Warum beschäftigt sich die Fränkischen Weinwirtschafts- und Weinbautage einen ganzen Tag lang mit Rot- und Roséwein? Steht doch Franken wie kaum eine andere Region für den Weißwein. Und der liege auch voll im Trend, so Prof. Simone Loose von der Hochschule Geisenheim bei den Weinwirtschaftstagen. Wenn es draußen wärmer werde, wollten die Leute eher etwas kühles, frisches trinken und schon gar keine Alkoholbombe.

Aber in ihrer Geisenheimer Absatzanalyse könne sie auch eine Zunahme der Attraktivität von Roséweinen belegen, so Loose. Matthias Mend von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) ergänzt, dass Rot- und Roséweine angesichts des Klimawandels durchaus eine Alternative zu den pilzresistenten Rebsorten (Piwis) sein könnten, weil sie eine größere Hitzetoleranz hätten. Darum sollten auch fränkische Winzer sich mit dem Rotwein beschäftigen, um auch hier international bestehen zu können. Frankens Chef-Oenologe Hermann Mengler sieht im Roséwein für Franken die Chance auf eine rosige Zukunft.
Franken ist die Weißweinregion in Deutschland
Mit 84 Prozent Weißwein, zehn Prozent Rot- und sechs Prozent Roséwein sei Franken das deutsche Anbaugebiet mit dem höchsten Weißweinanteil, so Simone Loose. Bundesweit sei der Rotweinanteil in den vergangenen beiden Jahren von 19 auf 17 Prozent leicht gesunken. Stabil hingegen sei der Roséwein, der bei den Absatzzahlen 2022 auch in Franken am stärksten zulegen konnte. Allerdings seien die Erlöse beim Rosé im Schnitt am geringsten, weil es hier kaum hochpreisige Produkte gebe. Spitzenreiter beim Erlös sei der Rotwein. Wobei in Franken mit seinen hochqualitativen Weißweinen im Schnitt beim Erlös der Weißwein mit dem Rotwein fast gleichauf liege.
Hermann Mengler von der Weinberatung des Bezirks Unterfranken nennt den Rosé das "verkannte dritte Rad am Wagen zwischen Weiß- und Rotwein". Das sollten die fränkischen Winzer ändern und ihre Zukunft "in einem rosigen Licht sehen". Denn Rosa vermittle ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit und stehe für Jugend und Schönheit. Und Wein sei nun mal in erster Linie ein emotionales Produkt.
Roséweine liegen im Trend
Aber auch nüchterne Zahlen sprechen für den Rosé. Weltweit würden zehn Prozent der gesamten Weinproduktion als Roséwein produziert. Davon kämen 31 Prozent aus Frankreich, aber nur vier Prozent aus Deutschland. Beim Absatz in Deutschland habe sich der Rosé allerdings inzwischen 13 Prozent am Gesamtumsatz gesichert - Tendenz steigend. Über die Hälfte der Roséweine weltweit würden trocken ausgebaut, das komme der fränkischen Weinbautradition sehr entgegen.

Immer mehr fränkische Winzer hätten dies auch schon erkannt, so Mengler. Denn bei der fränkischen Qualitätsweinprüfung, deren Geschäftsführer Mengler ist, sei von 2018 bis 2022 die Anzahl der eingereichten Roséweine um 25 Prozent gestiegen. Mengler fordert eine Strategie für Rosé, Rotling, Weißherbst oder Blanc-de-Noir-Weine. Fast alle der Rotweinsorten in Franken würden sich für einen Rosé eignen, wenn man schon im Weinberg und erst recht bei der Lese die Trauben entsprechend behandeln würde. Beim Rosé sollten helle zartrosa Farben dominieren, die für hohe Wertigkeit stünden.

Profil für Rot- und Roséweine gesucht
Roséweine seien eine Chance für Franken. Mit seinen 17,7 Prozent Rotwein-Anbaufläche gebe es ein gutes Potential für hochwertige und erfolgreiche Roséweine. Vielleicht schafft dann ja der Rosé, was der Rotwein in Franken laut Matthias Mend nicht geschafft habe: Ein ordentliches Profil zu entwickeln. „Dass dies bislang nicht gelang, liegt wohl auch daran, dass in Franken die Qualität der Rotweine noch nicht an die Qualität der Weißweine herankommt", wie Johannes Burkert von der LWG ausführte.