Wer unternimmt, was seit Corona immer mehr Schweinfurter tun, und sich auf in die Natur in und rund um die Stadt macht, der sieht, dass allenthalben Blüh- und Streuobstwiesen angelegt, dass im Wald der naturnahe Unterbau mit Jungbäumen wachsen darf und Schilder, die Rücksicht auf die Vogel-, Tier- und Pflanzenwelt einfordern, aus dem Boden schießen. Genauso zeigen sich die Folgen des Klimawandels. Erst mit dem Aussterben der Baumart scheint das Absterben der Fichten zu enden. Sinkende Grundwasserspiegel lassen die Bäche vertrocknen. Trockenheit und Hitze hatten auch in diesem Sommer die Böden aufgerissen.
Besuch aus Berlin im Wald
Prominenten Besuch bekam am 15. Oktober der Gemeindewald Wasserlosen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erfuhr dort, dass der Wald als stärkste Waffe im Kampf gegen die Klimaerwärmung kränkelt. Die Experten erklärten, dass die Geschwindigkeit bei den erwarteten Schäden in Fichten- und Kieferbeständen überrasche und die Entwicklung bei den hier seit Jahrtausenden wachsenden Laubhölzern besorgniserregend sei.

Gezeigt wurden der Ministerin vertrocknete Buchen, die noch vor wenigen Jahren als Hoffnungsschimmer galten, und der von der Rußrindenkrankheit fast ausgelöschte Bergahorn. Stephan Thierfelder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten räumte ein, dass auf den ersten Blick der Wald einen ganz normalen Eindruck hinterlasse. Tatsächlich hätten jedoch sieben von zehn Hauptbaumarten Vitalitätsprobleme.

Der Baum des Klimawandels ist noch nicht gefunden
Gestritten wurde unentwegt über die Verkehrspolitik – über den Ausbau der Radwege, der in der Stadt nicht vorankomme, über die Reaktivierung der Steigerwaldbahn oder etwa über die vierspurige B 286 zwischen Schweinfurt und Schwebheim. In Januar verpflichtete sich der Stadtrat, beim Neubau von städtischen Gebäuden stets auch die bestmögliche energetische Alternative zu begutachten. Als Erfolg wurde das vor eineinhalb Jahren eingeführte Carsharing (drei Autos an drei Standorten) gefeiert. Schweinfurts Gärtner setzten bei den Stadtbäumen auf einen möglichst bunten Sortenmix, denn der Baum des Klimawandels sei noch nicht gefunden.

Während im Februar die Stadtrandgemeinde Dittelbrunn verkündete, dass man in zehn Jahren 10 000 Bäume pflanzen wolle, sorgte die Fällung der altersschwachen Schwarzpappel am Spitalseebunker für Kritik. Orkan Sabine verschonte Schweinfurt weitgehend, und in Sachen Umwelt punktete das Rathaus mit seinen Plänen für die Bebauung Kessler Field: klimaneutral mit 230 Wohneinheiten auf zwölf Hektar. Im März machte nicht nur, aber insbesondere Bergrheinfeld gegen Suedlink mobil, und der Forst stritt mit Umweltschützern über den Einsatz von Mimic bei der Schwammspinnerbekämpfung aus der Luft.

Ansturm auf Naherholungsgebiete
Im April wehrten sich die Jäger gegen den Vorwurf, nicht genügend Rehe zu schießen. Im Mai konnten die Schweinfurter endlich wieder den Wildpark und auch den Baumwipfelpfad bei Ebrach besuchen. Gerichtet war der Jägerpfad zur Bismarckhöhe auf der Mainleite. Dort wie auch in vielen Naturschutz- und Vogelschutzgebieten sorgte der Ansturm von Erholungssuchenden für Probleme.

Eine Auswertung von Luftbildern ergab im Juni, dass Schweinfurt ähnlich viele Bäume wie Einwohner hat: über 50 000. Dauerthema war die Landesgartenschau, für die sich im Stadtrat immer eine Mehrheit fand. Weil etwa der Rhön-Maintal-Gruppe Engpässe beim Trinkwasser drohen, bauen die Stadtwerke eine 26 Kilometer lange Wasserleitung von den Brunnen in der Wehr nach Wonfurt. Im Herbst sorgten die für 2021 angekündigte Leerung des Ellertshäuser Sees und das Verbot von Kies und Schotter bei der Gestaltung von Vorgärten für Schlagzeilen.




