Der in seinem Amt bestätigte Fraktionsvorsitzende der CSU, Arnulf Koch, hatte bereits im Vorfeld der konstituierenden Sitzung des Gerolzhöfer Stadtrats in seinem privaten Internet-Blog geschrieben: "Menschlich wird diese Stadtratssitzung die schwierigste: Eigentlich arbeiten alle Fraktionen gut zusammen. Doch das Verteilen der Referate hat jeweils vor sechs Jahren, vor zwölf Jahren, vor 18 Jahren zu Spannungen geführt. Die einen haben sich zusammengefunden, die anderen waren beleidigt, haben sich sechs Jahre später erinnert und es die anderen bei ihrer Retourkutsche spüren lassen." Es sei nun an der Zeit, so Koch, "diesen Teufelskreis" zu durchbrechen, um Spannungen, Verletzungen und den Vorwurf der Klüngelei zu vermeiden.
Beobachter der Sitzung, die am Montagabend aufgrund der Corona-Vorsichtsmaßnahmen in der für Großveranstaltungen weiterhin gesperrten Stadthalle stattfand, können bestätigen, dass der Wunsch Kochs sich erfüllt hat. Im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten, als sich manche Fraktionen sogar einstweilige Verfügungen um die Ohren hauten, nahm der neue Stadtrat unaufgeregt und getragen von großer Einmütigkeit seine Arbeit auf. In mehreren Gesprächen in den Tagen vor der ersten Sitzung hatten die Fraktionen die wichtigsten Personalfragen bereits geklärt. Die Abstimmungen am Montagabend waren dann nur noch Formsache. Lediglich bei der Frage, ob die Stadt auch künftig einen Dritten Bürgermeister braucht, gab es Meinungsverschiedenheiten.
Feierliche Vereidigung
Zu Beginn der Sitzung wurden die neuen Ratsmitglieder Stefanie Döpfner, Norbert Finster, Benedikt Friedrich, Guido Herbig, Kerstin Krammer-Kneißl, Gisela Schwab und Martin Zink vereidigt. Alle wählten den religiösen Zusatz "so wahr mir Gott helfe". Wegen der Corona-Abstandsregeln blieben die neuen Mitglieder des Gremiums zum Schwur an ihren Tischen stehen. Danach durfte sich der komplette Stadtrat - jeweils einzeln, mit Maske und mit Abstand - in das Goldene Buch der Stadt eintragen.
Bürgermeister Thorsten Wozniak, der für den festlichen Anlass die Amtskette angelegt hatte, sagte, der Stadtrat sei wichtiges Bindeglied zwischen Politik und Gesellschaft. Mit der Corona-Krise sei eine neue erhebliche Herausforderung auf die Stadt zugekommen, "die uns noch lange begleiten wird". Die Pandemie habe den Fahrplan der Stadt angesichts einbrechender Steuereinnahmen massiv geändert. "Wenn wir aber den Weg der Gemeinsamkeit suchen, dann werden wir die Herausforderung meistern."
Servatius wurde bestätigt
Der bisherige zweite Bürgermeister Erich Servatius (SPD) wurde in seinem Amt wiedergewählt. Die Nominierung kam von Bürgermeister Wozniak selbst. Servatius habe bei der Stadtratswahl mit über 4000 Stimmen ein "unfassbares Ergebnis" erzielt, sagte Wozniak bei der Nominierung. Außerdem habe er sich in den vergangenen sechs Jahren "bedingungslos und blind" auf seinen zweiten Bürgermeister verlassen können, betonte der Bürgermeister. Es gab keine weiteren Kandidaten. Servatius erhielt bei der schriftlichen Abstimmung 20 Stimmen, eine Stimme entfiel auf Burkhard Wächter (CSU).
Eine längere Diskussion gab es bei der Frage, ob es auch in Zukunft einen dritten Bürgermeister geben soll. In den vergangenen Jahren hatte Markus Reuß (CSU) dieses Amt inne. Bürgermeister Wozniak warb nachdrücklich für ein Beibehalten eines dritten Bürgermeisters und sprach von einer Erfolgsgeschichte. "Wir waren ein starkes Trio." Nicht selten sei man zeitgleich zu dritt bei verschiedenen Veranstaltungen im Einsatz gewesen. Wenn es drei Bürgermeister gebe, dann habe man den "Luxus", so Wozniak, beispielsweise bei Gratulationen den Jubilaren oder den Vereinen auch mal "Zeit zu schenken", statt gleich weiter zum nächsten Termin zu hetzen.
Sparen statt Luxus
Thomas Vizl (Geo-net) sagte, man habe bereits 2014 keine Notwendigkeit für einen dritten Bürgermeister gesehen. An dieser Auffassung habe sich nichts geändert. Günter Iff wies im Namen der Freien Wähler darauf hin, dass statt "Luxus" jetzt Sparen zwingend angeraten sei. Statt eines dritten Bürgermeisters könne man ja auch im Bedarfsfall den einen oder anderen Stadtrat für Gratulationen oder Repräsentationen einsetzen. Iff betonte aber, dass man keineswegs die Arbeit von Markus Reuß schmälern wolle.
Arnulf Koch (CSU) argumentierte, es gehe hier um Wertschätzung. "Es ist nun mal ein anderes, wichtiges Signal, wenn ein Bürgermeister zum Gratulieren kommt, als wenn nur ein Stadtrat auftaucht." Im übrigen würde eine einzige Stadtratssitzung mehr Kosten verursachen als das Jahressalär des 3. Bürgermeisters betrage. Für die SPD betonte Erich Servatius, das Amt des dritten Bürgermeisters nehme auch Termindruck vom zweiten Bürgermeister. Und es habe einfach eine "höhere Wertigkeit", wenn ein Bürgermeister statt eines Stadtrats zu Besuch kommt.
Reuß gegen Zink
Die Grundsatzabstimmung, ob es wieder einen "Dritten" geben soll, endete mit zwölf zu neun Stimmen. Für das Beibehalten des Postens stimmten Bürgermeister Wozniak und die Fraktionen von CSU und SPD, dagegen waren die Fraktionen von Freie Wähler und Geo-net.
Für die Wahl des dritten Bürgermeisters nominierte Erich Servatius anschließend den bisherigen Amtsinhaber Markus Reuß. Günter Iff betonte, wenn es schon einen dritten Bürgermeister geben soll, dann gebühre dieser Posten der zweitstärksten Fraktion im Stadtrat, sprich den Freien Wählern. Iff nominierte Hubert Zink, der bei der Stadtratswahl ein sehr gutes Ergebnis erzielt habe.
Bei der schriftlichen geheimen Abstimmung kam Markus Reuß auf zwölf Stimmen, Hubert Zink bekam acht Stimmen. Eine Stimme entfiel auf Johannes Roth (Freie Wähler). Damit bleibt es dabei, dass die Stadt Gerolzhofen auch weiterhin vom Dreigestirn Wozniak-Servatius-Reuß geführt wird.