Trotz zuletzt rasant steigender Baukosten und anziehender Zinsen für Immobiliendarlehen: Der Traum vom Eigenheim bleibt für viele ungebrochen attraktiv, vor allem in den ländlich geprägten Regionen. "Die Nachfrage nach Bauplätzen ist seit circa fünf Jahren enorm hoch", berichtet etwa Kolitzheims Bürgermeister Horst Herbert. Die Nachfrage übersteige das Angebot an Bauplätzen "bei weitem". Diese Erfahrung teilt Herbert mit Amtskollegen.

Ein aktuelles Beispiel: In Frankenwinheim sind die 13 Bauplätze, die in dem noch nicht einmal erschlossenen künftigen Baugebiet entstehen werden, bereits heute mehrfach überzeichnet, sagt Bürgermeister Herbert Fröhlich mit Blick auf die lange Warteliste.
Gemeinde ist hin und hergerissen
Der Kolitzheimer Bürgermeister Herbert beschreibt den Spagat, den seine Gemeinde – wie die meisten anderen Gemeinden im Umland – bestmöglich meistern möchte: Einerseits bemühe man sich nach Kräften, die Innenorte zu entwickeln, um deren Verödung zu verhindern und Leerstände oder Baulücken mit neuem Leben zu füllen. Gleichzeitig komme man als Gemeinde nicht umhin, an den Ortsrändern dennoch Neubaugebiete auszuweisen. "Denn eine Gegenmaßnahme zur Überalterung ist die Ansiedlung junger Familien", schildert Bürgermeister Herbert; und die bevorzugen oft eine Parzelle im Neubaugebiet. "Vor allem wollen wir unserer eigenen Dorfjugend die Möglichkeit geben, in ihrer Heimatgemeinde zu bleiben."
Darauf zielten auch die Kriterien, nach denen die Gemeinde Kolitzheim Bauplätze verkauft. Hier nimmt die Gemeinde Kolitzheim eine Vorreiterrolle ein, denn kaum eine Kommune im Raum Gerolzhofen vergibt Bauplätze nach festgeschriebene Kriterien, auch wenn manche gerade dabei sind, einen solchen Kriterienkatalog zu erarbeiten. Auch vermarktet Kolitzheim die verfügbaren gemeindeeigenen Bauplätze nicht "alle auf einmal", sondern betreibt "eine gewisse Bevorratungspolitik" erklärt der Bürgermeister.
Übersicht der Lage in den Kommunen
Um sich einen Überblick über die Bauplatz-Situation im Bereich Gerolzhofen und innerhalb der Großgemeinde Kolitzheim zu verschaffen, hat diese Redaktion sich bei der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Gerolzhofen und bei der Verwaltung der Großgemeinde Kolitzheim erkundigt, wo aktuell noch Bauplätze verfügbar sind, zu welchen Konditionen diese verkauft werden und wie die Planung weiterer Baugebiete ausschaut:
- Gerolzhofen: Die Stadt erschließt gerade das Baugebiet "Am Nützelbach 2", was – nach mehrfachen Verzögerungen – laut der VG bis zum Beginn der Sommerferien 2022 abgeschlossen sein soll. Dort entstehen fünf Grundstücke für Mehrfamilienhäuser (maximal neun Wohneinheiten), neun für Reihenhäuser und 27 für Einfamilienhäuser (maximal zwei Wohneinheiten). Neun dieser Grundstücke sind laut Veröffentlichung auf der Webseite der VG (Stand: 8. April) noch nicht verkauft. Es gebe jedoch zahlreiche Reservierungen und weitere Anfrage. Es besteht die Pflicht, die Grundstücke innerhalb von 18 Monaten zu bebauen – gerechnet ab dem Kaufdatum bzw. für diejenigen, die bereits ein Grundstück gekauft haben, nach Abschluss der Baugebietserschließung, also wohl ab 1. August 2022.
Die angebotenen Grundstücke kosten erschlossen je nach Kategorie 145, 160 oder 175 Euro pro Quadratmeter.
Besonderheit: Alle Wohnhäuser müssen mindestens den KFW-55-Standard als Energieeffizienzhaus erfüllen. Die Stadt Gerolzhofen hat zudem eine nachhaltige Wärmeversorgung von mindestens 20 Bauplätzen mit einer Kaltwärmeversorgung beschlossen. Einige Grundstücke werden daran verpflichtend angeschlossen, andere können in Absprache ebenfalls angeschlossen werden.
Für das geplante Baugebiet "Am Nützelbach 3" (der Bebauungsplan ist in Ausarbeitung, es werden wohl mindestens 30 Bauplätze entstehen) und weitere Bauplätze, etwa auf aufgelassenen Spielplätzen im Stadtgebiet, möchte der Stadtrat laut Bürgermeister Thorsten Wozniak einen Kriterienkatalog zur Bauplatzvergabe entwickeln. - Dingolshausen: Derzeit hat die Gemeinde keine Bauplätze verfügbar. Doch die Gemeinde lässt ein Baugebiet "Mönchstockheimer Weg IV" planen. Dieses soll, wenn sich der Wunsch von Bürgermeisterin Nicole Weissenseel-Brendler erfüllt, ab kommendem Jahr erschlossen werden. Im Ortsteil Bischwind werden keine Bauplätze geplant.
- Donnersdorf: Auch hier herrscht Fehlanzeige, was verfügbare Bauplätze anbelangt. Doch laut Bürgermeister Klaus Schenk ist geplant, für den Ortsteil Pusselsheim im Jahr 2024 einen Bebauungsplan für zusätzliches Bauland zu erstellen.
- Frankenwinheim: Aktuell gibt es keine Bauplätze, doch mit dem beschlossenen Bebauungsplan für das Baugebiet "Schlossgarten III" werden 13 Bauplätze entstehen, berichtet Bürgermeister Herbert Fröhlich. Doch es braucht sich niemand freuen, der noch einen Bauplatz sucht: Alle diese Bauplätze, die ja noch nicht einmal erschlossen sind, sind bereits vergeben.
- Lülsfeld: In den Gemeindeteilen Lülsfeld und Schallfeld sind jeweils zwei Bauplätze frei – jedoch bereits reserviert. Die Gemeinde stellt in beiden Orten neue Bebauungspläne auf, um laut Bürgermeister Thomas Heinrichs zusammengerechnet etwa 15 Bauplätze zu schaffen. Ein Teil von diesen könnten wohl ab dem Jahr 2025 bebaut werden – wenn alles wie geplant läuft.
- Michelau: Die Gemeinde hat nicht nur keine freien Bauplätze mehr, sondern auch keinen entsprechenden Flächennutzungsplan, der noch bestimmte Areale für eine Wohnbebauung ausweist. Dies soll sich ändern, so Bürgermeister Michael Wolf. Bestenfalls 2024/25, schätzt er vorsichtig, könnte es wieder ein paar Bauplätze geben, bevorzugtes Ziel bleibe es jedoch, die Innenorte zu entwickeln.
- Oberschwarzach: Erschlossene Bauplätze fehlen in der Marktgemeinde, allerdings werden am Burgweg in Oberschwarzach gerade sechs Bauplätze erschlossen, die voraussichtlich ab Anfang/Mitte 2023 bebaubar sind. Wie viel diese kosten werden, sei noch unklar, sagt Bürgermeister Manfred Schötz. Die Gemeinde müsse die Erschließungskosten umlegen, werde jedoch selbst nichts am Bauplatzverkauf verdienen. Er berichtet auch von weiteren Überlegungen zu Neubaugebieten in anderen Ortsteilen, aber ohne zum jetzigen Zeitpunkt Details zu nennen.
- Sulzheim: Verfügbare Bauplätze fehlen, deshalb möchte die Gemeinde in den Ortsteilen Alitzheim und Vögnitz Baugebiete planen. Dies ist laut Bürgermeister Jürgen Schwab aber noch Zukunftsmusik und frühestens im kommenden Jahr spruchreif.
- Kolitzheim: Im Ortsteil Unterspiesheim hat die Gemeinde 20 und in Herlheim sechs Bauplätze in der Hinterhand, die derzeit jedoch nicht angeboten werden, wie Bürgermeister Horst Herbert berichtet. In Kolitzheim und Lindach werden Bauplätze erschlossen, die voraussichtlich ab diesem Herbst vermarktet werden. In den restlichen Gemeindeteilen gibt es keine gemeindlichen Bauplätze mehr. Vorhandene private Bauplätze möchten deren Besitzer laut Bürgermeister derzeit nicht verkaufen.
Die Gemeinde veräußert Bauplätze nur unter der Bedingung, dass der Bauherr den Rohbau innerhalb von maximal drei Jahren nach Abschluss des Kaufvertrags errichtet hat.
Die Grundstückspreise liegen zwischen 110 und 150 Euro pro erschlossenen Quadratmeter.
Die Gemeinde plant Baugebiete in Zeilitzheim ("Am Schweinfurter Tor II" mit zehn Bauplätzen) und Gernach, wo noch keine konkrete Planung vorliegt.