnis vor, dass sich Verkehrsteilnehmer sehr häufig auf Spiegel verlassen und die allgemeine Achtsamkeit dabei vernachlässigen, hieß es dazu vonseiten der Polizei.
Stadtrat lehnt Geschwindigkeitsbeschränkung ab
Und wie bewerteten die Bürgervertreter das Anliegen? Sie lehnten sowohl den Antrag auf das Anbringen vom Verkehrsspiegeln als auch die Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 bei einer Gegenstimme ab.
Nicole Seemann und Benjamin Schultheis wiesen beide darauf hin, dass die Anlieger, die Tempo 30 im Heckenweg fordern, schließlich diejenigen sind, die die Straße hauptsächlich nutzen. "Sie müssen sich nur an die von Ihnen selbst gewünschte Geschwindigkeit halten." Benjamin Schultheis fügte an: "Wenn hier schon durchschnittlich 33 Stundenkilometer gefahren werden, macht ein Verkehrsschild meiner Meinung nach wenig Sinn." Nicole Seemann verwies darauf, dass vor Jahren schon einmal Tempo 30 für den ganzen Hainberg diskutiert, aber letztlich auch nicht befürwortet wurde.
Stadt will keinen Präzedenzfall schaffen
Horst Ullmann merkte in der Diskussion an, dass Autos, die im Wohngebiet an der Straße parken, den Verkehr in dem Bereich auch einbremsen. Parken auf dem Gehweg sei ohnehin nicht erlaubt. Bürgermeister Michael Kraus wies zudem darauf hin, dass man, wenn die Stadtratsmitglieder dem Antrag auf Tempo 30 im Heckenweg zustimmen, einen Präzedenzfall schaffen würde, der möglicherweise Begehrlichkeiten bei anderen Anwohnern im Stadtgebiet wecken könnte.
Michael Mühlfeld führte letztlich an, dass auch er kein Freund von einer Geschwindigkeitsbegrenzung sei. Er könnte sich aber vorstellen, ein Kinderhinweisschild "Freiwillig Tempo 30" im Kurvenbereich aufzustellen.